Arikado
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Spiritualität für Atheisten - was soll das sein?
21.08.2013 um 07:22Moin (habe Ferien, daher so früh),
kann mir jemand von euch sagen, was man unter "atheistischer Spiritualität" verstehen soll? Ich beschäftige mich ja schon seit einiger Zeit mit dem Atheismus und bezeichne mich, was den Gottesglauben anbelangt, als agnostischen Atheisten, aber bis heute kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wieso es Atheisten gibt, die sich "ums Verrecken" als "spirituell" bezeichnen müssen.
Was soll das sein, diese atheistische Spiritualität?
Irgendwie mieft dieser Furz und man weiss nicht so recht woher er kommt.^^
Vor allem versteht unter Spiritualität kein Schwein das Gleiche. Was Religionen sind, das kann man ziemlich präzise beschreiben: Religionen sind der Glaube an "transzendente"/"überirdische" Wesen und/oder Welten. Punkt. Bei der Esoterik wird es schon etwas schwieriger. Ich versuche das dann so: Esoterik ist Magie - der Glaube an irgendwelche "Kräfte" in unserer Welt, die von der Wissenschaft nicht anerkannt, jedoch von den Esoterikern eisern verfochten werden. Diese Beschreibung ist vielleicht nicht das Gelbe vom Ei, aber sie ist besser als nichts. So, kommen wir jetzt zur Spiritualität. Was zum Geier soll das eigentlich sein? Die meisten Leute, die sich in meinem Umfeld als spirituell bezeichnen, sind meistens religiös und/oder esoterisch veranlagt. Keiner davon ist Atheist!
Da ich mir also unter Spiritualität nichts Konkretes vorstellen kann, ziehe ich einmal Wikipedia zur Hilfe. Dort finde ich das hier:
Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:[1]
1.Gebet, Gottvertrauen und Geborgenheit
2.Erkenntnis, Weisheit und Einsicht
3.Transzendenz-Überzeugung
4.Mitgefühl, Großzügigkeit und Toleranz
5.Bewusster Umgang mit anderen, sich selbst und der Umwelt (entspricht im weitesten Sinne einem achtsamen Umgang auf horizontaler Ebene)
6.Ehrfurcht und Dankbarkeit
7.Gleichmut und Meditation.
Gehen wir diese 7 Punkte einmal durch. Punkt für Punkt.
1. Dieser Punkt ist recht einfach. Atheisten glauben nicht an Gott, daher beten sie auch nicht. Logischerweise haben sie auch kein Gottvertrauen und erfahren durch ihren fehlenden Gottesglauben keine Gottgeborgenheit.
2. Erkenntnis, Weisheit und Einsicht? Erkenntnisse liefert uns die Wissenschaft. Das scheint hier aber wohl nicht gemeint zu sein. Es geht hier wohl eher um "persönliche Erkenntnisse". In meinen Augen kann man das aber in die Philosophie verpacken. Jedenfalls würde ich mich eher als Atheisten mit Interesse für Philosophie bezeichnen, denn als Atheisten mit einer spirituellen Ader (üh, mir wird schlecht). Allerdings ist dieser Zusatz: "Ich bin ein "philosophischer" Atheist", meiner Ansicht nach überflüssig, denn wer Atheist ist, hat sich meistens sowieso mit Philosophie beschäftigt. Vielleicht nicht alle, aber die meisten schon.
3. Transzendenz-Überzeugung (egal was das auch immer für transzendentes Zeugs sein mag), für mich gehört das in den Bereich des Religiösen. Ausserdem haben die meisten Atheisten keine Transzendenz-Überzeugung. Ein weiterer Grund dafür, sich nicht als "spirituellen Atheisten" zu bezeichnen.
4. Sind in meinen Augen typische menschliche Eigenschaften. Man muss nicht religiös oder spirituell sein, um grosszügig zu sein. Das ist hoffentlich allen klar. :D
5. Hier gebe ich die gleiche Antwort wie bei Punkt Nr. 4.
Ergänzend kann ich noch sagen, dass ich die Ethik der Philosophie und nicht der Spiritualität zuordne.
6. Gleiches wie bei Nr. 4 + 5.
7. Gleichmut spielt u. A. in der griechischen Philosophie (z. B. in der nikomachische Ethik von Aristoteles) wie in der chinesischen Philosophie (Laotse), oder im Buddhismus, eine bedeutende Rolle. Die Franzosen haben ihre Contenance und die Englänger ihre Coolness. Wie auch immer - Gleichmut kommt also bereits in der Philosophie und in einigen Religionen vor. Er gilt allgemein als Tugend und ist sicher nichts Exklusives der Spiritualität.
Bleibt nur noch die Meditation. Es gibt durchaus Atheisten, die Freude an der Meditation gefunden haben. Aber nur weil jemand meditiert, wird er dadurch in meinen Augen nicht unbedingt spirituell. Ich meditiere auch ab und zu. Für mich kann man Meditation auch als Sport oder als Entspannungstechnik bezeichnen. So lange man nicht meditiert, mit der Absicht, irgendwie "erleuchtet" zu werden, ist man in meinen Augen als meditierender Atheist nicht unbedingt spirituell. Das Gleiche gilt für Yoga.
Jetzt könnte man noch darüber streiten, ob jemand, der meditiert, mit der Absicht, die Erleuchtung zu erlangen, als religiös oder als spirituell, gilt. Ich würde ihn als religiös bezeichnen, da die Suche nach Erleuchtung in Religionen entstanden ist. Aber das ist hier nebensächlich.
So, ich will die Spiritualität nicht unbedingt schlechtreden. Mir geht sie bloss etwas auf den Keks, weil sie so spongebob-schwammig ist. Ein Gespenst geht um!
Daher fühle ich mich geradezu dazu gedrängt, euch mitzuteilen, dass ich nicht nachvollziehen kann, wieso sich manche Atheisten dennoch als -> spirituell bezeichnen. Ich raffe es nicht.
Wenn jemand sagt, er sei Atheist und setze sich für Wissenschaft und kritisches Denken ein, kann ich diese Aussage nachvollziehen. Aber wenn jemand sagt, er seit ein "spiritueller" Atheist, dann kann ich das nicht nachvollziehen.
Mir ist schon klar, dass es durchaus Leute gibt, die sich für Esoterik und dergleichen interessieren, denen aber der Gottesglaube fehlt. Aber die sollen sich dann bitte als Leute mit Interesse für Esoterik bezeichnen und nicht als "spirituelle Atheisten", denn das rückt den Atheismus dann eher in ein schlechtes Licht... -_-.
Gruss (jetzt gehe ich wieder ins Bett)
kann mir jemand von euch sagen, was man unter "atheistischer Spiritualität" verstehen soll? Ich beschäftige mich ja schon seit einiger Zeit mit dem Atheismus und bezeichne mich, was den Gottesglauben anbelangt, als agnostischen Atheisten, aber bis heute kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, wieso es Atheisten gibt, die sich "ums Verrecken" als "spirituell" bezeichnen müssen.
Was soll das sein, diese atheistische Spiritualität?
Irgendwie mieft dieser Furz und man weiss nicht so recht woher er kommt.^^
Vor allem versteht unter Spiritualität kein Schwein das Gleiche. Was Religionen sind, das kann man ziemlich präzise beschreiben: Religionen sind der Glaube an "transzendente"/"überirdische" Wesen und/oder Welten. Punkt. Bei der Esoterik wird es schon etwas schwieriger. Ich versuche das dann so: Esoterik ist Magie - der Glaube an irgendwelche "Kräfte" in unserer Welt, die von der Wissenschaft nicht anerkannt, jedoch von den Esoterikern eisern verfochten werden. Diese Beschreibung ist vielleicht nicht das Gelbe vom Ei, aber sie ist besser als nichts. So, kommen wir jetzt zur Spiritualität. Was zum Geier soll das eigentlich sein? Die meisten Leute, die sich in meinem Umfeld als spirituell bezeichnen, sind meistens religiös und/oder esoterisch veranlagt. Keiner davon ist Atheist!
Da ich mir also unter Spiritualität nichts Konkretes vorstellen kann, ziehe ich einmal Wikipedia zur Hilfe. Dort finde ich das hier:
Als Ausdrucksformen der Spiritualität konnten mit Hilfe von Fragebogenkonstrukten mindestens sieben Faktoren differenziert werden:[1]
1.Gebet, Gottvertrauen und Geborgenheit
2.Erkenntnis, Weisheit und Einsicht
3.Transzendenz-Überzeugung
4.Mitgefühl, Großzügigkeit und Toleranz
5.Bewusster Umgang mit anderen, sich selbst und der Umwelt (entspricht im weitesten Sinne einem achtsamen Umgang auf horizontaler Ebene)
6.Ehrfurcht und Dankbarkeit
7.Gleichmut und Meditation.
Gehen wir diese 7 Punkte einmal durch. Punkt für Punkt.
1. Dieser Punkt ist recht einfach. Atheisten glauben nicht an Gott, daher beten sie auch nicht. Logischerweise haben sie auch kein Gottvertrauen und erfahren durch ihren fehlenden Gottesglauben keine Gottgeborgenheit.
2. Erkenntnis, Weisheit und Einsicht? Erkenntnisse liefert uns die Wissenschaft. Das scheint hier aber wohl nicht gemeint zu sein. Es geht hier wohl eher um "persönliche Erkenntnisse". In meinen Augen kann man das aber in die Philosophie verpacken. Jedenfalls würde ich mich eher als Atheisten mit Interesse für Philosophie bezeichnen, denn als Atheisten mit einer spirituellen Ader (üh, mir wird schlecht). Allerdings ist dieser Zusatz: "Ich bin ein "philosophischer" Atheist", meiner Ansicht nach überflüssig, denn wer Atheist ist, hat sich meistens sowieso mit Philosophie beschäftigt. Vielleicht nicht alle, aber die meisten schon.
3. Transzendenz-Überzeugung (egal was das auch immer für transzendentes Zeugs sein mag), für mich gehört das in den Bereich des Religiösen. Ausserdem haben die meisten Atheisten keine Transzendenz-Überzeugung. Ein weiterer Grund dafür, sich nicht als "spirituellen Atheisten" zu bezeichnen.
4. Sind in meinen Augen typische menschliche Eigenschaften. Man muss nicht religiös oder spirituell sein, um grosszügig zu sein. Das ist hoffentlich allen klar. :D
5. Hier gebe ich die gleiche Antwort wie bei Punkt Nr. 4.
Ergänzend kann ich noch sagen, dass ich die Ethik der Philosophie und nicht der Spiritualität zuordne.
6. Gleiches wie bei Nr. 4 + 5.
7. Gleichmut spielt u. A. in der griechischen Philosophie (z. B. in der nikomachische Ethik von Aristoteles) wie in der chinesischen Philosophie (Laotse), oder im Buddhismus, eine bedeutende Rolle. Die Franzosen haben ihre Contenance und die Englänger ihre Coolness. Wie auch immer - Gleichmut kommt also bereits in der Philosophie und in einigen Religionen vor. Er gilt allgemein als Tugend und ist sicher nichts Exklusives der Spiritualität.
Bleibt nur noch die Meditation. Es gibt durchaus Atheisten, die Freude an der Meditation gefunden haben. Aber nur weil jemand meditiert, wird er dadurch in meinen Augen nicht unbedingt spirituell. Ich meditiere auch ab und zu. Für mich kann man Meditation auch als Sport oder als Entspannungstechnik bezeichnen. So lange man nicht meditiert, mit der Absicht, irgendwie "erleuchtet" zu werden, ist man in meinen Augen als meditierender Atheist nicht unbedingt spirituell. Das Gleiche gilt für Yoga.
Jetzt könnte man noch darüber streiten, ob jemand, der meditiert, mit der Absicht, die Erleuchtung zu erlangen, als religiös oder als spirituell, gilt. Ich würde ihn als religiös bezeichnen, da die Suche nach Erleuchtung in Religionen entstanden ist. Aber das ist hier nebensächlich.
So, ich will die Spiritualität nicht unbedingt schlechtreden. Mir geht sie bloss etwas auf den Keks, weil sie so spongebob-schwammig ist. Ein Gespenst geht um!
Daher fühle ich mich geradezu dazu gedrängt, euch mitzuteilen, dass ich nicht nachvollziehen kann, wieso sich manche Atheisten dennoch als -> spirituell bezeichnen. Ich raffe es nicht.
Wenn jemand sagt, er sei Atheist und setze sich für Wissenschaft und kritisches Denken ein, kann ich diese Aussage nachvollziehen. Aber wenn jemand sagt, er seit ein "spiritueller" Atheist, dann kann ich das nicht nachvollziehen.
Mir ist schon klar, dass es durchaus Leute gibt, die sich für Esoterik und dergleichen interessieren, denen aber der Gottesglaube fehlt. Aber die sollen sich dann bitte als Leute mit Interesse für Esoterik bezeichnen und nicht als "spirituelle Atheisten", denn das rückt den Atheismus dann eher in ein schlechtes Licht... -_-.
Gruss (jetzt gehe ich wieder ins Bett)