Hey
@Brunche Ich gehe in diesem Falle rein von dem deutschen Wort 'Gott' aus. Und zwar sehe ich es hier so, dass dieses Wort das personifizierte Gute beschreibt, während das Gute selbst das unpersönliche Gute beschreibt, die reine gegenständliche bzw. aber auch gegenstandslose Idee des Guten. Gott wird damit zur Personifikation des Guten.
Jetzt ist dein Einwand aber freilich gerechtfertigt, dass etwa sich Gott im AT anders zu geben scheint. Dazu möchte ich dir derart antworten, dass man aber hinterfragen muss, ob das Wort Gott seinem Eigenanspruch überall wirklich gerecht wird. Das ist die gleiche Frage danach, ob das, was jemand für gut hält, auch tatsächlich gut ist. Weiterhin möchte ich aber sagen, dass im Hebräischen die Wesenheit auch anders genannt wird, die da das AT durchzieht. Und zwar mit Eloah oder auch El, Adonai und solche Sachen, neben YHWH. YHWH bedeutet eigentlich einfach so viel wie Seiendes, während die vorderen Namen soviel wie 'Mächtiger für Eloah', 'Herr bzw. Herrscher für Adonai' bedeuten. An erster Stelle scheint hier also auch gar nicht das Gute zu stehen, als mehr die Macht, das Herrschen, das Siegen und Bezwingen. Die Namen Gott und die jeweiligen hebräischen Gottesnamen, die der Wesenheit im AT zugeschrieben werden, müssen also nicht unbedingt übereinstimmen. Und trotzdem kann man auch gleichsam glauben, dass das, was die Wesenheit des AT gemacht hat, gut ist; und sei es nur für den eigenen Ego-Radius oder aber generell das Gute. Oder man interpretiert es so, dass es hin zum Guten übereinstimmen soll.
Und auch dein nächster Einwand mag nicht ganz unberechtigt erscheinen. Doch muss man beachten, dass es nur scheinbar verschiedene Gutheiten gibt; alles Gute nämlich ist letztlich das Gute selbst. Die rein abstrakte Idee des Guten unterliegt allen Gutheiten. Und so unterliegt die rein abstrakte Idee Gottes allen Gottheiten. Jetzt sprichst du davon, dass aber es Streit durch verschiedene Anschauungen gegenüber Gott gibt. Du hast Recht, denn das beweist uns scheinbar sowohl die Geschichte, als auch die blanke Gegenwart. So erscheint der Kampf der Götter in dieser Weltgeschichte als der Kampf um Macht und Deutungshoheit über das Gute. Das erscheint im Kampf der polytheistischen Pantheons der Götter untereinander genauso wie im Kampf gegen diese Götter im Insgesamten durch den einen Gott im AT etwa, weil sie gar als nicht-existent abgelehnt werden; womit man ein für alle mal festlegen wollte, was das Gute zu sein hat oder aber auch einfach, wer der Mächtigste zu sein hat.
So entstehen auch verschiedene Religionen. Doch hier nicht genug. Denn mögen die Religionen untereinander sich oft in Streit befinden, so befindet sich die Religion selbst oft im Streit untereinander, als die verschiedenen Interpretationen bzw. durch ihre verschiedenen Strömungen. Aber ist das gut? Das wiederum ist eine sehr gute Frage. Und so folgen selbst Religionen, die von sich eigentlich sagen, dass sie nur einen Gott kennen, in ihren verschiedenen Strömungen in gewisser Hinsicht jeweils dann doch wieder verschiedenen Göttern, weil verschiedenen Interpretationen von Gott, die sich aus ihrer Warte nicht in Übereinstimmung bringen lassen und so glauben die jeweiligen Strömungen aber, dass ihre Anschauung und Interpretation über Gott die jeweils Richtige ist. Doch kann es unter Ausschluss der anderen Anschauungen überhaupt Richtiges geben? Was ist das Richtige? Muss nicht das Gute altruistisch sein und alle Anschauungen in Eines überführen und niemanden ausschließen? Sind nicht die Anschauungen egoistisch, die Andere ausschließen? Gute Fragen.