@osaki Wie wärs mit dem Energieerhaltungssatz? Wenn ich sterbe, werde ich zu Erde, und aus mir wächst mit etwas Glück ein kraftvoller Baum.
Noumenon schrieb:wie Schopenhauer wohl zu sagen versuchte: Die eindrucksvolle Demonstration intellektueller Vermessenheit in Folge einer gewissen Überheblichkeit, dass wir Menschen ach so schlau seien, die Natur der Dinge nahezu vollends verstanden zu haben
Also, das sagt Schopenhauer gerade nicht. Was er sagt, ist, dass der Verstand der Menschen schlicht nicht ausreicht, um Gesetzmäßigkeiten des Universums mit den zu Verfügung stehenden Mitteln zu verstehen. Dein verächtliches "ach so schlau" lese ich da jedenfalls nicht heraus.
Warum ich das derart interpretiere? Sehen wir uns den Absatz doch genauer an:
Noumenon schrieb:Denn daß, während das Unvollkommenste, das Niedrigste, das Unorganische, unangefochten fortdauert
Das ist ein Verweis auf alles "Natürliche", seien es Gebirge, Wälder, Flüsse oder Meere, aber auch die Menschen, die Tiere, der Lauf der Sterne am Himmel. Sie sind unvollkommen, organisch, also aus ihrer Selbst gewachsen.
Noumenon schrieb:gerade die vollkommensten Wesen, die lebenden, mit ihren unendlich komplicirten und unbegreiflich kunstvollen Organisationen
Also alles, in das Gedanken- und Schaffenskraft gesteckt wurde, alles was künstlich errichtet wurde - seien es Staatsgebilde, Bauwerke, Werkzeuge, Kunst- oder Kulturgüter...
Noumenon schrieb:stets von Grund aus neu entstehn und nach einer Spanne Zeit absolut zu nichts werden sollten
... allesamt endlich sind und vernichtet oder vergehen können...
Noumenon schrieb:um abermals neuen, aus dem Nichts ins Daseyn tretenden, ihres Gleichen, Platz zu machen,
... und regelmäßig von neuen Gebilden ersetzt werden.
Noumenon schrieb:Dies ist etwas so augenscheinlich Absurdes, daß es nimmermehr die wahre Ordnung der Dinge seyn kann
Dieser Satz verweist eher auf Schopenhauers Unverständnis, dass das Undurchdachte dem Durchdachten stets zu obsiegen scheint. Während der Turm auf seiner Spitze längst verwittert, steht der Berg noch.
Schopenhauer wirft hier die Frage auf, ob denn jedes hinterlassene Zeugnis, jede Spur die gewollt ist, unweigerlich vergehen muss, weil ein größerer Algorithmus dahintersteht, den der Mensch nicht in der Lage ist, zu erkennen.
Noumenon schrieb:vielmehr bloß eine Hülle, welche diese verbirgt, richtiger, ein durch die Beschaffenheit unsers Intellekts bedingtes Phänomen."
Und hier verweist Schopenhauer eben darauf - dass alles Gewollte vergänglich ist, muss einem größeren Zusammenhang entstehen, den der Mensch (noch) nicht in der Lage ist zu verstehen.
Das Ganze ist eher eine Auseinandersetzung mit dem gewollten Hinterlassen von Spuren der Menschen, die der Menschheit in den Genen steckt, jedoch die organischen, niederen Fußabdrücke der Menschen (sei es pure Nachkommenschaft, sei es Höhlenmalerei) eine deutlich länger durchwirkende Gesetzmäßigkeit in der Geschichte darstellen als ihre großen Errungenschaften (wie Bauwerke großer Kulturen, wie die Kulturen selbst auch).
Wir sehen hier eine Gegenüberstellung von Natur ./. Unnatur, aber ich sehe keinen akuten Bezug zu der eingänglichen These oder der Frage, was nach dem Tod tatsächlich kommt.
Tatsächlich ist die einzige Aussage nach freier Interpretation, die ich in Bezug zur Frage des Nachtodes sehen kann, dass der Mensch nicht begreifen kann, was danach kommt und nicht in der Lage ist, es jemals zu wissen, oder in Erfahrung zu bringen, der Tod selbst aber vollständig unabwendbar ist.