sarevok schrieb:perttivalkonen schrieb:
Einen Kulturtransfer
ach transfer wird das nun genannt ?
Wikipedia: KulturtransferKannst es aber auch gerne diffundieren nennen, wobei das nicht völlig identisch ist.
Wikipedia: Diffusionstheoriesarevok schrieb:52% finde ich nun nicht grade besonders überzeugend
Welche Stichprobenkontrolle muß mehr als 52% testen, um die Gesamtcharge zu beurteilen? Meinst Du echt, auch wenn 52% des NT-Textes in den ersten Jahrhunderten ihrenInhalt authentisch beibehalten haben, so wäre bei den restlichen 48% mit einer groben inhaltlichen Abänderung zu rechnen? Merke, diese 52% wurden nicht nach inhaltlichen Kriterien ausgesucht, alte NT-Funde sind Zufallsfunde. Zwar kann man sagen, daß bei Überlieferung einzelner NT-Texte durchaus nach inhaltlichen Kriterien entschieden wurde, welche NT-Schrift häufig abgeschrieben wurde und welche Schrift eher selten, sodaß erstere Schriften mit größerer Wahrscheinlichkeit bis heute erhalten blieben als letztere. Doch heißt das ja nur umso gewisser, daß da nix geändert wurde, wenn ausgerechnet die fürs Christentum inhaltlich bedeutsamsten Schriften bevorzugt erhalten blieben - und so ihre authentische Tradierung bezeugen!
sarevok schrieb:und da steht nichts drin was nicht auch heute drin steht ? du meinst so wie noch logos drin steht ?
Natürlich gibt es Veränderungen. Zumeist finden sich Abschreibfehler. Dann gibt es auch "veränderte Rechtschreibung". Zuweilen wurde ein Wort gegen ein Synonym ausgetauscht. Sogar inhaltliche Eingriffe sind überliefert, etwa das
Comma Johanneum, wo jemand mal die Trinität in den ersten Johannesbrief eingeschrieben hat. Die größte Textabänderung ist wohl der sogenannte
Langschluß des Markusevangeliums. Also Markus16,9-20. In den ältesten Handschriften dieses Evangeliums endet das letzte Kapitel mit Vers 8. Inhaltlich ist dies kein richtiger Abschluß, der ursprüngliche Schluß muß früh verloren gegangen sein. Jemand späteres (aber schon in den ersten Jahrhunderten) hat dieses Manko bemerkt und einen Ersatz geschaffen, eben 16,9-20. (Gibt auch noch andere, kürzere Versionen einer Auffüllung, aber der Langschluß hatte sich dann durchgesetzt). Allerdings hat dieser Verfasser nicht einfach seiner Phantasie freien Lauf gelassen, sondern hat auf diverse Stellen der anderen Evangelien sowie der Apostelgeschichte zurückgegriffen und daraus sein neues Markus-Ende zusammengestellt. Formal wurde da also umfangreich Text geändert, inhaltlich jedoch nicht.
Jedenfalls basieren die protestantischen Bibelübersetzung seit der Reformation auf den ältesten erreichbaren Bibelhandschriften, und seit geraumer Zeit geben auch die katholischen Bibeln nicht einfach nur den Wortlaut der lateinischen Vulgata wider, sondern werden mithilfe der ältesten erreichbaren Handschriften zu jeder Textpassage geprüft, editiert und herausgegeben. Mit anderen Worten: Heute erst recht liest Du in einer Bibel das, was schon ganz am Anfang drin gestanden hat.
Dasselbe gilt übrigens auch fürs AT. In Qumran hat man ein vollständig erhaltenes Jesajabuch (naja "Buch", eine Schriftrolle, und ok, am Ende fehlen ein paar Wörter) gefunden, welces aus dem zweiten Jahrhundert v.Chr. stammt. Abgesehen von der veränderten Rechschreibung fanden sich geschlagene 70 Änderungen zum hebräischen Massoretischen Text. Also 70 Wörter, die zumeist Abschreibfehler enthielten, ansonsten mehrheitlich Synonyme zu den heutigen Vokabeln des hebräischen Synagogentextes darstellen. Siebzig minimal abweichende Vokabeln in 66 Buchkapiteln.
sarevok schrieb:manche versuche dinge zu übersetzten verfälschen die aussage
Hat der erste Dreck, den man auf etwas geworfen hat, nicht gehaftet, wirft man schnell den nächsten hinterher, in der Hoffnung, dieser bliebe nun kleben.
Jede Übersetzung führt dazu, daß Bedeutungsaspekte der ursprünglichen Sprache nicht mehr wiedergegeben werden können und andere, nichtgemeinte Bedeutungsaspekte in der Zielsprache mitherausgehört werden können. Selbst ideologisch beabsichtigte Übersetzungs-Eingriffe sind verbreitet. Zu DDR-Zeiten las ich mal ein Buch von Woody Allen, welches ein Bekannter aus dem Westen hatte. Darin kam eine putzige Beschreibung eines Miesepeters vor "Er hatte das Einfühlungsvermögen der Berliner Mauer". Später fand ich das Buch in einem DDR-Buchladen, herausgegeben von einem Ostverlag. Der selbe Übersetzer wurde angegeben, aber an der Stelle las ich "Er hatte das Einfühlungsvermögen einer Mauer". Ah ja, dachte ich, ideologische Korrektur im Osten. Tatsächlich fand ich Jahre später heraus, daß Allen tatsächlich "eine Mauer" geschrieben hatte. Da hatte also der Westen "ideologisch eingegriffen".
Aber auch das sind ideologische Eingriffe, wenn bei einer Übersetzung wegen der political Correctness Wörter ausgetauscht werden. Bruce Willis' "Yippieyayeah Schweinebacke" war eigentlich ein "Yippiekayeah Motherfucker". Und "Neger" wird auch nicht mehr ständig wiedergegeben, wenn er im zu übersetzenden Original drinsteht.
Na und Alfs "Null Problemo!" war sogar ne deutliche Verbesserung gegenüber dem simplen "no problem" der Vorlage. Da brauchts nicht mal irgendwelche weltanschaulichen Normen für ne Textveränderung.
Sowas ist geradezu "normales Geschäft" im Übersetzungsbetrieb und größtenteils nicht zu beanstanden. Klar gibt es dabei auch qualitative Unterschiede. Aber selbst die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas, in der ich schon so manche starke ideologische Veränderung gefunden habe, könnte ich noch immer jemandem zum Erstlesen der Bibel ausleihen (wenn ich keine andere, bessere zur Hand hätte).
sarevok schrieb:naja also versteh mich nicht falsch aber geschichte anderer völker als die eigenen verkaufen und diese dann noch
in die eigene religion einweben teils namen verändern etc. und das dann als das eigene verkaufen ? kommt mir schon
ziemlich schäbig vor
In einem Geschichtslehrbuch wär dem auch so. Aber in den mythischen Herkunftserzählungen der Völker ist dies halt weit verbreitet, und dort hat es auch gar nicht diesen schalen Beigeschmack. Die Menschen der vorhellenistischen Antike verstanden ihre Mythen gar nicht so historisierend; diese Unart, selbst Mythisches historisierend aufzufassen, kam wirklich erst mit dem Hellenismus auf. Die alten Israeliten bzw. frühen Juden hat es nicht geschert, daß die beiden in der Bibel direkt nebeneinander stehenden Schöpfungsberichte inhaltliche Widersprüche zueinander aufweisen. Erst ab hellenistischer Zeit stieß man sich daran und schuf dafür Lösungen. Wie etwa die Story von der Lilith, der ersten Frau Adams. Denn im ersten Bericht werden Menschen geschaffen, männlich und weiblich, im zweiten Bericht wird nur von der Erschaffung Adams berichtet, und Eva wird später aus Adams Rippe
erschaffen gemacht.Die Lilith-Story überbrückt diesen Historisierungs-Widerspruch. Lilith war die erschaffene Fru, die mit Adam und schließlich mit Gott selbst Zoff hatte, weil sie sich Adam nicht unterordnen (beim Sex nicht immer untenliegen) wollte. Sie sei schließlich ebenso wie der Mann von Gott erschaffen, völlig gleichberechtigt. Daraufhin wurde Lilith verstoßen (und lebte als Dämonin fort) und Eva nur noch gemacht statt geschaffen, und zwar aus nem Stück von Mann, um gleich zu wissen, zu wem und unter wen sie gehört.
Inb vorhellenistischer Zeit hat sich jahrhundertelang niemand an diesen "historischen Widersprüchen" gestoßen. Die Leute lasen ihre Mythen gar nicht mit einer "historischen Brille". Auch an vielen anderen Punkten kann man erkennen, daß für die Altvorderen Mythen keine "historische Realität" in unserem Sinne wiedergeben.
Insofern können mythische Ursprungslegenden für die Menschen der Enttehungszeit dieser Mythen auch nichts Schäbiges an sich haben. Wenn, dann ist es schäbig, sich keine Mühe zu geben, die Mythen so zu verstehen zu versuchen, wie sie gemeint waren.
Aber wie schon mal jemand sagte, ein Schelm, wer Übles dabei denkt... Gell?
sarevok schrieb:perttivalkonen schrieb:
Schelm ist sogar noch zu freundlich dafür!
stimmt finde ich auch da gebe ich dir recht
Meinst Du echt?
So viel Selbstkritik hätt ich Dir jetzt gar nicht zugetraut. Zur Erinnerung:
sarevok schrieb:die meisten geschichten sind aus anderen religion zusammen geklaut siehe gilgamesch epos
ein schelm wer böses dabei denkt
sarevok schrieb:schau die sache ist doch die, das teils menschen ihr ganzes leben nach diesen schriften ausrichten
ihre vorstellungen und gefühle
Und das nächste "Ja, aber", weil das frühere "Argument" nix taugt. Taugt aber auch nix...
sarevok schrieb:perttivalkonen schrieb:
Also die vier Evangelien und der corpus paulinum standen Mitte des 2.Jh. bereits seit geraumer Zeit fest. Das sind schon mal rund 73% des NT.
also ca. 200 jahre flüsterpost
Ähm, wie rechnest Du? Jesus starb um 30 n.Chr. Mitte des 2.Jh. ist um 150 n.Chr. Und dann noch "geraume Zeit" abziehen, da komm ich nach Adam Riese auf maximal 100.
Hinzu kommt, daß es sogar Texte von sogenannten "Kirchenvätern" gibt, die schon in der ersten Hälfte des 2.Jh. lebten, wirkten und schrieben. Und die ebenfalls hie und da NT-Passagen zitieren. Oder die "Didache", eine Schrift, die um 100 v.Chr. entstand, auch da finden sich Zitationen. Und rate mal, wie stark die abweichen!
Nee Du, wir haben zum einen eine mehr als anderthalbtausendjährige gute Bezeugung einer authentischen Texttradierung des NT, zum zweiten haben wir nochmals ein paar Jahrhunderte eine Bestätigung für diese wortgetreue Weitergabe für einen gut Teil des Textes. Und bezüglich einzelner Passagen kommen wir sogar bis auf wenige Jahrzehnte an den Ursprung ran. Aber auf den "letzten paar Metern" rechnest Du mit nem
total anderen Verhalten? Logik geht irgendwie anders.
sarevok schrieb:Na und Konstantin hat gleich gar nichts mit der Kanonbildung zu tun. Und was soll "volksnah" bedeuten?
solltest du das nicht wissen ?
so steht es auf wikipedia
Ja eben. Und da steht nichts von Kanon, auch nicht unter anderer Bezeichnung. Was Du da zitierst und sogar unterstreichst, handelt doch ausdrücklich vom "
Bekenntnis". Es geht also um das auf dem ersten Konzil von Nicäa ausformulierte Nicäum, das Nizäische Glaubensbekenntnis. Steht doch da, ist sogar verlinkt:
Wikipedia: Bekenntnis von NicäaFlamingO schrieb:Nichtsdestotrotz wird heute im Allgemeinen vom Garten Eden statt vom Garten in Eden gesprochen.
Steht so ja auch in der Bibel, wieso sollte man also nicht von einem Garten Eden sprechen? Nur, weil es sich um einen Garten in Eden handelt, ist doch eine Bezeichnung als "Garten Eden" weder unmöglich noch verboten oder falsch, oder?