@Commonsense Commonsense schrieb:Und nein, ich finde es nicht nachvollziehbar, dass religiöse Menschen Einfluss in die Politik nehmen wollen - nicht über das Maß hinaus, indem das jeder Bürger machen sollte.
Nein, natürlich nicht über das Maß hinaus, indem es jeder Bürger machen kann. Aber man kann auch nicht verlangen, dass sie sich völlig aus der Politik heraushalten.
Commonsense schrieb:Religion sollte etwas persönliches sein und jeder sollte für sich entscheiden können, ob er glauben will oder nicht. Sobald sie ein Kriterium für politische Entscheidungen wird, ist sie deplatziert.
Wie ich schon schrieb: Als gläubiger Mensch kann man seinen Glauben nicht aus Entscheidungen - seien sie privater oder politischer Natur - heraushalten. Kein Mensch kann seine Weltanschauung - ob religiös oder nicht - aus seinen Entscheidungen heraushalten. Ich werde meinen Glauben niemals aus irgendwelchen Entscheidungen heraushalten! Ich werde weiterhin auch aus dem Glauben heraus entscheiden, welche Partei ich wähle, ob ich zu einer Protestveranstaltung gehe oder nicht, ob und welche Petition oder Unterschriftensammlung ich unterstüze usw.
Commonsense schrieb:Und sei mir nicht böse, aber der Vorwurf der Gehirnwäsche ist teilweise nicht ganz unbegründet. Ich war in meiner Jugend in einem Internat und wenn man am Wochenende nicht nach Hause fuhr, musste man Sonntags in die Kirche gehen. Klar, wir haben uns natürlich verdrückt, wenn wir die Chance hatten, aber manchmal mussten wir es durchstehen. Da war ich selbst Zeuge, wie der Pfarrer vor den Wahlen seiner Gemeinde mitteilte, dass ein guter Christ immer nur eine christliche Partei wählen kann und eine christliche Partei nur eine ist, die das Wort "christlich" auch im Namen führt.
Ich hab mal bei einer Predigt vor den Wahlen genau das Gegenteil gehört - nämlich, dass Parteien mit dem Wort "christlich" im Namen nicht notwendigerweise auch christlich sind. Wie man sieht, gibt es beides. Bei einer Predigt halte ich Wahlempfehlungen für deplatziert, aber grundsätzlich darf auch ein Pfarrer seine Meinung öffentlich äußern. In vielen Fällen wird den Kirchen - manchmal zu Recht - vorgeworfen, geschwiegen zu haben. Ja, was denn nun? Sollen sie sich einmischen oder nicht? Offenbar können die Kirchen es nicht allen Recht machen.
Im übrigen gibt es "Gehirnwäsche" nicht nur im religiösen Bereich. Ich habe mal eine junge Frau kennen gelernt, gerade volljährig, die sich nicht traute, ihrer atheistischen Mutter zu erzählen, dass sie Urlaub (!) in einem Kloster macht. Eine andere Bekannte erzählte mir, dass sie und ihre Schwester sich als Jugendliche taufen lassen wollten, aber die Eltern haben es verboten.
Commonsense schrieb:Um es kurz zu machen: Religionen nehmen Einfluss in die Politik. Sie sind damit Teil der Politik und somit selbstverständlich auch Gegenstand politischer Satire.
Klar, auch Religionen dürfen Gegenstand politischer Satire sein. Dagegen habe ich gar nichts gesagt. Ich widerspreche nur der Sichtweise, dass Religionen keinen Einfluss in der Politik haben dürfen.
Natürlich gibt es bei der politischen Satire und auch beim Humor Grenzen. Diese Grenzen sind in unseren Gesetzen klar aufgezeigt: Beleidigungen, Verleumdungen, Volksverhetzung usw. sind strafbar.
Commonsense schrieb:Humor oder Satire über Religionen hat jede Berechtigung und die Stimmen, die sich vehement gegen sie auflehnen, stehen jenen, die Bücher verbrennen und Meinungsfreiheit verbieten wollen in nichts nach.
Ich habe am Rande einer Demonstration gegen Abtreibungen erlebt, dass "Gegendemonstranten" eine Bibel verbrannt haben - ausgerechnet auf dem Bebelplatz in Berlin, auf dem die Bücherverbrennung der Nazis stattfand. Von Beleidigungen, Verhöhnungen, Drohungen und Anspucken ganz abgesehen.