E.Schütze schrieb:Der Zustand in dem sich die AfD befindet hat für mich nichts mehr mit Konservatismus zu tun, das ist gelebte Fremdenfeindlichkeit. Ich befürchte, dass einige Wähler das bisher nicht ernst nehmen.“
Das sieht man allein schon daran, daß die AfD als politischer Arm einer national-konservativen bis völkischen Bewegung mittlerweile schon in der Hälfte der deutschen Landesparlamente von Osten bis Westen vertreten sind und nun sogar ihr Einzug in den Bundestag kurz bevor steht. Die Kombination aus Nationalorientierung liefernder Elite mit Sozialangst verspürendem "Volk", die Parteispitze besteht weitgehend aus westdeutschen Akademikern, während die Wahlgewinne gerade in Ostdeutschland aus dem ehemaligen Arbeitermilieu kommen, erweckt durchaus Assoziationen an den Aufstieg faschistischer Parteien im Europa der 1930er Jahre.
Die AfD erzeugt eine Dynamik der Regression, die in der Lage ist, den über Jahrzehnte mühsam erarbeiteten Bereitgestellt von gesellschaftlichen Konsens, eine plurale Migrationsgesellschaft geworden zu sein, nicht nur in Frage zu stellen, sondern insgesamt zu einer Erosion demokratischer Grundwerte zu führen.
Dabei machen diese Rechtspopulisten nicht mal ökonomische Angebote, um soziale Ängste zu beheben. Analysiert man die Parteiprogramme der AfD, so findet sich darin eine eher marktliberale bis deregulierende Mittelstandspolitik, was Arbeitsmarkfragen angeht. Was bedient wird, sind vor allem nationale Ansprachen und exklusive Aufwertungen. So liest man z.B. im Wahlprogramm der AfD Sachsen-Anhalt: "Wir fordern eine Willkommenskultur für den Nachwuchs der einheimischen Bevölkerung!"
Die Politik hat es einfach verpasst, dem für vielen Menschen etablierten neuen pluralen Deutschland soetwas wie ein normalisierendes Narrativ zu geben, dass handlungsleitend und integrativ auf die abgehängten Gesellschaftsschichten wirken konnte. Daß Migration aber ein Phänomen der Globalisierung ist, so wie Exportweltmeister zu sein, wurde ebenfalls nicht mitvermittelt. So hielt sich die Vorstellung von Migration als Ausnahme und Notstandssituation, obwohl längst jedes dritte Kind in Deutschland über einen solchen Hintergrund verfügt und gleichsam "deutsch" ist.
Dabei wird insbesondere im Zuge von Migration und Geflüchteten in vielen Teilen der Bevölkerung das Abstraktum "Deutschsein" gern als ein inkompatibles Gegenstück zu Muslimen empfunden. Die AfD weiß das Feindbild Islam daher für sich ideal auszuschlachten.
Der Islam ist das, was als homogenes Feindbild die heterogene Masse zusammenführt. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der AfD, Beatrix von Storch, formulierte daher strategisch: "Der Islam wird als ein zentrales Thema im neuen Programm Eingang finden."
Die AfD treibt in ihrer Wahlpropaganda die Spaltung der Gesellschaft gezielt massiv voran. Die kommende BTW wird den etablierten Pareteien durchaus den von vielen AfD-Wählern erhofften "Denkzettel" geben und man kann nur hoffen, daß sie daraus lernen werden und es endlich ernst nehmen, daß die Bedürfnisse nach nationaler Identität, Symbolik und Rhetorik in der Bevölkerung nicht erst seit 2015 wieder verbreitet ist. Wo viele rechts orientierte Wähler sich bis dahin noch genierten ihre Stimme einer unbürgerlichen NPD zu geben sehen sie sich dafür nun in der AfD aber auch in Gruppierungen wie PEGIDA und der Identitären Bewegung repräsentiert. Nun heißt es damit entsprechend umzugehen und die richtigen Lehren Bsp. durch bessere Aufklärungsarbeit und wieder mehr Politik mit Bürgernähe als wesentlichen Schwerpunkt daraus zu ziehen.