sarevok schrieb:was denkt ihr darüber ?
Auch wenn der ΑΒΡΑΣΑΞ des Gnostikers Basilides zuweilen mit ΙΑΩ, ΣΑΒΑΩΘ oder sonstigen dem AT entlehnten Bezeichnungen kombiniert wird, so ist damit keineswegs der Gott Israels JHWH Zebaot gemeint. In der Gnosis gilt dieser als nicht zum Pleroma gehöriger Demiurg, eine widergöttliche Gestalt, die verantwortlich ist für die materiale Weltschöpfung und die Abkehr vom Göttlichen. Nur haben die Gnostiker halt viele biblische Begrifflichkeiten übernommen und neu gefüllt. Aus gnostischen Bezeichnungen und Bezeichnungsverknüpfungen läßt sich keine Information zur Vorgeschichte eines Begriffs oder seiner Verwendung beziehen.
Daß Hieronymus (englisch Jerome) ΙΑΩ für ursprünglich hält, ist ebenfalls ohne Wert. Er hat unter anderem das AT ins Lateinische übertragen. Im hebräischen AT kommen sehr viele gottesnamenhaltige Personennamen vor, und die enden oft auf "-jahu", wie Jeremia-jirmejahu, Elia-'elijahu usw. Das ist natürlich verlockend, daraus zu folgern, daß dies der ursprüngliche Gottesname sein könne. Andererseits gibt es auch Personennamen, bei denen der Gottesname voransteht, etwa Jojakim-jehojaqim, Josua-jehoschua', und das bedeutet auch nicht, daß der ursprüngliche Gottesname mal Jeho war. Es zeigt nur, daß die Vokalisation sich je nach syntaktischer Stellung in solchen Namen ändern kann, und sagt nicht wirklich was über die ursprüngliche Aussprache aus.
Dann gibt es noch eine kürzere Namensversion. Gut zu sehen am Namen Nathan. Wenn der Name Nathan mit dem Gottesnamen verknüpft wird, gibt es in der längeren Version jehonathan wie netanjahu, und in der kürzeren Version jonathan und netanja. (Gibts auch mit der Gottesbezeichnung El: 'elnathan und netan'el, im NT als "Nathanael" wiedergegeben.)
Als reiner Gottesname kommen die beiden Namensformen ebenfalls im AT vor, und dann als Jahu und Ja. Geschrieben JHW bzw. JH. Insofern gibt es den Namen ΙΑΩ schon mal wirklich, doch eben nicht für das Tetragrammaton JHWH, sondern für das "Trigrammaton". Doch wird der Gottesname fast ausschließlich mit vier Buchstaben geschrieben und nicht mit dreien (am seltensten mit zweien).
Und der Witz: auch wenn die ursprüngliche Vokalisierung von JHWH nicht schriftlich überliefert ist (weil Vokale nicht geschrieben wurden), eine Aussprache als Jahu / ΙΑΩ ist für das Tetragrammaton ausgeschlossen. Geschrieben werden muß von Jahu das J und das H, die Vokale wie gesagt nicht. Da am Ende nun aber noch ein Vokal nach dem H folgt, muß ein "Platzhalter"-Konsonant hintangefügt werden, um zu signalisieren, daß das Wort nicht mit dem H-Laut endet. Hierfür könnte der Buchstabe für H verwendet werden, bei Salomo-schelomo zum Beispiel steht am Ende ein H. Da so aber zwei H hintereinander stehen und Doppelkonsonanten damals nicht geschrieben wurden, sollte man besser den Buchstaben für W nehmen, der ohnehin wegen seiner lautlichen Ähnlichkeit gerne zum Anzeigen eines O oder U verwendet wurde. Jaho würde also als JHW geschrieben werden. Ein weiterer Konsonant folgt da nicht, wieso also sollte da noch ein H geschrieben werden? JHWH kann wirklich unmöglich für ein jaho stehen. Selbst wenn man sagt "der Buchstabe für W steht ja für den Laut O, heißt das nicht, daß noch ein Schlußkonsonant geschrieben werden könnte. Denn auch als Vokalanzeiger dient der W-Buchstabe als Silbenabschluß-Anzeiger. Hebräische Wörter, die auf O enden, werden tatsächlich nur mit einem W am Ende geschrieben (oder wie bei Salomo mit einem H, dann aber ohne W).
Das Tetragrammaton kann also unmöglich für ΙΑΩ stehen. Es gibt aber eben auch aus hellenistisch-römischer Zeit andere griechische Wiedergaben des Gottesnamens, nicht nur ΙΑΩ. Nämlich auch IABE. Und da schon in jener Zeit das griechische Beta oft als W-Laut gesprochen wurde, scheint IABE die Aussprache des Tetragrammatons anzuzeigen. Das wäre dann genau die von der Forschung favorisierte Aussprache.