perttivalkonen schrieb:Per definitionem erschafft ein solcher Gott das Universum, und nur innerhalb dieses Universums erkennen wir die Regel, daß jeglicher Zustand nur Wirkung einer voraufgehenden Ursache sein kann. Gott (wie er geglaubt, und wie er als Glaubensinhalt hier extra vorausgesetzt wurde) unterliegt dann aber nicht diesen Bedingungen, die er selbst erschaffen hat. Anders als alles, was wir kennen, muß er also keinen Ursprung haben.
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Und wenn Christen nun mal glauben, daß ihr Gott, der nicht Teil dieses Universums ist und daher nicht dessen Bedingungen unterworfen ist, selber "keinen Schöpfer besitzt" (und es in dr Bibel auch ausdrücklich so steht), dann ist das kein logischer Fehler, kein infiniter Regreß, sondern in sich konsistent.
Leider nein, ich sehe es
nicht als konsistent an.
Mal abgesehen davon, dass mit "Gott erschafft" nichts von den uns bekannten Vorgängen und auch keine uns bekannte Situation gemeint sein kann, und somit eigentlich ein gigantischer Bedeutungsumfang fehlt, gibt es auch beim Annehmen dieser Suggestion deutliche Schwierigkeiten.
Das Wort "Gott" wird so eingesetzt, dass ein Objektverständnis notwendig ist.
Das Wort "erschafft" verlangt nach einem Handlungsverständnis.
Beides steht uns nur auf Basis von Raum und Zeit zur Verfügung.
=> Insgeheim wird also mit "Gott erschafft" ein verstecktes Universum mitgeliefert (in dem sich "Gott" befinden soll), das aber ja gerade
nicht mitgeliefert werden soll.
Egal, heute bin ich tolerant, denn es soll ja ein wenig um Ursache und Wirkung gehen.
Ich akzeptiere also bei "Gott erschafft": ein Akteur führt eine Handlung durch.
"Gott" soll hierbei nicht die Handlung sein und er soll die Handlung auch nicht immer und ständig durchführen, sondern "er macht es halt irgendwie so, dass unser Universum mit Ursache und Wirkung startet".
Dass Dumme ist nun, damit ein Akteur eine Handlung durchführt, muss es so etwas wie eine Idee, ein Bedürfnis, einen Mangel oder allgemein eine Motivation geben.
Das Minimum für Motivation ist "irgend eine Art von Unterschied".
=> "Gottes Erschaffungshandlung" geht also etwas voraus -> seine Motivation, irgendein vorhandener Unterschied
=> Die Motivation ist damit die Ursache für das "Erschaffen".
Das Paar "Motivation und Handlung" ist so allgemein gültig, dass "Gott" keine einzige Regung durchführt, ohne dass er dem Ursache/Wirkungs-Prinzip unterliegt.
Er kann dieses Prinzip noch nicht einmal erschaffen, weil er es ja zum Erschaffen benötigen würde.
=> "Gott erschafft" ist also
kein Ausstieg aus dem "infiniten Regress".
Jetzt kann man natürlich auch noch den letzten Rest an Suggestionsinhalt entsorgen und behaupten "Gott" ist kein Objekt, kein Akteur und "erschaffen" ist keine Handlung, nur liegt dann hinter "Gott erschafft" keinerlei Bedeutung mehr.
Es handelt sich dann nur noch um Symbole, die nichts aussagen.
perttivalkonen schrieb:..., und ich habe immerhin Theologie studiert.
Betrachtest du das heute als Zeitverschwendung?