@Elsbeth_M Erstens kann man es nie ganz trennen. Der Glaube an Gott beeinflusst das Leben und das kann man während einer politischen oder wissenschaftlichen Aktivität nicht ausblenden.
Zweitens haben einige christliche Widerstandskämpfer explizit aus Glaubensgründen gehandelt.
Wie stellst du dir das vor? Sollen Politiker bei politischen Entscheidungen eine andere Sichtweise vertreten als sie eigentlich haben - sollen sie also heucheln? Soll z.B. ein Politiker, der aus Glaubensgründen gegen Abtreibungen ist, sich politisch dennoch dafür engagieren? Soll z.B. ein Politiker, der aus Glaubensgründen offen für Flüchtlinge und ihre Nöte ist, für eine Abschottung Deutschlands kämpfen?
Das zu trennen, geht besser als man denkt. Du verstehst auch nicht was ich meine, wenn ich von Trennen rede. Das bedeutet nicht unbedingt, dass man da eine gegenteilige Meinung vertreten müsste. Man muss sie dann nur anders begründen. Einfach zu sagen, dass man etwas nicht machen düfte, weil es so in der Bibel steht reicht da nicht. Es spricht ja nichts dagegen mit der Nächstenliebe oder Menschlichkeit zu argumentieren. Auf diese Begriffe hat das Christentum kein Patent und sind deshalb auch für jeden verwendbar. Mein ehemaliger Religionslehrer war ebenfalls Pfarrer und ein sehr angagierter und charismatischer Mann. Wir hatten bei ihm auch mal das Thema Ethik bei ihm. Da hat es auch nicht ausgereicht mit der Bibel zu argumentieren, sondern man musste dann auch begründen
warum dieses oder jenes Gebot sinnvoll ist. Wenn selbst ein Pfarrer das kann, dann müssten das eigentlich alle Menschen können. Das ist etwas, was ich mir mehr wünschen würde. Ein Politiker kann ruhig christliche Interessen vertreten, solange es nicht nur reiner Selbstzweck ist und auch weltlich und ohne Bibel begründbar ist. Viele Politiker schaffen das auch. Aber es gibt halt auch eine ganz große Gruppe erzkonservativer Politiker, die das nicht können. Hier in Deutschland besteht dieses Problem aber glücklicherweise weniger, als in anderen Ländern.
Elsbeth_M schrieb:Nein, man braucht nicht unbedingt einen Gott dafür. Aber eine Antwort auf die Frage, woher es kommt, ist es nicht. Ist es im Menschen angelegt, hat es sich im Laufe der Zeiten entwickelt oder eine Kombination aus beidem?
Teilweise habe ich das ja im Beitrag davor beantwortet. Der Mensch ist nunmal ein soziales Wesen. Es ist da evelutionär von Vorteil, wenn die Menschen sich untereinander gut behandeln. Würde der Mensch z.B. jeden anderen Menschen umbringen, würde unsere Spezies aussterben. Es gibt also einen guten Grund, warum sich sowas wie ein Gewissen in der Evolution entwickelt hat. Das bietet schonmal eine sehr solide Grundlage. Natürlich hat die Entwicklung der Kultur innerhalb der Menscheitsgeschichte dafür gesorgt, dass man dies immer weiter verfeinert und ausgebaut hat (z.B. durch philosophische Überlegungen) und letztendlich auch weitergegeben und aufgeschrieben hat. Es ist also eine Kombination.
Wenn man nicht religös ist, dann muss man auch davon ausgehen, dass auch sämtliche religösen Gesetze einen weltlichen Ursprung haben. Man kann solche Gebote halt nur besser durchsetzen und verbreiten, wenn diese angeblich von einem Gott stammen.
Aber haben nicht auch die Gebote des biblischen Gottes ihren Ursprung nicht angeblich darin, dass er das beste für den Menschen will? Viele davon gibt es ja auch nicht zum reinen Selbstzweck, sondern sind auch gut und sinnvoll.