Sei gegrüßt
@oneisenough Die Angelegenheit mit der Distanz halte ich für sehr interessant. Was ist denn eigentlich Distanz, und besteht sie als tatsächliche Realität? Ich schaue hier gerade auf einen Bildschirm. Aber befindet sich dieser Bildschirm tatsächlich in Distanz zu mir oder ist nicht selbst dieser irgendwie in Wahrheit von meinem Sein durchdrungen und ich gar nicht wirklich so verschieden davon? Angenommen, wir bauen solche Distanzen auf, bist du dann lokalisiert? Wenn, dann würden sich die meisten als hinter den Augen und aus den Augen sehend lokalisieren, hin zum Bildschirm sehend. Aber ist dem wirklich so?
Ein kleines Experiment: Wir haben einen Menschen, mit Kopf und Augen und dem angenommenen Gehirn darin. Wir befinden uns in Beobachtung zu diesem Menschen. Wir wollen herausfinden, was letztlich geschieht, wenn er seine Umgebung wahrnimmt und etwa eine Wand ihm gegenüber sieht oder halt einen Bildschirm. Wie kommt das zustande, was geschieht? Wir sehen erstmal, dass die Sonne das Licht gibt, womit dieser Mensch und seine Umgebung bestrahlt werden. Dieses Licht, so erkennen wir, wird reflektiert. Es trifft dadurch auf sein Auge. Wir schließen, dass er durch das Licht die Sicht erhält und es scheint uns erst so, als würde die Außenwelt von eben außen in diesen in seinen Kopf eindringen. Wir machen nun das Gehirn als letzten Ort dafür verantwortlich, dass so ein Bild eben dieser angenommenen Außenwelt für diesen Menschen entsteht.
Aber wir werfen einen zweiten Blick darauf. Denn wir fangen nun an, das Gehirn mehr zu studieren. Wir dringen immer tiefer in die Materie ein, weit in die Synapsen. Wir verfolgen das Licht in seinen Bahnen, bis ins Letze und Kleinste. Wo wird denn letztlich alles zusammengeführt, wo ensteht das Bild wirklich und wie? In den vielen verwindeten Gehirnwindungen, wo das Bild zusammengerechnet wird, so mögen wir einwenden. Wirklich? Wir haben ein Bild,
ein Bild und kein in viele Bilder aufgeteiltes Bild. Zwar haben wir durchaus verschiedene Pixel, die eine Einheit ergeben, aber eine Einheit kann erst zu einer werden, wenn sie durch eine ungeteilte Einheit, die ohne Pixel ist und allen diesen Pixeln unterliegt und sie verbindet und damit überhaupt erst sichtbar werden lassen kann, indem sie sie zusammenfügt und überschaut, in eines geführt wird. Es müsste somit alles Licht, was wir von außen kommend meinen, in ein zentrales Rechenzentrum geleitet werden, wo dieses Bild seine Vollendung findet. Wie ein Puzzle, das durch eine Person seine Vollendung findet, indem es an einem einzigen Ort zusammengefügt wird. Und was, als das Kleinste, kann dieses zentrale Rechenzentrum sein? Denn, wenn es schon wieder größer als das Kleinste wäre, dann könnte es die Bilder nicht in ein Ungeteiltes führen und geordnet wieder aus sich gelangen lassen, wie ein Projektor, der ein immer größer werdendes Prisma oder Pyramide aus sich schafft.
Da du dich auch mit Sri Nisargadatta und seinen Dialogen beschäftigt hast, dürfte dir eventuell bekannt sein, dass er in einem, wenn nicht gar mehr, seiner Dialoge von einem kleinen Tropfen vergleichbar puren Sattvas, wie pure Butter, spricht, welcher das Bild des gesamten Universums in sich enthalten würde und den Aufbruch der gesamten Schöpfung bewirke. Dieser Tropfen ist es, so sage ich, der auch das das Kleinste ist und das Bild in eins führt. Das in viele aufgeteilte Bild nämlich, durch verschiedene Pixel zusammengesetzt scheinend, es kann nur durch das Ungeteilte und Unbewegte geschaut und in eins geführt werden. Es vereinigt sich somit in diesem Kleinsten, in welchem es sich befindet und aus welchem es ist. Aber es wird spannender, denn wo im Gehirn soll das denn sein? Kann es überhaupt irgendwo darin sein?
Dazu kommen wir wieder zum Licht zurück, das wir doch so voller Elan verfolgen. Wir hatten es auf die Außenwelt zurückgeführt und durch die Augen in den Kopf gelangend. Aber ist das richtig? Denn angenommen, das gesamte Bild der Welt entsteht irgendwie im Innenraum des Kopfes, durch die Substanz des Kopfes oder was auch und wodurch auch immer, wie könnte die Außenwelt dann wirklich unabhängig oder auch nur real getrennt von der Innenwelt existieren? Besteht die Außenwelt dann überhaupt als solche? Oder ist es nicht vielmehr so, dass sodann sowohl Außenwelt als auch Innenwelt in Eines übergehen? Wenn alles nur etwa durch die Substrate und Substanz der Hirnwindungen besteht und aus diesen besteht, so mal angenommen, dann müsste sich die Außenwelt in der Innenwelt befinden und die Innenwelt in der Außenwelt. Sie sind Eines!
Aber da wir auch sagten, dass, wenn wir in den Innenraum des Leibes gehen, wo sich alles befindet, wo die gesamte Außenwelt ist und noch viel mehr, dass dieser ungeteilt und eins und das Kleinste sein müsste, kann sich dann noch die Frage nach einer Lokalisation stellen? Wenn darin alles ist und es in gewisser Hinsicht alles ist, wenn Innen wie Außen ist, wo bin ich dann? Du wirst eventuell sagen, diese Frage stelle sich gar nicht, da es kein Wo für die wahre Natur unserer Selbst gäbe, da ohne Lokalisation. Aber dann können wir auch nicht mehr wirklich von einer Distanz sprechen, denn diese trifft, so sage ich, nur dann zu, wenn es einen Bezugspunkt gibt, zu welchem sich dieser gesellt und auf ihn bezieht. Ich sagte, dies ist das Kleinste, dieser pure Tropfen, von welchem auch Sri Nisargadatta spricht, er ist der Ort, wo alles zusammenläuft und in Eines übergeht, und durch ihn findet man auch, ohne dazu wirklich zu finden, zur Non-Lokalisation, die alles durchdringt, ohne alles zu durchdringen.
Die Sonne also, von welcher wir zuerst erkannten, dass von ihr das Licht ausging, niederging auf die Erde, alles bestrahlte und reflektiert wurde, das Licht, welches sodann auf das Auge treffen sollte, dieses Licht, aus der Sonne kommend, war es also je woanders als in mir als in dir, als in diesem Menschen, den wir für unser Experiment untersuchten? Gab es diesen Weg des Lichtes überhaupt in dieser Reihenfolge, von Außen nach Innen, oder, nicht verhält es sich nicht vielmehr umgekehrt, nämlich von Innen nach Außen? Oder aber ist es nicht so, dass beides richtig ist, weil Beides eins ist und ineinander übergeht? Und wenn also die gesamte Sonne stets im von uns beobachteten Menschen schon war, und alles Licht in diesem stets und alles Licht aus der Dunkelheit kommend, die paradoxerweise randvoll gefüllt ist mit Licht und das wahre Licht, dann ist er das Universum in gewisser Hinsicht selbst.
Wo bleibt noch die Frage nach Distanzen? Darum, weil ich meinen Bildschirm beobachten kann, darum bin ich er nicht, denn ich bin ohne Ort. Doch, unbegreiflich, darum, weil ich ihn beobachten kann, darum bin ich er. Denn er ist Beobachtung und ich bin Beobachtung und die Beobachtung ist eins und ungeteilt. Sie scheint zwar in viele aufgeteilt, aber ist doch wahrhaft nur Eines und ungeteilt. Alles ist eins.