Kybernetis schrieb am 28.04.2017:Eine ganz banale Frage, warum ist ein angeblich barmherziger Gott so grausam? Hier viele Beispiele.
U.A. wegen Fragen rund um diese Erkenntnis bin ich als Kind mit reproduzierbarer Regelmäßigkeit hochkant aus der Sonntagsschule geflogen
:)Die absurden Dinge daran:
Einer der Gründe warum mir der christliche Gott irgendwie so gar nicht nett oder gar barmherzig erschien liegt vermutlich darin begründet, dass mein Vater ein wirklich guter Mensch war.
Meine Mutter ist sehr christlich und obwohl mein Vater diesen Glauben nie geteilt hat, hat er sich dem religiösen Anteil meiner Erziehung nie entgegengestellt.
Das lag allerdings daran, dass die Gemeinde in der ich aufgezogen wurde keinerlei fanatische Züge hatte. Es ware halt das in der Gegend aus der ich stamme recht übliche "aufgeklärte, evangelische Gutmenschentum", wenn man so will.
z.B. bestand der Großteil der Gemeinde aus Anhängern der Evolutionstheorie, niemand brachte uns bei, dass die Erde in 7 Tagen erschaffen wurde, Eva aus Adams Rippe geschnitzt wurde usw.
Es wurde eher der Standpunkt vertreten Gott habe die Evolution in Gang gesetzt und dann die Show genossen.
"Gottesfurcht" wurde nicht im eigentlichen Sinne gelehrt, es gab keine Drohung mit Limbus, Hölle, Fegefeuer und Co.
Die Bibel galt nie als "Das unumstößliche Wort Gottes, das wort wörtlich zu befolgen ist", sondern eher als Zeitzeugnis, dass uns lehrt wie Gott und später Jesus sich "mitgeteilt" haben und wie die Menschen mit damaligem Wissenshintergrund die "Lücken aufgefüllt" haben.
Zu Recht sah mein Vater deswegen keine "Kindeswohlgefährdung" in Sonntagsschule, Gottesdienst, Kirchengruppen, Gemeindearbeit und Co.
Wenn man allerdings einen wirklich liebenden Vater daheim hat, der liebevoll zwar Grenzen setzt aber stets fair und gutmütig ist.. dann wirkt ein Gott, der z.B. erst freien Willen verteilt und dann sobald die Menschen diesen freien Willen genutzt haben ganze Städte dem Erdboden gleich macht, unschuldige Erstgeborene abschlachtet, weil ihre Eltern "fies" zu dem auserwähltem Volk waren und dann mal eben die ganze Welt ersäuft usw ganz schön beängstigend.
All der Verzicht auf das Predigen von Gottesfurcht, Todsünde und Co ändert eben nichts daran, dass in der Bibel steht was drinsteht und das hat mich schon recht früh zu dem Schluss kommen lassen:
"Gott ist ein cholerisch veranlagter Psychopath von dem ich hoffe ihm nie zu begegnen."
Das macht die Tatsache, dass ich mich nach dem Verlust meines Glaubens eine ganze Weile "nackt" fühlte und Menschen die ihren Glauben bewahren konnten irgendwie beneidet habe und manchmal noch immer beneide noch ein bisschen schräger.
Aber ich kann mir das ja nicht aussuchen, ich kann nicht wählen ob und was ich glaube, es ist da oder nicht da und ich habe mich eben früh der Naturwissenschaft verschrieben.
Ob ich derart an der Wissenschaft hänge, weil ich nicht fähig bin zu glauben oder umgekehrt weiß ich nicht.
Aber aufgrund der Angst die mir "Gott" gemacht hat als ich klein war hatte ich mich sehr früh entschieden, dass ich meine eigenen Kinder solange es möglich ist vor der Glaubensfrage schützen würde.
Wollte ein Kind gern mal in die Kirche, Moschee, Synagoge oder wasauchimmer, dann würden wir, da sind mein Mann und ich uns auch immer einig, diesen Wunsch das kennenzulernen unterstützen.
Aber das ändert nichts daran, dass ich davon überzeugt bin, dass es besser ist Kinder wenn möglich von Gott, Bibel und Co fernzuhalten so lange sie noch klein sind.
Nicht nur weil es meiner Ansicht nach sehr wichtig ist, dass Kinder in religiöser Hinsicht ihren Weg selbst und möglichst unbeeinflusst finden sollten.
Auch der Grund, dass u.A. der christliche Gott aus der Bibel bestens dazu geeignet ist Kindern wirklich Angst zu machen.
Nach einer Phase die man als "Trotzatheismus" bezeichnen könnte (die ich bei Kindern aus religösen Elternhäusern öfter beobachtet habe) stellte ich fest, dass auch das Glaubenskonzept Atheismus sich für mich nicht "richtig" anfühlt und so fand ich meinen Platz schon in jungen Jahren im Agnostizismus.
stenten schrieb:Beide Begriffe dienen eigentlich nur dazu, Menschen in einem religiösen Glaubenskonstrukt zu halten.
Diesen Eindruck hatte ich auch oft. Begriffe wie "agnostischer Atheist", "Agnostischer Theist" usw ergeben für mich irgendwie einfach keinen Sinn.
Manche Menschen glauben an eine höhere Macht, andere Menschen glauben, dass es keine höhere Macht gibt und wieder andere Menschen "glauben eben einfach nicht".
Wer sich da selbst zwischen den Stühlen sieht und sich in einer dieser "Schnittpunktbezeichnungen" wiederfindet, der wird schon seine Gründe haben, aber wirklich nachvollziehen kann ich die nicht.
stenten schrieb:Um welchen Gott geht es denn genau, bezüglich beider Begriffe?
Meiner Ansicht nach ist es bei beiden Begriffen irgendwie der Punkt, dass das Göttliche auf das sich bezogen wird nicht näher definiert bzw eingegrenzt ist, der Grund aus dem die Frage "Welcher Gott eigentlich?" nicht im Raum steht.
Denn für den Atheisten ist diese Frage ohne Belang, weil daran geglaubt wird, dass eine "höhere Macht" nicht existiert.
Der Agnostiker steht auf dem Standpunkt, dass es sich bereits nicht "lohnt" die Frage ob es eine höhere Macht gibt zu stellen, weil (bis auf Weiteres) keine belegbare Antwort zur Verfügung stehen.
Und wenn die Frage nach dem "Ob" schon keinen Sinn ergibt, dann wird der Agnostiker die Frage "Wer von all Denen." doch noch viel weniger stellen.