Darf man sich eurer Meinung nach über Religion lustig machen?
05.01.2016 um 11:09@wichtelprinz
Und ein Beispiel, wo sich jemand über seinen Glauben/Überzeugung lustig macht habe ich vor einigen Seiten schon gebracht. Die South-Park-Folge "Go God Go" nimmt den Atheismus aufs übelste aufs Korn und das obwohl einer der Schöpfer sich selbst als Atheist bezeichnet. Und auch ich selbst, als Atheist, liebe diese Folge. Und ja Atheismus sehe ich gleichberechtigt zu Religionen, auch wenn manche Gläubige hier meinen er sei weniger Wert. Selbst Witze über Juden sind für den Autor kein Problem, obwohl er als einer geboren wurde und sich damit sämtliche Judenwitze auch auf ihn beziehen. Und ich sehe auch kein Problem darin politisches Kabarett über die eigenen Überzeugungen zu machen. Gibt genug Beispiele, wo sich jemand über Politik generell lustig macht. Das bedeutet aber nicht gleich, dass er wirklich eine Abschaffung dieser fordert.
Hast du dir meinen Link überhaupt durchgelesen? Du hast so schnell geantwortet, dass ich das irgendwie bezweifle. Hier mal ein toller Auszug daraus:
"Für die Verständigung von Religionen sei Humor aber ein gutes Mittel, sagt Matthiae – er bewahre nämlich davor, sich selbst zu ernst zu nehmen. "Wir stehen zu unserer Religion, wir finden sie wichtig und haben eine emotionale Bindung dazu. Aber trotzdem behalten wir uns vor, kritisch darauf zu schauen, wo wir uns selbst zu ernst nehmen." Denn wo Menschen aufeinandertreffen, die nicht in der Lage sind, sich selbst, ihre Ansichten oder Traditionen zu hinterfragen, ist kein vernünftiger Dialog möglich.
Und so entpuppen sich Humor und Satire nicht nur als Teil der Religionsgeschichte, sondern auch als wichtige Elemente der Religion. Humor, weil er aus der Innenperspektive einer Weltanschauung eine selbstkritische Haltung aufrechterhält. "Humor ist die Haltung, die immer wieder nachfragt: Warum ist etwas, wie es ist – und nicht anders?", sagt Matthiae. Humor wirkt antifundamentalistisch und antifanatisch, weil er angeblich in Stein gemeißelte Dogmen auf's Korn nimmt. Der Landesrabbiner von Schleswig-Holstein bringt es in einem Gespräch mit dem Deutschlandradio auf den Punkt: "Nicht Religion an sich ist gefährlich, sondern Religion ohne Humor ist gefährlich."
Aber auch distanzierende Satire aus der Außenperspektive auf eine Religion erfüllt einen wichtigen Zweck. Eine scharfe, klare Satire "deckt das auf, was wir in der Regel zudecken" – so formuliert es die christliche Theologin Matthiae. Genau deshalb aber ist gute Religionssatire wichtig. Sie wirkt korrigierend, weil sie Missstände offenlegt und diese der Lächerlichkeit preisgibt.
Das kann verletzend sein für jemanden, der tief in einer Religion verwurzelt ist. Doch darauf Rücksicht zu nehmen, ist nicht Aufgabe der Satiriker. Wer einen Glauben vertritt, muss auch damit leben, dass sich andere darüber lustig machen. Und Gott? Wer an ein höheres Wesen glaubt und ihm den Humor abspricht – macht der seinen Gott nicht letztlich kleiner als sich selbst?"
Gerade über das zuletzt stehende, was ich fett hervorgehoben habe, darüber sollten so einige hier noch einmal nachdenken. Auch du.
wichtelprinz schrieb:Aber Du verstehst den Unterschied schon zwischen humorvollem Umgang und sich lustig machen?Mir scheint du hast eine ziemlich starre und redikale Auslegung des Bergriffs "sich über etwas/jemanden lustig machen." Als ob es dabei nur um die übelsten der geschmacklosesten Witze ginge. Ich lege den Begriff weitaus neutraler aus. Damit kann nicht nur "etwas lächerlich machen" gemeint sein, sondern auch "auf den Arm nehmen" oder "einen Witz über etwas/jemanden machen." Man kann sich durchaus über jemanden lustig machen, ohne dass sich dieser auf das übelste beleidigt fühlt. Wenn man sich den Diskussionsverlauf so ansieht, legen auch die meisten das Thema nicht derart radikal negativ aus. Hier geht es um jegliche Form von Humor. Wie weit darf Humor gehen, besonders im Hinblick auf Religion. Nicht ausschließlich um Beleidigendes, auch wenn letzteres Teil des Themas sein kann.
Du könntest hier ja ein beispiel bringen wo sich ein Gläubiger über das woran das er selber glaub lustig macht - wahrscheinlich wirst auch Du feststellen müssen das diejenigen die selber an etwas glauben sich kaum darüber lustig machen.
Und das diejenigen die nicht daran glauben es lustig finden.
Ist doch genau das selbe im politischen Kabarett - jeder findet den lustig der das satirisch, sarkastisch bringt an was er glaubt.
Und ein Beispiel, wo sich jemand über seinen Glauben/Überzeugung lustig macht habe ich vor einigen Seiten schon gebracht. Die South-Park-Folge "Go God Go" nimmt den Atheismus aufs übelste aufs Korn und das obwohl einer der Schöpfer sich selbst als Atheist bezeichnet. Und auch ich selbst, als Atheist, liebe diese Folge. Und ja Atheismus sehe ich gleichberechtigt zu Religionen, auch wenn manche Gläubige hier meinen er sei weniger Wert. Selbst Witze über Juden sind für den Autor kein Problem, obwohl er als einer geboren wurde und sich damit sämtliche Judenwitze auch auf ihn beziehen. Und ich sehe auch kein Problem darin politisches Kabarett über die eigenen Überzeugungen zu machen. Gibt genug Beispiele, wo sich jemand über Politik generell lustig macht. Das bedeutet aber nicht gleich, dass er wirklich eine Abschaffung dieser fordert.
Hast du dir meinen Link überhaupt durchgelesen? Du hast so schnell geantwortet, dass ich das irgendwie bezweifle. Hier mal ein toller Auszug daraus:
"Für die Verständigung von Religionen sei Humor aber ein gutes Mittel, sagt Matthiae – er bewahre nämlich davor, sich selbst zu ernst zu nehmen. "Wir stehen zu unserer Religion, wir finden sie wichtig und haben eine emotionale Bindung dazu. Aber trotzdem behalten wir uns vor, kritisch darauf zu schauen, wo wir uns selbst zu ernst nehmen." Denn wo Menschen aufeinandertreffen, die nicht in der Lage sind, sich selbst, ihre Ansichten oder Traditionen zu hinterfragen, ist kein vernünftiger Dialog möglich.
Und so entpuppen sich Humor und Satire nicht nur als Teil der Religionsgeschichte, sondern auch als wichtige Elemente der Religion. Humor, weil er aus der Innenperspektive einer Weltanschauung eine selbstkritische Haltung aufrechterhält. "Humor ist die Haltung, die immer wieder nachfragt: Warum ist etwas, wie es ist – und nicht anders?", sagt Matthiae. Humor wirkt antifundamentalistisch und antifanatisch, weil er angeblich in Stein gemeißelte Dogmen auf's Korn nimmt. Der Landesrabbiner von Schleswig-Holstein bringt es in einem Gespräch mit dem Deutschlandradio auf den Punkt: "Nicht Religion an sich ist gefährlich, sondern Religion ohne Humor ist gefährlich."
Aber auch distanzierende Satire aus der Außenperspektive auf eine Religion erfüllt einen wichtigen Zweck. Eine scharfe, klare Satire "deckt das auf, was wir in der Regel zudecken" – so formuliert es die christliche Theologin Matthiae. Genau deshalb aber ist gute Religionssatire wichtig. Sie wirkt korrigierend, weil sie Missstände offenlegt und diese der Lächerlichkeit preisgibt.
Das kann verletzend sein für jemanden, der tief in einer Religion verwurzelt ist. Doch darauf Rücksicht zu nehmen, ist nicht Aufgabe der Satiriker. Wer einen Glauben vertritt, muss auch damit leben, dass sich andere darüber lustig machen. Und Gott? Wer an ein höheres Wesen glaubt und ihm den Humor abspricht – macht der seinen Gott nicht letztlich kleiner als sich selbst?"
Gerade über das zuletzt stehende, was ich fett hervorgehoben habe, darüber sollten so einige hier noch einmal nachdenken. Auch du.