Kybernetis schrieb:warum wird Gott für seine Taten nicht geächtet.
Weil es sehr unklug wäre, ein jähzorniges, unberechenbares Wesen mit unbeschränkter Macht zu kritisieren. Schließlich kann ein allmächtiger Gott mit jedem machen, was er will, und der Mensch ist seinen Launen (im Neuen Testament als "Liebe" verniedlicht) ausgeliefert. Er kann also (wenn er das alles glaubt, wie es Jahrtausende lang selbstverständlich der Fall war) nur zusehen, dass er nichts tut, was diesen Gott gegen ihn aufbringen könnte, und dass er ständig seine angebliche Güte lobt. Das wurde im Neuen Testament eher noch schlimmer, weil von da an nicht mehr nur der Tod drohte (und dann war Ruhe), sondern ewige Folterqualen NACH dem Tod.
Um deine erste Frage zu beantworten: Der Glaube an einen einzigen, allmächtigen und guten Gott bringt Probleme. Denn dann müsste ja tatsächlich alles gut auf der Welt sein. Oder wenigstens nicht so schlimm. Aber selbst wenn man noch so krampfhaft die Augen und Ohren verschließt, kann man nicht umhin einzusehen, dass dem nicht so ist. Dass es trotzdem viel Leid gibt, auch für wirklich gute Menschen, und nicht nur menschen-gemachtes Leid. Und manchmal sogar Naturkatastrophen, die viele Menschen treffen, ohne dass ein böswilliger (menschlicher) Feind dafür verantwortlich sein konnte.
Nun wollte (oder: wagte) man anscheinend nicht, den Glauben an einen einzigen, allmächtigen und guten Gott abzuwandeln. Also musste ein Konstrukt erfunden werden, um diesen Glauben und die reale Welt vereinbaren zu können. Neben dem Verbot, an Gotts Güte zu zweifeln, gab es die Idee, dass die Menschen, die ein Unglück getroffen hat, irgendetwas verbrochen (also gesündigt) hatten, oder gar, dass wegen der Erbsünde alle Menschen Sünder sind, damit man sich erklären konnte, dass auch Leute (z.B. kleine Kinder) leiden, die noch gar nicht die Möglichkeit hatten, eine Sünde zu begehen. Im letzteren Fall greift natürlich auch die in anderen Religionen favorisierte Erklärung der Reinkarnation, was erlaubt anzunehmen, dass der Betreffende in einem Vorleben gesündigt hat.
Eine andere scheinbar zivillisiertere Erklärung, warum auch rechtschaffene Leute leiden, ist, dass Gott die Menschen durch Leid prüfen will. So wie im Buch Hiob, wo Gott mit Satan wettet.
Mit anderen Worten: Man brauchte eine Erklärung, warum es Leid gibt, obwohl die Welt doch von einem (einzigen), guten, liebenden Gott gelenkt wird. Also eine Legitimation, eine Rechtfertigung für Gott, damit mensch sich seine Gottes Allmacht und Güte widersprechenden Erfahrungen schönreden kann und diesen Widerspruch überhaupt erträgt.
Meiner Meinung nach hat die Idee von einem einzigen Gott mit unbeschränkter Allmacht viel Schaden gebracht.