Wie sieht denn euer Gott aus und wo hält er sich auf?
06.08.2017 um 13:30@Angelus144
Leider werden die meisten Deine Beiträge nicht im Ganzen lesen, sondern wieder nur einzelne Sätze daraus zerpflücken.
Ich stimme mit Dir zwar nicht in allem überein, aber Du hast einige recht gute Erklärungen.
@all
Erstaunlich, mit welchem Furor hier mal wieder diskutiert wird. Jeder, der sagt, dass er an einen christlichen Gott glaubt, muss also die ganze Bibel kennen, an jedes Wort darin glauben... möglichst wörtlich? Das ist doch Quatsch - und zwar der gleiche, den wir Leuten vorwerfen, die Muslimen das gleiche unterstellen.
@Angelus144 hat ausführlich geschrieben, dass die Bibel nicht wörtlich zu nehmen ist, und schon wird wieder unterstellt, die Geschichte mit der Sintflut wäre aber so nicht passiert. Natürlich ist sie das nicht, und Jesus muss nicht übers Wasser gelaufen sein. Und natürlich ist das Johannes-Evangelium, besonders die "Offenbarung", eine Dichtung. Man kann trotzdem an Gott glauben:
Mit einem Blick auf den Threadtitel könnte man mal wahrnehmen, dass die Aufklärung und wissenschaftlichen Erkenntnisse auch an Gläubigen nicht vorüber gegangen sind. Die wenigsten glauben noch an den strafenden, zornigen, rächenden Vater, der uns Krankheiten und Plagen schickt, um die Festigkeit des Glaubens zu prüfen. Ja, die gibt es auch und ich habe sie live erlebt (und aus dem Krankenzimmer meiner sterbenden Tante rausgeworfen), aber so wenig wie sich mein muslimischer Gemüsehändler für die Exzesse von Islamisten zu verantworten hat, muss ich mich für die anderer sich so bezeichnender Christen rechtfertigen, die die meinen, dass man mit Gewalt oder Drohung missionieren könne.
In der Bibel stehen tatsächlich einige geradezu unerträgliche Geschichten.
Mein persönliche Meinung dazu ist, dass sie zu der jeweiligen Zeit der Entstehung ihrer einzelnen Teile das jeweilige Publikum ansprechen sollte, in der Annahme, dass die damals für das angesprochene Publikum gültigen Maßstäbe Fortbestand haben werden.
Hatten sie aber nicht, und daher versuchen alle möglichen Kirchen und Sekten, die Texte immer wieder mit den sich ändernden Maßstäben irgendwie in Einklang zu bringen.
Ziemlich viele Christen tun das aber gar nicht mehr. Für sie ist nicht entscheidend, was da genau steht, sondern welche Entwicklung es zeigt, vor allem vom Alten zum Neuen Testament. Damit ist die Entwicklung aber nicht vorbei und endgültig, denn natürlich haben sich unsere Moralvorstellungen und auch Vorstellungen der Erde geändert.
Damit ändert sich auch die Gottesvorstellung - und nein, @Heide_witzka, das ist nicht das Gleiche wie "Gottesbild". Es gibt sogar die ausdrückliche Aufforderung, sich kein Bild zu machen, also Gott nicht zu personifizieren.
Wie immer muss man sich natürlich auch hier die Vorwürfe gefallen lassen, was die Religionen, speziell die drei für uns einflussreichsten, verbockt haben: Gemetzel, Sklaverei, Hexenverbrennungen.
Ich bin mir sicher, dass das die Menschheit auch ohne die Religionen hinbekommen hätte... Rassismus lässt sich auch prima wissenschaftlich begründen, dazu braucht es kein "auserwähltes Volk". Für ausufernde Stammesfehden ist Religion nicht nötig, und auch die Aufklärung hat die großen Weltkriege (die nicht aus religiösen Gründen stattfanden) nicht verhindert.
Religionen können wissenschaftsfeindlich sein, Wissenschaft kann menschenfeindlich sein - je nach Auslegung und Anwendung.
Es ist immer der Mensch, der sich entscheidet, sein Machtstreben, seine Gier und seinen Egoismus auf die eine oder andere Weise auszuleben, und dafür irgend eine Rechtfertigung zu finden.
Ich kann es also ablehnen, mich mit dem Glauben anderer Christen in einen Topf werfen zu lassen, denn der freie Wille und die eigene Erkenntnisfähigkeit trifft auch auf Gläubige zu. Ich kann trotz Anerkennung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse in meinem Weltbild Platz für "Gott" haben, z.B. als Ursprung genau der Erkenntnisfähigkeit, aber zudem als Quelle für das, was hier als "Empathie" angesprochen wurde, was aber über die Empathie zu den nächstbesten Mitmenschen hinaus gehen sollte: Empathie und Verantwortungsgefühl für Menschen allgemein, für die Erde als unseren begrenzten Lebensraum.
Viele deuten die Vertreibung aus dem Paradies mit dem Erlangen des Selbstbewusstseins als Mensch, der sich mit seiner Selbsterkenntnis als Individuum und die Unterscheidung von Gut und Böse von Tieren unterscheidet.
Das Christentum ist mir in seinen Grundsätzen näher als andere Religionen, darum bezeichne ich mich als Christ. Nicht, weil ich denke, dass Gott so aussieht wie von Michelangelo gemalt oder dass ich als Christ ein besserer Mensch bin. (Nicht jeder Gläubige ist missionarisch.) Die zehn Gebote anzuerkennen bedeutet zunächst mal, anzuerkennen, dass sie nötig sind. Menschen sind nicht von sich aus über ihre Sippe hinaus super sozial und gut... Naturvölker führten auch Stammeskriege, als der Urwald noch für alle groß genug war.
Die Selbsterkenntnis reicht auch aus um zu wissen, dass andere Gläubige ihre eigene Gottesvorstellung haben, manche auch ein Bild, manche mich als Ketzer bezeichnen würden. Dafür muss ich mich aber nicht rechtfertigen, zumal nicht vor Atheisten, die doch den eigenen freien Willen jedem zugestehen sollten, also auch eine individuelle Gottesvorstellung.
Ziemlich traurig finde ich, dass Glaube als menschlicher Makel und als eingeschränkter geistiger Horizont bezeichnet wird.
Vielleicht bringt mich mehr Erkenntnis dazu, aus der Kirche auszutreten, weil ich meinen Glauben dort nicht mehr repräsentiert sehe. Sie muss aber nicht dazu führen, dass ich den Glauben ablege. Im Gegenteil kann ich, je mehr ich dazu lerne über unser Dasein, umso mehr erkennen, wie groß das Geschenk, aber auch die Verantwortung und Bürde ist, die einem mit der Selbsterkenntnis als Mensch auferlegt wurde.
Leider werden die meisten Deine Beiträge nicht im Ganzen lesen, sondern wieder nur einzelne Sätze daraus zerpflücken.
Ich stimme mit Dir zwar nicht in allem überein, aber Du hast einige recht gute Erklärungen.
@all
Erstaunlich, mit welchem Furor hier mal wieder diskutiert wird. Jeder, der sagt, dass er an einen christlichen Gott glaubt, muss also die ganze Bibel kennen, an jedes Wort darin glauben... möglichst wörtlich? Das ist doch Quatsch - und zwar der gleiche, den wir Leuten vorwerfen, die Muslimen das gleiche unterstellen.
@Angelus144 hat ausführlich geschrieben, dass die Bibel nicht wörtlich zu nehmen ist, und schon wird wieder unterstellt, die Geschichte mit der Sintflut wäre aber so nicht passiert. Natürlich ist sie das nicht, und Jesus muss nicht übers Wasser gelaufen sein. Und natürlich ist das Johannes-Evangelium, besonders die "Offenbarung", eine Dichtung. Man kann trotzdem an Gott glauben:
Mit einem Blick auf den Threadtitel könnte man mal wahrnehmen, dass die Aufklärung und wissenschaftlichen Erkenntnisse auch an Gläubigen nicht vorüber gegangen sind. Die wenigsten glauben noch an den strafenden, zornigen, rächenden Vater, der uns Krankheiten und Plagen schickt, um die Festigkeit des Glaubens zu prüfen. Ja, die gibt es auch und ich habe sie live erlebt (und aus dem Krankenzimmer meiner sterbenden Tante rausgeworfen), aber so wenig wie sich mein muslimischer Gemüsehändler für die Exzesse von Islamisten zu verantworten hat, muss ich mich für die anderer sich so bezeichnender Christen rechtfertigen, die die meinen, dass man mit Gewalt oder Drohung missionieren könne.
In der Bibel stehen tatsächlich einige geradezu unerträgliche Geschichten.
Mein persönliche Meinung dazu ist, dass sie zu der jeweiligen Zeit der Entstehung ihrer einzelnen Teile das jeweilige Publikum ansprechen sollte, in der Annahme, dass die damals für das angesprochene Publikum gültigen Maßstäbe Fortbestand haben werden.
Hatten sie aber nicht, und daher versuchen alle möglichen Kirchen und Sekten, die Texte immer wieder mit den sich ändernden Maßstäben irgendwie in Einklang zu bringen.
Ziemlich viele Christen tun das aber gar nicht mehr. Für sie ist nicht entscheidend, was da genau steht, sondern welche Entwicklung es zeigt, vor allem vom Alten zum Neuen Testament. Damit ist die Entwicklung aber nicht vorbei und endgültig, denn natürlich haben sich unsere Moralvorstellungen und auch Vorstellungen der Erde geändert.
Damit ändert sich auch die Gottesvorstellung - und nein, @Heide_witzka, das ist nicht das Gleiche wie "Gottesbild". Es gibt sogar die ausdrückliche Aufforderung, sich kein Bild zu machen, also Gott nicht zu personifizieren.
Wie immer muss man sich natürlich auch hier die Vorwürfe gefallen lassen, was die Religionen, speziell die drei für uns einflussreichsten, verbockt haben: Gemetzel, Sklaverei, Hexenverbrennungen.
Ich bin mir sicher, dass das die Menschheit auch ohne die Religionen hinbekommen hätte... Rassismus lässt sich auch prima wissenschaftlich begründen, dazu braucht es kein "auserwähltes Volk". Für ausufernde Stammesfehden ist Religion nicht nötig, und auch die Aufklärung hat die großen Weltkriege (die nicht aus religiösen Gründen stattfanden) nicht verhindert.
Religionen können wissenschaftsfeindlich sein, Wissenschaft kann menschenfeindlich sein - je nach Auslegung und Anwendung.
Es ist immer der Mensch, der sich entscheidet, sein Machtstreben, seine Gier und seinen Egoismus auf die eine oder andere Weise auszuleben, und dafür irgend eine Rechtfertigung zu finden.
Ich kann es also ablehnen, mich mit dem Glauben anderer Christen in einen Topf werfen zu lassen, denn der freie Wille und die eigene Erkenntnisfähigkeit trifft auch auf Gläubige zu. Ich kann trotz Anerkennung aller wissenschaftlichen Erkenntnisse in meinem Weltbild Platz für "Gott" haben, z.B. als Ursprung genau der Erkenntnisfähigkeit, aber zudem als Quelle für das, was hier als "Empathie" angesprochen wurde, was aber über die Empathie zu den nächstbesten Mitmenschen hinaus gehen sollte: Empathie und Verantwortungsgefühl für Menschen allgemein, für die Erde als unseren begrenzten Lebensraum.
Viele deuten die Vertreibung aus dem Paradies mit dem Erlangen des Selbstbewusstseins als Mensch, der sich mit seiner Selbsterkenntnis als Individuum und die Unterscheidung von Gut und Böse von Tieren unterscheidet.
Das Christentum ist mir in seinen Grundsätzen näher als andere Religionen, darum bezeichne ich mich als Christ. Nicht, weil ich denke, dass Gott so aussieht wie von Michelangelo gemalt oder dass ich als Christ ein besserer Mensch bin. (Nicht jeder Gläubige ist missionarisch.) Die zehn Gebote anzuerkennen bedeutet zunächst mal, anzuerkennen, dass sie nötig sind. Menschen sind nicht von sich aus über ihre Sippe hinaus super sozial und gut... Naturvölker führten auch Stammeskriege, als der Urwald noch für alle groß genug war.
Die Selbsterkenntnis reicht auch aus um zu wissen, dass andere Gläubige ihre eigene Gottesvorstellung haben, manche auch ein Bild, manche mich als Ketzer bezeichnen würden. Dafür muss ich mich aber nicht rechtfertigen, zumal nicht vor Atheisten, die doch den eigenen freien Willen jedem zugestehen sollten, also auch eine individuelle Gottesvorstellung.
Ziemlich traurig finde ich, dass Glaube als menschlicher Makel und als eingeschränkter geistiger Horizont bezeichnet wird.
Vielleicht bringt mich mehr Erkenntnis dazu, aus der Kirche auszutreten, weil ich meinen Glauben dort nicht mehr repräsentiert sehe. Sie muss aber nicht dazu führen, dass ich den Glauben ablege. Im Gegenteil kann ich, je mehr ich dazu lerne über unser Dasein, umso mehr erkennen, wie groß das Geschenk, aber auch die Verantwortung und Bürde ist, die einem mit der Selbsterkenntnis als Mensch auferlegt wurde.