@shionorodu hast in deinem EP ein paar verdammt einleuchtende argumente und vielversprechende gedankenansätze genannt. in vielen diesen überlegungen finde ich auch meine gedanken zu dem thema wieder. Allerdings plädiere ich auf die Unbeugsamkeit der sprachlichen Irrungen.
meine gedanken pendeln im groben zwischen den mutmaßlichen bedeutungen von 3 zitaten.
Das erste Zitat stammt vom Mitbegründer der Frankfurter Schule, und es gab denen Wind in den Segeln, die jedliche Form von Authorität, Herrschaft und Unterordnung ablehnen, es bloß dessen als Faschismus zu betiteln.
"Ich habe keine Angst vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten."
T. W. Adorno
Das zweite Zitat stammt von einem italienischen Widerstandskämpfer und weist sowohl auf die Chimärenhaftigkeit des Faschismus hin, als auch auf die Tatsache, dass er selbst nichts weniger als ein Konglomerat seiner Mittel ist, ganz gleich wie man sie dreht, gegen ihn wendet, kehrt oder spiegelt.
"Der neue Faschismus wird nicht sagen: 'Ich bin der Faschismus.' Er wird sagen: 'Ich bin der Antifaschismus.'"
Secondino Tranquilli a.k.a. Ignazio Silone
Und das dritte Zitat stammt von einem der bedeutendsten Philosophen aller Zeiten, dessen Werk selbst ausgenutzt und mutwillig mißverstanden der ersten derart genannten Ideologie als Fundament diente.
Es weist auf die Ohnmacht und Schutzlosigkeit des Verteidigenden hin, im Kampfe dem Angreifer immer ähnlicher zu werden. Gleichzeitig ist dieser Gedanke im Hinterkopf sinnvoll, will man die Adressaten des vorigen Zitats beurteilen.
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."
Friedrich Nietzsche
Ich finde es immer selten dämlich, wenn Leute abnicken, "Ja nee, is klar" sagen und dann alles für geklärt und selbstverständlich halten. Gerade solche Begrifflichkeiten, die über die Begrifflichkeiten hinausgehen, kann man mit solch kleingeistriger Denke nicht greifen geschweige denn begreifen.
Faschismus bedeutet ursprünglich wahrscheinlich nicht viel mehr als: "ich hab recht, ich bestimme - um jeden Preis" bzw. "wir haben recht, wir bestimmen - um jeden Preis". Und das macht beinahe jeden von uns hin und wieder zum Alltagsfaschisten. Ein Faschist muss keineswegs ein Rassist oder ein Nationalsozialist oder ein Narzist sein, obgleich Rassismus stets faschistoid ist.
Über Nationalsozialismus liesse sich streiten, hätte nicht die Geschichte dieses schwammige Wort längst über seine bloße etymologische Bedeutung hinweg fest definiert. Ebenso ist es mit Antisemit geschehen, was nach wie vor so manche Haarspalter zum Haare spalten einlädt.
Wenn der Zweck die Mittel heiligt, wenn wir Menschlichkeit und Moral ausklammern, Würde vereinnahmen, während wir sie Anderen absprechen, wenn Andere unter unseren Taten zu leiden haben, sei es Grobschlächtigkeit, Ignoranz, Pedanz, Geltungsbedürfnis oder schlichtweg fehlende Rücksicht, dann liegt Faschismus im Argen. Diese Verhaltensmuster finden sich bereits bei Kindern; man muss sie nur erkennen lernen - und aberziehen natürlich.
Aber darin besteht auch der große Casus Knacksus beim Alltagsfaschismus: man muss ihn sich zunächst erst einmal eingestehen, bevor man etwas gegen ihn tun kann.
Die meiner Meinung nach bedeutendste entlarvende Bezeichnung für diesen kollektiven Wahnsinn, der chauvinistische Grüppchen wohlmöglich immer mal wieder befällt, stammt von Charly Chaplin und heisst
"Maschinenmenscnen".