Dr.Manhattan schrieb am 02.04.2016:Frieden
was ist das ?
heisst das , dass ich einem anderen nicht auf die glocke hau ?
oder ist es mehr ?
lasst es uns rausfinden
ich hab zum frieden gefunden ... weil ich erkannt habe, wie unbewusst - und animalisch unser alltag ist. kaum etwas würde man wenn man ganz ehrlich ist als vernünftig ansehen - jeder hat es in sich - die Bewusstheit - weil DAS sind wir - doch dazu gleich mehr. wir werden aber so herumgeschleudert von unserer Fleischlichkeit (Emotionen - Gedanken - triebe) dass wir kaum Momente der Klarheit haben.
ich denke frieden ... der natürlich auch im fleisch beginnen muss (das heisst man muss ein wenig glück bzw Pech haben) führt einen raus aus dem gefängniss der Unbewusstheit ... und somit von GEWALT und krieg und all den niederen Emotionen und Geisteshaltungen.
was ist frieden eigentlich? was denkt ihr ?
@Dr.Manhattan @allUm zu wahrer innerer Ruhe zu gelangen, dazu müssen das explizte (begrenzte) Ich und das implizite (einsichtige) Ich zusammenarbeiten.
Das explizite Ich ist eine Bejahung und Bekräftigung von Getrenntneit. Alles was dem Ich hinzugefügt wird, außer einem "bin", also alle Gedanken wie "Ich tat dieses, ich empfand jenes, ich werde dieses tun ..." nährt ein Gefühl, jemand Besonderer zu sein, das größte Hindernis für die Befreiung des Geistes oder FREI-SEIN, der Begriff, den ich im therapeutischen Kontext vorziehe.
Das explizite Ich bekräftigt seine Trennung von anderen durch Verlangen, Haß, Zorn, Streitsucht, Besserwisserei, Furcht usw. - wie z. B. erst auf dem Gipfel der Flüchtlingskrise zu beobachten war. Das Ich ist eine vielköpfige Hydra. Es drückt sich auf unzählige Weisen aus. Zuweilen lugt ein Kopf unter spirituellen Mäntelchen hervor, das so genannte spirituelle Ego.
Die Vertreibung dieses sich an wiederholten Selbstbestätigungen labenden Ich aus dem Bewusstsein ist ein vielschichtiger Prozess, der nach einem einheitlichen System bzw.
einer spirituellen Lehre nicht zu erreichen ist, weil jeder Mensch einzigartig (Genetik, Konditionierung ...) ist und dem Ich fast unbegrenzte individuelle Möglichkeiten zu Gebote stehen, um sein Dasein zu sichern und Selbsttäuschung hervorzurufen.
Der Weg des Friedens erfolgt - paradoxerweise - über den Kampf ...hin zur inneren Ruhe. Selbst ein einsichtiges, weitgehend geläutertes Ich, reicht nicht, um den ganzen Eisberg des Ich abzuschmelzen, ein schönes Bild, wie ich finde. Das liegt daran, weil das explizite Ich eine Barriere bildet und die ungeordneten Neigungen des Unbewussten, die ins Bewusstsein zu treten suchen, nicht ins Bewusstsein treten können, um vom einsichtigen Bewusstsein bearbeitet werden zu können. Unbewusste "Schatten" bleiben so unerlöst und üben aus dem Unbewussten weiterhin ihren Einluss aus.
Damit auch die im Unbewussten schlummernden Bestandteile des Ich (implizites Ich) erfasst und bearbeitet werden, müssen sie irgendwie an die Oberfläche gebracht werden, so dass sie überhaupt erstmal wahrgenommen und dem Wirken einsichtigen Bewusstseins ausgesetzt werden können.
Jetzt beginnt der Kampf: Das explizite Ich wird verhindern wollen, dass unbewusste Neigungen und Begierden in der Arena des Bewusstseins ins Tageslicht gezerrt werden, um durch das Feuer des einsichtigen Bewusstseins verbrannt zu werden.
Damit dies trotzdem geschehen kann, muss das explizite Ich geschwächt werden!
Die Schwächung kann geschehen durch Meditation, Hypnose oder - der steinige Weg - durch einschneidende schicksalhafte Ereignisse, beispielsweise ein Verlust oder eine Erkrankung.
Selbst fortgeschrittene spirituelle Meister, die eine ungünstige Prognose erhielten, wachten erst dadurch aus ihrer "Trance destruktiver Neigungen" auf.
Die zwangsläufige Folge sind zunächst zusätzliche Verwirrung und Konflikte. Doch am Ende des unnachgiebigen und heftigen Kampfes liegt der Zustand wahrer innerer Ruhe und unanfechtbaren Einklangs - Frieden - und als "Nebeneffekt" in der Regel auch eine solide Gesundheit.
Die sogenannte "Individuationstherapie" fußt auf vorbeschriebenen Zusammenhängen.
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
die eine will sich von der andern trennen:
Die eine hält in derber Liebeslust
sich an die Welt mit klammernden Organen;
die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
zu den Gefilden hoher Ahnen.
Quelle: Faust 1, Vor dem Tor. (Faust)