Hawkster schrieb:Hier sollte aber ein Mechanismus existieren, der das "aufdrängen" einer Religion unterbindet.
Na ja, historisch gesehen kommen wir aus religiös homogenen Strukturen. Wenn die Eltern einer bestimmten Religion angehörten, wurden es die Kinder eher auch. Heute ändert sich das aber, die Zahl der Konvertierten oder derjenigen, die sich von der Religion abkehren, steigt stark an. Religion ist auch im Alltag weit weniger wichtig.
Deswegen ist der verweis auf die Tradition auch nicht mehr allzu gewichtig.
Aber es kommt auf die Form des "Aufdrängens" an. Religiöse Leder zu singen und ab und an eine Religionsstätte zu besuchen ist eher kein Aufdrängen. Es sei denn, es wird in einer Form praktiziert, die das Leben des Kindes maßgeblich bestimmt und ihm die freie Wahl maßgeblich erschwert.
Hawkster schrieb:mein Lieblingswort in diesem Satz ist "mutmaßlichen" :D
Na ja, sie müssen ja mutmaßen. So wie sie mutmaßen müssen, ob eine OP im Interesse des Kindes ist oder ein bestimmter Kindergarten. Oder eine bestimmte Ernährung.
Das ist ja das Problem, wenn man die Zukunft nicht kennt aber dennoch Entscheidungen treffen muss, die die Zukunft beeinflussen.
Hawkster schrieb:Aber ich wollte das er sich das selber aussuchen kann, egal an was er glauben oder nicht glauben will.
Auch das ist eine Prognose, die Deines Einschätzung des mutmaßlichen Willens Deines Kindes entspricht. Vielleicht wäre er gerne von Kindheit an getauft worden oder schon mit jungen Jahren Buddhist gewesen. Man weiß es nicht, man kann nur im besten Wissen qualifiziert raten.
Und solange die Auswirkungen minimal sind (Taufe oder nicht Taufe ist im Ergebnis kaum problematisch), ist das Problem klein. Aber wäre es Teil der christlichen Religion, dem Kind ein Kreuz einzubrennen, wäre es wieder etwas anderes. Das ist nicht nur ein Ritual, das im Zweifel nichts bedeutet - es ist eine signifikante körperliche Veränderung.
Hawkster schrieb:Aber ein Kind mit einer aufgezwungenen Religion wird somit auch zu Dingen wie Religionsunterricht, evtl. sogar Kirchgängen, Kommunions-/Konfirmationsvorbereitung usw. gezwungen.
Wenn Kommunion und Konfirmation an stehen, sollte man das beim Kind erfragen. In dem Alter wird es schon eine Meinung dazu haben.
Was den Religionsunterricht an geht, stellt sich die Frage, wie dieser ab läuft. Moderner Unterricht (vor allem in der Grundschule) ist nicht allzu dogmatisch. Das geht eher in Richtung Ethik. Aber auch hier gilt das vorher gesagte: Es kommt auf die Intensität des Eingriffs an.
Wenn Du für Dein Kind keine religiöse Erziehung in Erwägung ziehst, ist das (heutzutage) völlig legitim und auch aus meiner Sicht eine nachvollziehbare Entscheidung.
Aber auch wenn eine maßvolle religiöse Erziehung statt findet, ist das durchaus legitim. Letztlich ist das die familiäre Tradition, die dem Kind gezeigt wird. Jedenfalls solange es nur ein "Zeigen" und kein "Aufzwingen" ist.