@suscatsuscat schrieb:Hilfreich wäre sicher manchmal sich zu outen, aus welcher Sicht (z.B. Jude, Moslem, Buddist) man selbst die Sache betrachtet.
Hallo Suscat, ich bin katholischer christ.
suscat schrieb:Kurz eine Erklärung zu mir - ich sehe mich als Christin. Allerdings glaube ich nicht an alles was in der Bibel steht, insbesondere sehe ich eine Diskrepanz im Gott des AT und des NT.
Ich glaube an Jesus. Und daran, dass wir sein Opfer für uns annehmen oder ablehnen können.
Und ich glaube an die Evolution und auch an Wissenschaft.
Du bist mit der ansicht nicht allein, dass es anscheinende diskrepanzen zwischen dem gottesbild im alten und im neuen testament gibt.
Ich denke zum einen ist es wichtig zu sehen, in welchem kontext die entsprechende passage der bibel gelesen wird, zum anderen zu welchem buch innerhalb der bibel sie gehört. In der bibel findet sich so einiges..dinge die historisch 1:1 zu verstehen sind, gleichnisse, zum teil sinnbilder und symbole, gebete und das tatsächliche wirken gottes.
Soweit ich informiert bin, stellt die kirche nicht die mikroevolution in frage, allerdings die makroevolution. Das heisst es wird nicht bezweifelt, dass z.b. ein vogel der sich an einem gewässer aufhält und sich hauptsächlich von muscheln ernährt im laufe einer langen zeit und durch viele generationen hindurch letztendlich einen härteren schnabel bekommt (=mikroevolution).
Bestritten wird, dass z.b. aus einem fisch ein affe wird(=makroevolution).soweit ich weiss ist man sich da selbst unter wissenschaftlern zum teil sehr uneins drüber.
Übrigens war der „begründer“ der urknall-theorie ein katholischer priester. Auch in der wissenschaft gab/gibt es geisliche menschen und die wissenschaft muss nicht zwangsläufig einem glauben an gott entgegenstehen, auch wenn das heute oft so vermittelt wird.
suscat schrieb:Daraus ergeben sich unendlich viele Diskussionspunkte. Hier jetzt ein paar Gedanken dazu.
Die Bibel - Gottes Wort? Was bedeutet das?
Die bibel ist nicht vom himmel gefallen. Sie ist eine sammlung von büchern die menschen geschrieben haben. Menschen haben entschieden welche bücher in die bibel kommen. Allerdings sind nicht wahllos irgendwelche bücher zu einem großen buch zusammengebunden worden. Es geht aber darum, dass die menschen die diese bücher geschrieben haben gott nahe gestanden haben, quasi von seinem heiligen geist erfüllt waren, als sie diese bücher verfasst haben.
Diese bestandteile der bibel können z.b. aussagen von propheten sein, die niedergeschrieben wurden und sich später erfüllt haben oder z.b. bei den evangelien im neuen testament um eine art sammlung von augenzeugenberichten bzgl. jesus und daraus wurde dann ein ganzes evangelium verfasst.
Also ist es z.b. nicht ganz wie bei den 10 geboten, in denenn gott selbst mose aufgetragen hat diese wortwörtlich aufzuschreiben, wohl aber kann man sagen, dass die autoren der bibel von gott inspiriert waren und so in letzter instanz gott durch diese menschen gesprochen hat.
Insofern versteht man die bibel als gottes wort.
Somit ist alles in ihr richtig und auch wichtig. Ein augenzeugenbericht ist genauso wichtig wie ein gebot, wie eine prophezeiung oder ein gebet oder auch ein sinnbild.
suscat schrieb:Hier kommen mir dann schon die ersten Gedanken die dagegen sprechen - z.B. die Entstehung der Welt. Das war für mich garantiert nicht so wie es in der Bibel steht sondern eben Evolution.
Wie ist dann die Schöpfer Rolle Gottes zu sehen?
In genesis gibt es zu der entstehung der welt 2 aufeinanderfolgende entstehungsgeschichten der welt, diese weichen inhaltlich voneinander ab. jetzt mal ne frage…würdest du 1:1 beschreiben wollen, wie die welt entstanden ist, würdest du dann 2 unterschiedliche geschichten hintereinander in deinem buch schreiben?wohl kaum oder?
Es geht also nicht darum das wortwörtlich zu nehmen. Diese geschichten sagen aber beide wichtige kerpunkte zwischen der beziehung von menschen und gott aus. gott hat alles geschaffen, gott liebt die menschen, die menschen haben sich von gott abgewandt und sind arglos den wölfen in schafspelzen hinterhergerannt anstatt auf ihren hirten zu vertrauen und haben sich damit ihr leid selbst geschaffen.
Sieht man gott als den schöpfer, so ist die evolution ein teil des fortwährenden schöpfungsprozesses gottes. ähnlich wie ein funke zum anmachen eines feuers reicht, dieses sich aber von allein zum waldbrand entwickeln kann.gott ist und bleibt der schöpfer, auch wenn wir heute ein paar details mehr verstehen als vor 2000 jahren.
suscat schrieb:Der Gott im AT ist rachsüchtig, er verlangt teilweise zu Testzwecken undenkliche Dinge - z.B. das eigene Kind zu opfern.
Das war eine prüfung des glaubens,gott hat nicht zugelassen, dass isaak geopfert wird.
Mal ein anderer gedanke..meine mutter war eine sehr gläubige frau.sie hat krebs bekommen und ist daran gestorben und das war nicht schön. Dennoch ist sie im glauben und im vertrauen auf gott gestorben.
Maria hat ihren sohn geliebt, auch wenn sie wusste, dass er für die ganze menschheit sterben würde und sie ihn verlieren würde, hat sie sinngemäß gesagt „gott ich bin deine dienerin, mach was du für richtig hälst,ich vertraue dir“.
Jeder mensch erlebt irgendwann dinge auf die man gerne verzichten würde.auch stirbt jeder mensch,was ja in gewisser weise auch eine prüfung des glaubens ist.
Dieses ganze elend geht allerdings ursprünglich vom menschen aus, der sich gegen gott gestellt hat. diese dinge sind die konsequenz daraus und nicht weil gott es so für uns haben will.
Gott lässt eine schlechte sache zu, wenn ein größeres gut daraus entsteht. Z.b. kreuzigung von jesus für die erettung von uns allen, hiob bekommt am ende noch mehr zurück als er verloren hat, abraham wird für seinen glauben belohnt.
Ich denke gott ist nicht rachsüchtig oder zornig. Aber neben liebe gehört auch gerechtigkeit zu seinen eigenschaften.das eine nie ohne das andere.vieles wirkt für uns unverständlich, weil wir nicht das große ganze sehen.
suscat schrieb:Einer der Protagonisten David - verursacht absichtlich den Tot des Ehemanns um seine Frau zu bekommen. Ist das nicht moralisch bedenklich - David wird dann als Stammvater verehrt.
Was glaubst du..wird gottes grenzenlose für jeden menschen (also auch für dich) aufhören, wenn du etwas böses tust,sprich sündigst? Die message durch das ganze christentum ist doch vergebung.
Dieses bild von david lässt sich auch prima auf die katholische kirche übertragen. Gab es machtmissbrauch,verbrechen,etc? ja, absolut richtig. Was hat das mit der heutigen kirche zu tun?oder mit der kirche von christi geburt an bis zum mittelalter? Absolut nichts.
Das wäre so als würde man jeden deutschen der vor und nach dem 2 weltkrieg geboren ist als nazi bezeichnen.
David war ein mensch, ebenso wie die kirche menschen sind. Sie halten beide gottes unfehlbare geschenke in irdenen,fehlbaren händen.
Gott hat david auserwählt und an ihm trotz seiner fehler und missetaten festgehalten,weil er ihn liebt und dieser wiederum trotz seiner sünden an gott festgehalten hat.
Eben so wie gott an jedem von uns festhält, auch wenn wir mist bauen,auch wenn er es nicht gut findet, solange wir zu ihm gehören wollen.
suscat schrieb:Im AT wird sehr viel auf den Gott der Israeliten eingegangen - sind wir überhaupt als nicht Israelis seine Kinder?
Ja natürlich.gottes auserwähltes volk sind die israeliten, also die juden.aber es wird sehr deutlich gesagt, dass auch menschen aus allen völkern der „heiden“ zum glauben kommen und sie ein volk gottes sein werden. Insbesondere in der apostelgeschichte wird dies deutlich,als die apostel auszogen um aller welt das evangelium zu bringen.
Gott hat alle menschen geschaffen, das volk gottes meint hier meiner meinung nach nicht die zugehörigkeit zu einer nation, sondern zu der völkerübergreifenden gemeinschaft,die zu gott gehören will.
suscat schrieb:Wo stehen die Anhänger der Mosaischen und Islamischen Religionen? - Jesus ist für sie nicht Gottes Sohn.
Ich bin kein moslem oder israelit aber ich habe etwas darüber gelesen. Jesus hat in jeder der großen weltreligionen einen guten ruf.
Im koran kommt auch unser jesus vor. Es werden sogar wunder die er getan haben soll erwähnt, die nicht mal in der bibel vorkommen. Sie sehen ihn überwiegend als einen großen propheten, denken aber dass gott darüber erhaben ist einen sohn zu haben.allerdings ist zu vermuten, dass sie das mit dem sohn aus menschlicher sicht betrachten. Jesus ist als gottes sohn ja auch gott selbst,was hier anders gesehen wird.
Die israeliten erkennen jesus nicht als ihren messias an, weil er zwar vieles, aber nicht alles erfüllt hat,was vorausgesagt worden ist, was ihr messias tun wird. Allerdings war jesus ja nicht das letzte mal auf der erde, sondern wir erwarten seine wiederkunft am jüngsten gericht und die dinge, die bis jetzt noch nicht erledigt sind, wird er bei seiner wiederkunft erfüllen.
Ich glaube auch mal gelesen zu haben, dass jesus im buddhismus als eine art großer lehrer gilt und dass die hindus ihn teilweise als eine der vielen avatare ihrer götter ansehen.
Selbst einige atheisten respektieren aus gründen der ethik seine aussagen und taten.
suscat schrieb:Gibt es die verschiedenen Glaubensrichtungen auf Gottes Wunsch - will er uns verschiedene Wege zu ihm eröffnen.
Soweit ich weiss hat jeder glaubensbegründer von sich gesagt, dass er für gott spricht (z.b. mohammed für allah).
Jesus ist hier einzigartig, denn er sagt nicht, dass er für gott spricht, er sagt dass er gott ist. er verwendet den begriff „ich bin“ für sich, denselben begriff, den gott in gestalt des brennenden dornbuschs im alten testament verwendet. Er bezeugt seine glaubwürdigkeit und göttlichkeit durch viele wunder, seine lehre und sein aufopferndes sterben für die gesamt menschheit und das entkräften des todes selbst.
Glaubt man das nicht, fallen mir nur 2 optionen ein.
jesus war ein betrüger..der sich einen großen lohn durch das veräppeln der leute erhofft hat..und dann lange voraussehbar auf die kreuzigung zusteuert.passt nicht.
Jesus war ein wahnsinniger. Für einen wahnsinnigen argumentiert er sehr rationell,mitfühlend und sozial.er macht nicht den eindruck.
Es ist unwahrscheinlich dass gott option 1+2 gottgewollte wunder wirken können.
Bevor jesus auf die welt kam, gab es ja auch eine menge religionen. Neben der erlösung für alle menschen war es ja auch ein ziel von jesus die menschen zu informieren, was gottes wille ist.
So gesehen ist das christentum keine religion unter vielen, sondern gott selbst hat sich über jesus mitgeteilt. Und daraus hat sich eine religion gebildet.
Es gibt meiner meinung nach keinen anderen weg zu gott. soweit ich informiert bin erkennt die kirche aber auch ein wirken gottes (z.b. wunder)in anderen religionen an um die menschen auf den richtigen weg zu führen. Und kein anhänger einer anderen religion ist weniger wert oder sollte irgendwie als mensch 2. Klasse behandelt werden.
Das ist meine persönliche meinung und überzeugung.ich sage das nicht um anhänger anderer glaubensrichtungen anzugreifen oder zu diskriminieren.
suscat schrieb:War Jesus Gottes Sohn - in welchem Sinne?
Jesus ist gottes sohn, in jedem sinne. Die dreifaltigkeit gottes ist ein schwieriges thema. Man kann es so auslegen:gottvater ist, er erschafft im anfang (lange vor unserer welt) ein abbild von sich-jesus. Der einzige unterschied zwischen ihm und dem vater ist, dass der vater ihn hervorgebracht hat und dass jesus in einem menschlichen körper zu uns kommt. Die liebe zwischen den beiden bringt den heiligen geist hervor.
Gottvater, jesus und der heilige geist sind die 3 göttlichen personen. Gott ist aber in der göttlichen natur nur einer. Gottvater ist nicht jesus, jesus ist nicht der heilige geist, der heilige geist ist nicht gottvater und doch ist jeder von ihnen gott.
suscat schrieb:Könnte Jesus als Gottes Sohn auch Vater sein? Eine geschlechtliche Beziehung zu einer Frau haben.? Würde das etwas ändern?
Jesus kann nicht der vater sein und auch nicht umgekehrt. Jesus hatte keine geschlechtliche beziehung zu einer frau. Würde das etwas ändern..ja, dann wäre er nicht gott sondern bestenfalls eine menschliche vorstellung von einem gott.
Gott liebt uns auf eine art wie eine mutter/vater ihr kind liebt, nicht als lustobjekt.
Jesus ist zu den ausgestossenen der gesellschaft und hat ihnen das gefühl gegeben, etwas wert zu sein. dazu gehörten zöllner, verkrüppelte, frauen (generell),dirnen und andere.
Also waren auch viele dieser menschen in seinem gefolge, aber auch „normale“ menschen. jesus war kein mensch. Ein mensch hat schwächen, dem könnte man unterstellen er hat eine schar von frauen in seinem gefolge weil er gerne viele frauen um sich hat…nicht jemand der selbst gott ist und den auftrag hat uns zu retten.
suscat schrieb:Was passiert mit Menschen, die nie was von Gott erfahren haben? Pech gehabt im falschen Jahrhundert, Erdteil geboren?
Ich denke darüber kann nur gott selber urteilen, mir ist keine aussage bekannt die darüber etwas andeutet. Ich denke das sollten wir ihm überlassen und ihm vertrauen und uns um die dinge bemühen, die in unseren händen liegen.