Zehn Fragen an Gläubige
15.10.2019 um 15:37
Rein vom logischen Ablauf her macht die Vorgeschichte durchaus Sinn. Also, da war ein Etwas was wir heute Gott nennen, es war (aus irgendwelchen Gründen) intelligent, und merkte irgendwann, daß nur so vor sich hin existieren und um sich selber rotieren in alle Ewigkeit ziemlich langweilig ist.
Vor allem wollte es wissen, wie es eigentlich selber aussieht, aber da es mangels Materie auch keine Spiegel gab, konnte es nur kleine Stückchen von sich selber abrupfen und sich über diese "Außensensoren" selber betrachten.
Aber sowohl die Sensoren als auch "Gott" selbst bestanden aus reinem Licht (Energie?), da gab es also nicht viel Aufschlußreiches zu sehen, und langweilig war es immer noch. Gott brauchte bessere Sensoren, die besser hingucken konnten und vielleicht sogar für Unterhaltung sorgten, und da sich seine Licht-Sensoren ("Engel") als nutzlos erwiesen hatten, produzierte es was anderes, was kein Licht war.
Nennen wir es Asche. Oder besser energiegeladene Singularitäten, die sich in Big Bangs zu Universen aufblähten. In diesen Universen sollten die richtigen Sensoren mit Intelligenz und Durchblick heranwachsen, das dauerte zwar ein paar Milliarden Jahre, aber außerhalb der Universen herrscht die zeitlose Ewigkeit, und "Gott" konnte das aussitzen. Es hatte ja nix anderes zu tun.
Entstehung Menschheit, irgendwann. Und vielleicht einen Haufen anderer Spezies in diesem oder in anderen Universen, die die Grundlagen für Leben bieten. "Gott" mischt sich nicht ein in die Entwicklung, es läßt einfach machen und laufen, das beste setzt sich von selber durch. Wahrscheinlich schaut es zu, fasziniert von dem Mini-Gewimmel im Reagenzglas, wie ein verrückter Wissenschaftler im Frankenstein-Turm, der selber nicht ahnte, was er da zusammenbraut.
Ob es hin und wieder eingreift, wie manche Menschen glauben? Näh, lieber nicht, Gott könnte ja mit seiner Größe ungeschickt was kaputt machen, was sich dann nicht mehr so leicht flicken läßt. Es hat festgestellt, daß sich "Naturkatastrophen" auch ganz von selber einstellen, Supernovae, die ganze Sonnensysteme vernichten, allesfressende Schwarze Löcher, tödliche Strahlungen, die jedes Leben von Planeten brennen, die ihnen in den Weg geraten - vielleicht schon viele Male passiert, passiert vielleicht auch gerade jetzt, in unserem Universum irgendwo und in unzähligen anderen - also muß es nicht auch noch mit hineinpfuschen.
Es setzt höchstens ein paar von diesen winzigen haarigen Primaten, die einzigen mit genug Vorstellungskraft auf Lichtjahre im Umkreis, die Idee in den Kopf, daß es sowas wie ein viel höheres Wesen als sie selber geben könnte. Das reicht, den Rest machen die selber, weil sie eine blühende Phantasie besitzen, der nichts fremd ist, sobald es erst mal erfunden ist. Sie sollen schließlich als Sensoren für Gottes Selbsterkenntnis, seine Selbstwahrnehmung dienen ... und das können sie am besten, wenn sie weitgehend unbeeinflußt bleiben. Sich streiten, in keiner Hinsicht einig sind, denn je mehr Meinungen, um so mehr Facetten Gottes können entdeckt und beleuchtet werden.
Um ein paar Millionen Ecken herum sind sie ja schließlich alle Gott, winzige Bruchstückchen von ihm. Unvollständig, zerbrechlich, kaum noch leuchtend, aber genau darum mit besserem Durchblick versehen, auch im Inneren eines Auges ist es ja normalerweise ziemlich finster, damit das einfallende Licht um so besser aufgenommen und analysiert werden kann.
Hübsche Fantasy-Story? :)