ShakaZulu schrieb:perttivalkonen schrieb:
Aber hier vermenschelst Du Gott ja schon wieder. Daß Gottes "Vorsprung" in allem lediglich ein gradueller ist und kein qualitativer.
Naja, das Problem ist halt, dass diejenigen, die anbeten sollen, Menschen sind und aus deren Sicht muss es ein "Gott" sein.
Der Anspruch, dass die menschliche Sichtweise keine Rolle spielen darf, ist somit etwas eigenartig.
Wüßte nicht wieso. erklären tust Du es ja nicht.
Aus wessen Sicht (wenn irgendwas anderes noch wahrnehmen, denken udgl. könnte) wäre ein Schöpfer des Universums, der Erde, des Lebens udgl. denn nicht ein "Gott"? Ich mein, das auf den Faktor Mensch zurückzuführen ergibt doch überhaupt keinen Sinn.
Unbhängig davon bleibt der Fakt, daß Du hier beim Vermenscheln geblieben bist. Darauf gehst du gar nicht ein.
ShakaZulu schrieb:Insgesamt ist die Szenen-Idee aus "Gott" auf der einen Seite und "anbetende Menschen" auf der anderen Seite eine Festlegung, der dieser "Gott" unterliegt
Nochmals, auch darauf bist Du ja nicht eingegangen: eine sprachliche Festlegung durch Menschen schert doch den so "Festgelegten" nicht. Das ist noch immer absurd, ein Artefakt menschlicher Sprache (eine Beschreibung von X legt X fest) für ne Realität zu halten.
ShakaZulu schrieb:denn er soll es ja so wollen und genau deshalb die Schöpfung erschaffen haben.
Wo steht das zu lesen? Daß Du ein voraufgehendes Bedürfnis (Wollen) veranschlagst und damit vermenschelst, hatte ich bereits angesprochen. Ohne daß Du das berücksichtigst oder drauf eingehst.
Aber auch hier nochmals: selbstverständlich kann und darf ein nicht der Kausalität Unterworfener selber Kausalität wirken. Noch so ne Sache, über die Du einfach hinweggehst, statt was dazu zu sagen. Vielmehr ignorierste das einfach und tust so, als wäre das wollen ein unbestrittener Fakt.
ShakaZulu schrieb:Mein Hinweis "überall der Beste zu sein" geht nicht in Richtung Leistung, sondern in Richtung "Anbetung verursachen".
Und wie wird daraus nun ein Zwang, der bei "in Richtung Leistung" fehlen würde?
ShakaZulu schrieb:Unter diesem Gesichtspunkt kann man sich z.B. die (behaupteten) Wunder genauer ansehen.
Monty Python hat dies mal rund um "Das Leben des Brian" auf den Punkt gebracht: "Wir wollten zuerst einen Film über all die Leute machen, die 5 Minuten zu spät bei den Wundern auftauchten".
Plötzlich stehen die (behaupteten) Wunder komplett lächerlich da und man entfernt sich vom Anbeten.
Ähm, für die, welche die Wunder verpaßt haben, gibts doch die Bibel. Vor allem aber: Stünde hinter den Wundern oder der machgereichten Informierung der Nichtanwesenden über die Wunder ein Zwang, es wäre den Menschen nicht überlassen worden, das anschließend zu glauben oder nicht.
ShakaZulu schrieb:Wie willst du ein beliebiges Zurückgreifen (also einen willentlichen Vorgang) auf "Ursache und Wirkung" behaupten können, wenn der Wille hierbei bereits auf dem Prinzip "Ursache und Wirkung" basiert?
Von welcher Ursache ist das Wollen denn die Wirkung?
Und von was für einem beliebigen Zurückgreifen sprichst Du hier eigentlich?
ShakaZulu schrieb:Der Wille wäre ja die Ursache
Bei uns auf jeden Fall. Und bei Gott immerhin auch möglich (weißt ja, er darf durchaus kausal können). Daß dies auch bei nem Schöpfer zwingend sein muß, dafür fehlt mir noch immer der Aufweis. Ich seh da noch immer nur das Vermenscheln (in der Alternativform, quasi "weil alles in diesem Universum so kausal funzt"). Also das Extrapolieren innerweltlicher Verhältnisse auf den, der schlechterdings nicht dem Innerweltlichen unterworfen sein kann, wenn er denn alles Innerweltliche erst hervorgebracht hat.
ShakaZulu schrieb:Der Wille wiederum folgt auf einen Mangel
Wie gesagt, das überträgst Du einfach. Kannste ja so sehen, doch wie sollte das denn bittschön ne Beweiskraft für andere besitzen, die diese Deine freigewählte Prämisse "Muß auch für Gott gelten" nicht teilen? Denen müßtest Du doch erst aufzeigen, daß diese Prämisse durchaus zwingend auch für Gott gelten müsse, weil.... Aber da kommt nix.
ShakaZulu schrieb:Und wenn du genau hinschaust, benötigst du eine zeitliche Abfolge, die aber auch nicht vorliegen darf.
Wie genau ich auch hinschaue, so erkenne ich keine zeitliche Abfolge zwischen Mangel, Wollen und Aktion - wenn Mangel und selbst Wollen zur Disposition stehen.
Und selbst wenn das vorhanden wäre, sähe ich noch immer keine zeitliche Aufeinanderfolge. Das ist so eine Besonderheit des altisraelitischen Denkens. Während für den Menschen ein vom Tun separates Planen des Tuns gilt, weswegen auch das Tun nicht zwangsläufig dem Geplanten entsprechen muß - Sprüche16,9: "Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der HERR lenkt seine Schritte" - gibt es zwischen Gottes Reden und dem Geschehen keinen wirklichen Unterschied - Psalm33,9: "Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da." So letztlich auch in z.B. 1.Mose1,3: "Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht." Für uns klingt das nach einer Abfolge, aber im Hebräischen nicht.
wajjomär 'älohim --- und sprach Gott
jehi 'or --- (es) werde / sei Licht
wajjehi 'or und (es) wurde / war Licht.
das zweite jehi hat nur deswegen ein verdoppeltes J, weil davor ein wa- steht, also das Und. Abgesehen vom Wa- stünde dort also
jehi 'or - jehi-'orDas Sprechen und das Sein ist hier schon im Textbild "unterschiedslos".
Und so steht dieses jehi auch in Psalm33,9 da, ohne Zusatz. "Denn er sprach, und es wurde / war". Das Sprechen geht dem Sein nicht voraus, es ist das Sein. Das ist die altisraelitische Wortschöpfungs-Vorstellung. Daß wirklich keine Abfolge Wort --- Ereignis gemeint ist, kann gut an Sirach43,26 (nach anderer Zählung Vers 28) gesehen werden (die Schrift findet sich im katholischen AT, im evangelischen Raum höchstens in Lutherbibeln als "Apokraphen") Es heißt "und durch sein Wort besteht alles". Das "durch" klingt nach Ursache-Wirkung und nach erst-dann, also inhaltlicher wie zeitlicher Abfolge. Im griechischen Sirach-Text steht aber "kai en logô autou sygkeitai ta panta" (das "gk" spricht man "ng-k"). Also "und in seinem Wort ist das alles miteinander vorhanden". (keimai, dritte Person keitai, meint "liegen", übertragen auch "vorliegen", "bestehen", "existieren", "vorhanden sein"; die Vorsilbe syn- meint ein "mit" und paßt sich bei Verbindung dem nachfolgenden Laut an, weswegen wir von Sy
Mphonie sprechen oder von Sy
Llogismus udgl.). Bei Sirach geht es gar nicht anders, als daß die Existenz von "dem allem" nicht erst nach dem Wort kommt, sondern in dem Wort selbst steckt.
Übrigens auch in den Nachbarkulturen Alt-Israels gab es diese "Wort-Theologie". In der sogenannten Memphitischen Theologie heißt es z.B. "Lo, every word of the god came into being through the thoughts of the heart & the command by the tongue." (Zeilen 56f). Wobei auch hier keine zeitliche Abfolge gemeint ist, sondern eine Gleichzeitigkeit:
In it [= the theology of Memphis], the conflict of proto-reason is mediated (harmonized) by simultaneity of the contents of mind (heart) & the proclaiming speech (tongue) of Ptah, the all-encompassing creator and fashioner.
http://maat.sofiatopia.org/memphis.htmVergleiche auch Zeile 53: "There comes into being in the heart. There comes into being by the tongue." Schon mit dem Herzen (dem Denken) ist die Existenz. Zeitgleich mit der "Zunge", die in die Existenz "führt".
Ähnlich heißt es dann aus der Ramessidenzeit: "who made heaven as a creation of his heart" & "who made the Earth according to the plan of his heart, whose
manifestations came into being"
Auch wenn uns diese Vorstellung der Wort-Theologie fremd ist, so können wir sie nicht ersetzen durch ein "muß halt alles ne Aufeinanderfolge sein".
ShakaZulu schrieb:Das hilft dir nicht weiter, weil du immer eine Startaktion hereinbringen musst.
Und wieder denkst Du schlicht innerweltlich. Vermenschelnd. Nee Du, diese Prämisse setzt Du, die gilt definitiv nicht für mich. Damit kannst Du jemandem, der diese Prämisse gar nicht teilt, nichts belegen.
ShakaZulu schrieb:perttivalkonen schrieb:
Allerdings vermenschelst Du hier schon wieder die Gottheit, wenn Du unterstellst, daß auch Gottes Handeln zwingend einem Bedürfnis zu entspringen habe.
Da du Handlungen ins Spiel bringst, folge ich eher deiner "Vermenschlichung".
Ich benenne es nur so, ich zwänge dem nicht das auf, das für innerweltliches Handeln zu gelten habe. Oder habe ich damit irgendwas zu beweisen versucht wie Du mit "Startaktion", "Wollen", "Bedürfnis", "Mangel" als etwas Voraufgehendem?
Ich vermenschele gerade nicht das, was ich Gottes "Handeln" nenne. Du schon, indem Du sagst "ja aber Handeln ist doch zeitlich, entspringt einem Wollen, Bedürfnie, Mangel". Ich sage "Wenn Gott der Schöpfer ist, dann ist die Schöpfung ein Handeln". Ohne daß ich das Handeln selbst näher bestimme. Allenfalls benenne ich noch, daß nach biblischer Darstellung / Vorstellung Gottes Handeln durch das "Sprechen" keine Abfolge, kein zeitliches Aufeinander bedeutet.
Hier stoßen wir an die selben Grenzen der Beschreibbarkeit wie im Wissenschaftsbereich mit dem "was war vor dem Urknall und verursachte diesen".
ShakaZulu schrieb:Das Problem liegt doch darin begründet, dass du deine Idee "Gott" vermitteln möchtest
Wem will ichn die hier grad vermitteln? Wo mach ich dergleichen?
ShakaZulu schrieb:dass man nicht darüber reden können soll.
Nicht mal das sage ich. Ich rede nur von den Schwierigkeiten, Gott beschreiben zu können. Und auch davon, daß dergleichen, zu ernst genommen, gegen den Baum gehen muß und sogar von biblischen Texten kritisiert wird.
ShakaZulu schrieb:In der Folge verwendest du Aspekte der weltlichen Praxis, die, sobald man sie hinterfragt, "einfach nicht mehr für das stehen sollen", für das sie stehen.
Das spielt sich nur in Deinem Kopf ab. Ich lehne ja durchweg die fixe, die "festlegende" weltliche Praxis des Beschreibens ab. Ich verwende unsere Sprache (wie Handeln), lege mich und vor allem Gott aber nicht auf die innerweltlichen Implikationen dieser Begrifflichkeiten fest. Das tust Du. Nur Du.
ShakaZulu schrieb:perttivalkonen schrieb:
Insofern sind menschliche Beschreibungen Gottes eher "Richtungsaussagen" und keine wirklichen "Festlegungen auf soundso".
Wenn du ehrlich bist: die Idee "Gott" ("jüdischer/christlicher Gott") ist mittlerweile derart hinterfragt, dass ein kompletter Rückzug erfolgte, sodass man eigentlich nichts mehr sagen kann.
Wenn ich ehrlich bin, dann sage ich, dies ist ein Aufkärungsmärchen, daß wissenschaftliche Erkenntnisse der christlichen Lehre immer mehr "den Blitz hat Gott geworfen (als Strafe)" wegnimmt und Gott daher zum Lückenbüßer für all die noch nicht geklärten Sachen würde. Es waren gläubige Christen, die danach gefragt und geforscht haben, aufgrund welcher Gesetzmäßigkeiten einem ein Apfel auf den Kopf fällt oder Planeten auf elliptischen Bahnen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit um die Sonne kreisen.
Kar gibts auch Hanseln, die sowas nicht mögen. Aber das ist deren Sache, nicht generell christliches Denken. Wieso sollten die Prozesse dieser Welt für einen Gottgläubigen nicht aufgrund von Automatismen funzen? Die gottgläubigen Deisten vor und neben der Aufklärung verglichen Gott sogar ausdrücklich mit einem "Uhrmacher".
ShakaZulu schrieb:Ohne den bisherigen Weg (sagen wir über Naturphänomene, wilde Tiere, Statuen, usw. usf.), der ja durch all das Hinterfragen als falsch angesehen wird, hätte man die Situation "da ist ein Gott, über den man nichts sagen kann" nicht erreicht.
Vielleicht sollteste Dich mal eingehender mit den Philosophen der klassischen griechischen Antike befassen. Oder auch im Gefolge dazu mit den Denkern der Kirche, mit der
analogia entis, der
via negationis... Was Du da zeichnest ist eine arge Simplifizierung, sowas ist Stammtisch-Philosophie.
ShakaZulu schrieb:Ich stelle dir jetzt auch die Frage: wie funktioniert Liebe, wenn der Mensch es erst nach der körperlichen Ausrichtung, in seiner Wahrnehmung erkennt und auch das nur grob und eher unsicher?
Und wieder steckt "der Mensch" drinnen. Du denkst immer und immer wieder vom Menschen her.