Gott
22.10.2017 um 09:13feallai schrieb:Da kennst du mich aber schlecht. Ich lasse mir von niemandem sagen was ich zu glauben oder zu denken habe.Und ich betrachte alles, was mir im Gottesdienst erzählt wird, kritisch und ziehe meine eigenen Schlüsse daraus. Hätte es meine Familie gut mit mir gemeint, hätten sie meinen Glauben, den ich auch vorher schon hatte, nicht mit Füßen getreten. Ich weiß nicht welche Freikirchen du so kennengelernt hast, jedenfalls nicht die, in denen ich zu Gast war oder in der ich Mitglied bin.Sich selbst kennt man oftmals ziemlich schlecht. Man nimmt vielleicht an, dass man selbst bestimmt denkt und handelt und erkennt nicht, dass man nur eine vorgegebene Ansicht oder Meinung wiedergibt. Die Möglichkeiten der Meinungsbeeinflussung sind vielschichtig und werden auf den ersten Blick nicht erkannt. Gehen wir nur mal davon aus, was uns die Kirchen so alles an "Wahrheit" einreden. So sollen wir z.B. an die Existenz von Engeln oder eines Gottes glauben. Gesehen oder gar mit Engeln und Gott gesprochen hat aber noch nie jemand. Dann wären da noch die angeblichen Wunder, die Jesus bewirkt haben soll. Wasser in Wein verwandeln, Tote auferwecken, Blinde sehend machen usw. Fakt ist aber, dass es jedem mittelmäßigen Unterhaltungszauber möglich ist, Wasser in Wein zu verwandeln. Ich habe sogar mal eine Zirkusnummer gesehen, in der ein Zauberer jedes vom Publikum gewünschte Getränk herbei zauberte. Wie dieser Zauberer das schaffte, vermag ich auch nicht zu sagen. Ich weiß aber, dass es sich dabei um nichts anderes als um geschickt konstruierte Illusionen handelte.
Allein schon die Schöpfungsgeschichte, wie sie in der Bibel steht, müsste man mit wachen Sinnen und hellem Geist als falsch oder zumindest als gelogen erkennen. Aber was tut der gläubige Mensch? Er glaubt diese Geschichte und verleugnet die Evolutionstheorie; eine Theorie, die nicht mehr nur eine Theorie, sondern längst eine wissenschaftlich untermauerte und anerkannte Lehre ist. Die Erde ist zudem um etliche Jahrmillionen älter, als nur 6.000 Jahre, wie die Bibel uns weismachen will. Ja, ich weiß, dass diese Tatsache auch von der Mehrzahl der Gläubigen inzwischen als zutreffend akzeptiert ist, wobei aber gnädig übersehen wird, dass man der Menschheit zuvor das Gegenteil eingeredet hat.
Gottgläubige wissen zumeist auch nicht, wie es dazu kam, dass sie an die Existenz eines Gottes glauben. In der überwiegenden Zahl der Fälle, waren es Eltern und Großeltern, die ihren Kindern diese Geschichte als wahr suggerierten. Suggestion ist exakt das zutreffende Wort und bedeutet "einreden".
"Ich lass' mir nix einreden, mich manipuliert keiner." Glaubst du das wirklich? Wenn ja, sollten du dich doch etwas näher mit diesem Thema befassen.
Wie frei, wie spontan und autonom sind wir wirklich? Verfügen wir tatsächlich selbstbestimmt über unsere Gedanken, Urteile, Wertungen und Emotionen oder lügen wir uns da nur etwas vor? Vielleicht sind ja viele unserer Entscheidungen gar kein Eigenbau, sondern fremdbestimmt. Und vielleicht ist es auch gar nicht so schwer, uns sanft, aber gezielt in eine bestimmte Richtung zu drängen, uns zu beeinflussen, uns ein- und umzustimmen, kurz: uns zu manipulieren?
Nachstehend ein Auszug aus einer Sendung von "Radio Bayern2" vom 22.02.2017:
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es an der hochgradigen Beeinflussbarkeit des Menschen längst keinen Zweifel mehr. Psychologen und Wahrnehmungsforscher konnten in unwiderlegbarer Dichte und Schlüssigkeit zeigen, wie leicht und unbemerkt unsere vermeintlich autonomen Urteile von außen beeinflussbar sind. Wir werden täglich, wir werden dauernd und auf vielen Ebenen manipuliert. Nicht nur durch Worte, Propaganda und Bilder. Schon ein schlichter Temperaturunterschied auf unserer Haut reicht aus, um das Urteil über einen Menschen ins Negative oder Positive zu drehen; die Härte eines Stuhls verändert unsere Kompromissbereitschaft; das Gewicht einer Einkaufstasche bringt uns dazu, die Nährwertangaben auf Lebensmitteln höher zu gewichten. (Zitatende)
Diese aus der Psychologie stammenden Erkenntnisse sind nicht zu leugnen. Wie sonst könnte man kleinen Kindern etwas einreden, was sich in Tat und Wahrheit nie beweisen lässt. Selbstverständlich vertrauen Kinder ihren Eltern und Großeltern und deshalb werden sie diese "Wahrheiten" dereinst auch an ihre Kinder weitergeben. In deinem Fall waren es offensichtlich nicht deine Eltern, die dir den Glauben einimpften, sondern eine "fromme" Umgebung, die deinen Glauben - rein zufällig - entfachte. In dieser Gemeinde hast du Liebe, Verständnis und den Glauben zu Gott gefunden, etwas, dass dir deine Eltern nicht vermitteln wollten, weil sie die biblischen Lügen längst als Irrtum erkannt hatten. Das kann vorkommen, ist aber nicht die Regel. Die frühkindliche Gehirnwäsche, mit der man Kindern seit Generationen den Glauben vermittelt, ist nach wie vor der Hauptgrund, dass Kinder später auch als Erwachsene am Glauben festhalten. Einige aber schaffen es später trotzdem, sich diesen Manipulationsmethoden zu entziehen. Ich bin ein beredetes Beispiel dafür, weil ich den Schwindel irgendwann erkannt habe.
Allein schon die Selbstsicherheit, mit der du behauptest, dass du dich von niemandem in deiner Meinungsbildung beeinflussen lässt, ist ein Hinweis darauf, dass du die "Macht der Suggestion" gewaltig unterschätzt hast. Menschen, die von sich behaupten, nicht beeinflussbar zu sein, sind letztlich am leichtesten zu manipulieren.