@genos Ich verfolge wie viele andere Zen Buddhisten dem Modell vom Zen Lehrer Shohaku Okumura.
Im Theravada-Buddhismus geht es tatsächlich um das völlige Verlöschen der Existenz.
Mit dem Ende der Gehirntätigkeit stirbt das Bewusstsein, das "Ich" ist weg. Im Normalfall setzt sich aber der Leidensimpuls fort...zur nächsten Wiedergeburt.
Das Nirvana ist letztlich die totale Nulllinie, das Ende jeglicher Aktivität. Das Ende des Leidens. Man könnte sagen, es wäre ein endgültiger Tod. Kein Paradies, kein ewiges Selbst, keine Existenz mehr - man ist endgültig "weg" und raus aus dem Kreislauf.
- >Zen und Wiedergeburt
Es gibt eine Lehre, die zB vom Zen-Lehrer Shohaku Okumura vertreten wird und der ich selbst auch folge - dass Wiedergeburt in den "sechs Daseinsbereichen" nichts mit dem Leben nach dem Tod zu tun hat, sondern symbolisch für eine grundlegende geistige Verfassung steht, die uns gerade dominiert.
Höllenwesen -> fügen einander Schmerzen zu und sehen keinen anderen Sinn in ihrer Existenz. Wegen dieser Haltung leiden sie.
Hungrige Geister -> sind voller Gier, wollen immer mehr als sie haben, sind dennoch nie zufrieden und deshalb leiden sie.
Tiere -> sind ihr ganzes Leben lang am Arbeiten - Jagen, Essen, Nachkommen zeugen...ihr ganzes Leben besteht nur aus Arbeit und deshalb leiden sie.
Kämpfende Dämonen (Asuras) - > gehen auf einen altindischen Gott der Gerechtigkeit zurück und wollen immer Recht haben, ihre Meinung durchsetzen. Sie liegen ständig mit anderen im Streit und haben nie Ruhe. Deshalb leiden sie
Menschen -> sind nicht wie Tiere mit Arbeit zufrieden, sondern wollen Resultate - Erfolg, Macht, Einfluss., Vor allem aber wollen sie Sicherheit - einen sicheren Job, Versicherung, Rente. Da es diese absolute Sicherheit nicht gibt, haben sie Zukunftsängste (die Tieren unbekannt sind) und daher leiden sie.
Himmelswesen oder Devas -> haben alles was sie sich wünschen. Allerdings fürchten sie sich vor Neidern und davor, dass freundliche Menschen sie nur wegen ihrer Macht mögen und sie in Wirklichkeit nur ausnutzen wollen. Außerdem haben sie praktisch keine echten Freunde Deshalb leiden sie.
Du siehst also, anstatt diese Darstellung vom "Rad der Wiedergeburt" wörtlich zu nehmen, kann sich jeder von uns in einer dieser psychologischen Modelle wiederfinden.
Viele Menschen leben nur für ihre Arbeit (Tiere) bis sie anfangen Ziele zu stecken (Menschen) und dabei Ellenbogen einsetzen (Asuras). Wenn sie schließlich erfolgreiche Manager (Devas) sind, merken sie, dass es auch nicht das wahre ist - und werden wieder gierig (Hungergeister) oder sind wütend über ihre Unzufriedenheit und beginnen andere zu quälen (Höllenbewohner).
Wie hier deutlich wird, heißt es "Kreislauf" der Wiedergeburt, weil man eben nicht nur aufsteigen, sondern auch absteigen kann - und im Laufe unseres Lebens werden wir dutzendfach "wiedergeboren".