Jörg Meuthen versuchte gestern, am 9.2. 2022 seine politische Reputation -so es noche eine Solche gibt- in einer Sendung bei Markus Lanz wiederzurerrichten.
Diesen Versuch erachte ich nach dem Sehen dieser Sendung als gescheitert.
Meuthen selbst hatte sich keine Ausrede dafür einfallen lassen, dass gerade Jörg Meuthen es war. der dem Rechtspopulismus und damit dem Rechtsextremismus mit dem in einer Rede von ihm gebrauchten Ausdruck von einem versifften links-rot-grünen 68er Deutschland zum Durchbruch verholfen hatte.
Hat Meuthen es vergessen?
Denn Höcke war es nicht! Akif Pirincci wars
vor Meuthen gewesen. Meuthen hats aber wesentlich publikumswirksamer auf einem Parteitag der AfD
wiederholt.
Markus Lanz stellte Meuthen zum Schluss die Frage, ob er sich nicht die Frage einer Mitschuld stelle.
Meuthen verneinte. (Ohne Kommentar!)
FR
Markus Lanz (ZDF): Jörg Meuthen mimt nach wie vor den „Good Cop“
Stattdessen lenkte er mit der Erzählung ab, in der AfD immer zwei Parteien gesehen zu haben. Jörg Meuthen verschleierte bei Markus Lanz das, was er in seinen Jahren bei der AfD jedoch stets getan hat: auf der einen Seite sämtliche extrem rechten Kräfte teils inhaltlich, teils formell mitzutragen, um dann im öffentlichen Diskurs auf sich als Anführer angeblich konservativer Kräfte zu verweisen. Er habe versucht, diese Partei auf einen „bürgerlich-konservativen Kurs zu bringen“, sei aber gescheitert.
Sein Kampf sei ein „sehr schmerzhafter“ gewesen, mimte er den Helden, während Lindner ihm ein „rational-strategisches Verhältnis zu diesen rechten Parteigliederungen“ attestierte. Um zu ergänzen, dass Meuthen beim „Institut für Staatspolitik“, als rechtsextrem eingestuft, vorbeigeschaut und um Unterstützung gebeten hatte. Meuthen will dort jedoch nur eine Stunde „einen Vortrag gehalten haben, um sich das mal anzuschauen“.
Mal wieder wollte Meuthen nicht an seine Vergangenheit erinnert werden, spielte bei seinem Lanz-Auftritt aber den Erklär-Bär, was er alles unterschätzt beziehungsweise nicht unterschätzt habe, und welche Vorwürfe er sich selbst angeblich mache. Dieses Meuthensche Ferkel wurde jedoch schon zu oft durchs mediale Dorf getrieben, als dass es irgendeinen Mehrwert bieten könnte.
Insofern soll die Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang das letzte Wort haben, die sämtliche Erklärungsversuche in einem Statement vom Tisch fegte: „Diese Reinwascherei, nachdem Sie jahrelang Rechtsextreme in der Partei geduldet haben, die nimmt Ihnen niemand ab.“ Richtig, und warum er dies einmal mehr bei Markus Lanz praktizieren durfte, bleibt in der Verantwortung des ZDF. (ktho)
Quelle: https://www.fr.de/politik/markus-lanz-zdf-ex-afd-mann-joerg-meuthen-darf-sich-wieder-als-reformer-inszenieren-91339442.html
Versifftes links-rot-grünes 68er Deutschland – eine bloße Beschimpfung?
Der ursprünglich von dem rechtspopulistischen Schriftsteller Akif Pirincci benutzte und von Jörg Meuthen (AfD) auf einem Bundesparteitag der AfD aufgegriffene Ausdruck vom versifften links-rot-grünen 68er Deutschland (vgl. Externer Link:http://www.berliner-zeitung.de/24382588; 06.01.2016) scheint auf den ersten Blick eine bloße grobe metaphorische Beschimpfung zu sein, mithilfe derer auf die mangelnde Hygiene des politischen Gegners hingewiesen wird, die auf das gesamte Land übergegriffen habe. Macht man sich jedoch klar, dass mit diesem Ausdruck zumindest unterschwellig auf die Geschlechtskrankheit Syphilis angespielt wird (vgl. Duden 2015: 1919), dann erscheint diese Beschimpfung in einem anderen Licht. Denn Krankheits- oder auch Tiermetaphern im politischen Diskurs dienen der Abwertung des politischen Gegners, in ihrer extremen Form gar seiner Dehumanisierung. Beispielsweise nutzen die Nationalsozialisten Krankheitsmetaphern, um Menschen jüdischen Glaubens ihre Menschenwürde abzusprechen: Die Rede war dann z.B. von Parasiten (vgl. Schmitz-Berning 2007: 460 ff.), die den "deutschen Volkskörper" schädigten (vgl. Musolff 2007). Der politische Gegner erscheint dann als Krankheitserreger oder Seuche. Aktionen gegen einen solchen Gegner gelten dann als Notwehr, als medizinisch gebotene Maßnahme zur Erhaltung der eigenen Gesundheit bzw. der des ganzen Volkes. Zwar lässt sich der Ausdruck vom versifften links-rot-grünen 68er Deutschland nicht mit dem NS-Sprachgebrauch identifizieren oder auf ihn direkt zurückführen. Jedoch deutet diese Form der verbalen Diffamierung auf einen aggressiven politischen Agitationsstil hin, der in erster Linie durch Freund-Feind-Schemata gekennzeichnet ist.
Quelle: https://www.bpb.de/themen/parteien/rechtspopulismus/240831/rechtspopulistische-lexik-und-die-grenzen-des-sagbaren/