Micha007 schrieb:Hätten alle Menschen (sagen wir vor 3'000 Jahren) sich dem Buddhismus angeschlossen, Du hättest mir diese Fragen nicht über's Internet schreiben können, denn das gäbe es nicht. Weil - wie Du ja selber sagst - Fortschritt etwas verändern würde. Veränderungen aber im buddhistischen Sinn, sinnlos sind.
Ergo - die Erde würde einem Reisbauer gleichen, da Nahrungsaufnahme scheinbar nicht ganz so sinnlos ist.
Eine Weltanschauung, die die Sinnlosigkeit als Mittelpunkt sieht, kann mMn nicht sinnvoll sein.
Das ist aber keine Antwort auf meine Frage. Warum du außerdem eine buddhistische Weltsicht mit Fortschrittsfeindlichkeit gleichsetzt, leuchtet wohl nur dir selbst ein. Ich kann doch eine vom Buddhismus gefärbte Sicht der Dinge haben und trotzdem als Ingeneur daran arbeiten, das Leben der Menschen einfacher zu machen.
Was du und genos nicht versteht ist, dass Flugzeuge nun mal abstürzen, dass Menschen nun mal leiden, egal ob man da nun einen Sinn reininterpretiert oder nicht. Es ändert nichts an der Wirklichkeit. Die Frage nach dem Sinn dient nur der Beruhigung des Egos, damit man sich im Universum weniger klein und unbedeutend vorkommt. Überlegungen über Sinn und Unsinn einer Sache sind genauso Zeitverschwendung wie die Frage, ob man nach dem Tod wiedergeboren wird oder nicht. Dadurch lebt man nicht mehr im Jetzt. Leid ist vorhanden und ich kann mein Leben dazu nutzen, Leid zu lindern. Das heißt aber nicht, dass ich sage, dass der Sinn meines Lebens oder das eines anderen darin besteht, Leid zu lindern. Leben ist Leben und Leid ist einfach Leid.
Der Buddhismus verfolgt ausschließlich das Ziel, das Leid und die Ursachen für Leid zu überwinden.
Die Frage nach dem Sinn öffnet dem Leid Tür und Tor. Eine Mutter, die ihr Kind durch einen tragischen Unfall verliert (Flugzeugabsturz), könnte ein ganzes Leben damit zubringen, nach dem Warum zu fragen. Warum ist mein Kind gestorben? Sie könnte irgendwann zu der Einsicht gelangen, dass Gott es war, der sie prüfen wollte. Doch diese Antwort wird ihr keinen Frieden schenken, denn diese Antwort würde nur neue Fragen nach sich ziehen. Warum ausgerechnet ich? Warum musste ausgerechnet mein Kind sterben? Hasst mich Gott? Erkennt ihr das Leidpotential solcher Fragen?
Würde dieser Mutter aber nur eine einfache Einsicht zuteil, nämlich dass alles vergänglich ist, könnte sie ihren Frieden finden. Sie würde erkennen, dass es nie in ihrer Macht stand, den Tod ihres Kindes zu verhindern. Es wäre so oder so gestorben.