Bündnis 90/Die Grünen

@Fedaykin
Das ist eine Umfrage. Du könntest auch genauso gut fragen: "Möchten Sie ein Einfamilienhaus haben?"

Entscheidend dürfte sein, dass der ländliche Raum nur zu bestimmten Lebensphasen attraktiv ist. Spätestens bei den Fragestellungen nach Infrastruktur und gesellschaftlichen Aktivitäten wird man auf dem Dorf feststellen, dass es das nicht gibt und auch nicht wieder kommt.

@Fedaykin

Wer auf dem Dorf lebt, wird diese Idealisierung der "Idiotie des Landlebens" (K.Marx) kaum nachvollziehen können. Die nächste Einkaufsmöglichkeit, die nächste Schule 10 km entfernt, der nächste Arzt, die nächste Apotheke 20 km entfernt, die nächste Behörde, das nächste Krankenhaus eher 50 km und der nächste gut bezahlte Arbeitsplatz in unerreichbarer Ferne.
Schon als die ersten Magazine mit Titeln wie "Landlust", "Landliebe" etc. die Kioske fluteten, hatte ich den Eindruck, dass da den menschen wieder einmal Sand in die Augen gestreut wird, vermutlich, um die Immobilienpreise in der Einöde zu befeuern. Interessante Verschwörungs-Theorie.

Doors schrieb:Die nächste Einkaufsmöglichkeit, die nächste Schule 10 km entfernt, der nächste Arzt, die nächste Apotheke 20 km entfernt, die nächste Behörde, das nächste Krankenhaus eher 50 km und der nächste gut bezahlte Arbeitsplatz in unerreichbarer Ferne.

Na ja, ich habe auf so einem Dorf gelebt, 900 Seelen, die Hälfte davon Bauern und ihre Familien. Die andere Hälfte aber waren ehemalige Städter, und das Bauland, das ausgewiesen wurde ging weg wie warme Semmeln. Solange man ein Auto besitzen und fahren darf, ist das offensichtlich kein Problem.

Arbeiten und einkaufen in der Stadt, ebenso ausgehen und Kino usw, und ruhiges Wohnen umgeben von Natur zu Hause. Offensichtlich war das recht attraktiv. Aber sicherlich nur mit Auto.

Rick_Blaine schrieb:Na ja, ich habe auf so einem Dorf gelebt, 900 Seelen, die Hälfte davon Bauern und ihre Familien. Die andere Hälfte aber waren ehemalige Städter, und das Bauland, das ausgewiesen wurde ging weg wie warme Semmeln. Solange man ein Auto besitzen und fahren darf, ist das offensichtlich kein Problem.

Ich lebe ja auf dem Dorf, mit dem Auto 20 Minuten in die Kreisstadt und 30 in zwei Mittelstädte, 45 Minuten in eine Großstadt, keine Bahnanbindung, 15 Minuten bis zur nächsten Autobahnanschlussstelle.

Die Kosten für Bauplätze hier haben sich in den letzten 10 Jahren inflationsbereinigt immer noch mehr als verdoppelt, komischerweise wollen gerade Leute mit Kindern hier wohnen, und gerade nicht in den Städten.

Rick_Blaine schrieb:Aber sicherlich nur mit Auto.

Das ist auf dem Land tatsächlich ein Problem.
In einer Stadt wie Berlin, Hamburg o. ä. kann man eigentlich prima ohne Auto auskommen. Sollte man hin und wieder eines brauchen, sind Car-Sharing-Angebote immer eine gute Option.

Auf dem platten Land gibt es allerdings weder Nahverkehr noch Car-Sharing. Da ist ein Auto, oft sogar zwei, wenn beide berufstätig sind, ein Muss - so blöde das auch ist.

Man arbeitet zwar an Alternativen, Dörpsmobil, Mitfahrbank, Rufbus - aber so richtig ausgereift ist das alles leider noch nicht.

Selbst ein kostenloser Nahverkehr wie in Luxembourg oder ein 365-Euro-Jahresticket wie in Wien sind keine Lösung, wenn es eben keinen Nahverkehr gibt.

Wer in Nordfriesland Bahn fährt, verpasst keine Züge. Die Züge verpassen üblicherweise die Fahrgäste.
Wer sich hier mit Suizidabsicht auf die Gleise legt, der stirbt an Ennui - oder Altersschwäche.

Und Bus? Was ist ein Bus? Bei uns auf'm Land gibt's den Jahreszeiten-Bus. Einer fährt im Frühjahr, einer im Sommer...
Man soll hier schon Skelette in Wartehäuschen gefunden haben, an denen ein Fahrplan-Hinweis der Reichspost hing: Verkehr wegen Tieffliegergefahr vorübergehend eingestellt.

SvenLE schrieb:Das ist eine Umfrage. Du könntest auch genauso gut fragen: "Möchten Sie ein Einfamilienhaus haben?"

Japp, was sagt das über das
Wollen aus?

SvenLE schrieb:bei den Fragestellungen nach Infrastruktur und gesellschaftlichen Aktivitäten wird man auf dem Dorf feststellen, dass es das nicht gibt und auch nicht wieder kommt.

Bloß ist das Land nicht nur das Dorf, dann ist noch die Entfernung zur Stadt wichtig.

Doors schrieb:Wer auf dem Dorf lebt, wird diese Idealisierung der "Idiotie des Landlebens" (K.Marx) kaum nachvollziehen können. Die nächste Einkaufsmöglichkeit, die nächste Schule 10 km entfernt, der nächste Arzt, die nächste Apotheke 20 km entfernt, die nächste Behörde, das nächste Krankenhaus eher 50 km und der nächste gut bezahlte Arbeitsplatz in unerreichbarer Ferne.

Tja bei dir, ei mir sieht es anders aus.

Doors schrieb:Eindruck, dass da den menschen wieder einmal Sand in die Augen gestreut wird, vermutlich, um die Immobilienpreise in der Einöde zu befeuern.

Die gehen trotzdem nach oben.

Klar gewisse grundinfrastruktur muss gegeben sein.

Wobei ja das zauberwort Digitalisierung ja genau das noch befeuert.

Ich kann bei Amazon auf dem Land genauso gut bestellen wie in Berlin Mitte. Usw.

Sobald der klassisch Infrastrukturanteil wegfällt überwiegen andere Nachteile der Stadt.

SvenLE schrieb:Was verstehst du denn bitte unter richtigen Eingriffe?

Das bedeutet, dass die Schnittwunde am Finger auch vom assistenzärztlichen Bereitschaftsdienst versorgt werden kann oder auch vom hausärztlichen Bereitschaftdiesnt im ambulanten Sektor.

Den zerbrochene Hüftkopf operiert dann aber der erfahrene Facharzt, der in aller Regel Ober- oder Chefarzt ist.

SvenLE schrieb:Ich hab doch nichts anderes gesagt. Mir ging es nur um die Einteilung Oberarzt / Assistenzarzt. Letztere müssen nämlich kann schön buckeln.

Und glaube mir: Erstens ist die zeit des Buckelns für Weiterbildungsassistenten schon viel weniger als früher, das liegt auch an der Marktlage. Die sind nämlich weiterhin sehr gesucht und können sich ihren Arbeitsplatz ziemlich aussuchen.
Und auch die Fachärzte arbeiten durchaus ordentlich für ihr Geld. Deine Information entspricht eher dem Krankenhaus 1995.

SvenLE schrieb:Im Krankenhaus sollte doch bitte der Arzt schon da sein und nicht erst gerufen werden. Sonst brauche ich ja wohl bitte kein Rettungsdienst.

Ok, dann plädierst Du hiermit dafür, den Krankenkassenbeitrag mindestens zu verdoppeln, wenn in jedem KH direkt erfahrene Fachärzte aller Fachrichtungen 24/7 auf Dich warten sollen. Das würde im Bereich Facharzt, die übrigens auch sehr gesucht werden, den Personalbedarf ca vervierfachen. Denn auch für die gelten Arbeitszeitgesetze. Wo die alle herkommen sollen: Auch unbekannt.
Wenn der Patient eintrifft, dann muss ein Arzt vor Ort sein, der die immer ähnlichen Erstmaßnahmen auf den Weg bringt und den zuständigen Oberarzt ruft. Der muss nicht vor Dir selbst da sein.

Und damit der Oberarzt auch kommen kann, kann er nicht auf den Bürgerbus warten.

Du erwartest ja auch nicht von der Feuerwehr, dass sie einen Spritzenwagen vor Deinem Haus betreiben, weil es mal brennen könnte.

Abahatschi schrieb:Das reicht so nicht! Die Geschwindigkeit muss noch garantiert werden und ein Blick auf die Preise muss auch geworfen werfen! Ich surfe auch in Deutschland mit einer ausländischen ESim als zweite Nr und habe 20GB mit 5G Option für 7€.

Ich wahr vor 3 Jahren in Tunesien, da habe ich mir eine 50GB Karte für 15 EUR gekauft, superschnelles Internet, das war schon krass.

SvenLE schrieb:Im Krankenhaus sollte doch bitte der Arzt schon da sein und nicht erst gerufen werden. Sonst brauche ich ja wohl bitte kein Rettungsdienst.

Ich war in den letzten paar Wochen 2 Mal im Krankenhaus, beide Male auch übers Wochenende. Tatsächlich sind die Fachärzte am Wochenende nicht da. Dh in der Notaufnahme sind 2-3 Ärzte bestimmter Fachrichtungen, beispielsweise Kardiologie, wenn Du aber eingeliefert wirst mit einem sofort zu operierenden Hüftbruch oder ähnliches wird der Oberarzt von zu Hause abgezogen.

Ich selber hätte an einem Samstag, wenn meine Blutwerte sich nicht verbessert hätten, einen Eingriff benötigt - da wäre der Oberarzt extra reingekommen. Zum Glück hatten sich meine Blutwerte verbessert, auf einen gefrusteten Arzt dem ich den freien Samstag versaue, hätte ich auch verzichten können ;)

Mal eine Frage, von was reden wir wenn wir von Dorf reden? Ich habe mal ein paar Jahre in einem Ort gelebt der ca. 15000 Einwohner hatte - und das war für mich als Hamburg schon Dorf - da kam ein mal die Stunde eine Bahn und alle 40 Minuten ein Bus. Das wäre für mich ohne Auto schon kaum erträglich gewesen. Anderseits habe dort alles innerhalb des Ortes zu Fuß gemacht, also ich brauchte das Auto nur, wenn ich den Ort verlassen wollte. Also Morgens zur Uni :)

cejar schrieb:Ich wahr vor 3 Jahren in Tunesien, da habe ich mir eine 50GB Karte für 15 EUR gekauft, superschnelles Internet, das war schon krass

Hängt auch mit der Nutzungsdichte zusammen.

cejar schrieb:Zum Glück hatten sich meine Blutwerte verbessert, auf einen gefrusteten Arzt dem ich den freien Samstag versaue,

cejar schrieb:Mal eine Frage, von was reden wir wenn wir von Dorf reden? Ich habe mal ein paar Jahre in einem Ort gelebt der ca. 15000 Einwohner hatte - und das war für mich als Hamburg schon Dorf - da kam ein mal die Stunde eine Bahn und alle 40 Minuten ein Bus

Das ist ne kleine Kleinstadt

cejar schrieb:Mal eine Frage, von was reden wir wenn wir von Dorf reden? Ich habe mal ein paar Jahre in einem Ort gelebt der ca. 15000 Einwohner hatte - und das war für mich als Hamburg schon Dorf -

Mach mal eine Null weg, oder sogar zwei.

15.000 Einwohner ist in Deutschland offiziell schon am oberen Rand von Kleinstadt (5.000-20.000 Personen)

cejar schrieb:Mal eine Frage, von was reden wir wenn wir von Dorf reden? Ich habe mal ein paar Jahre in einem Ort gelebt der ca. 15000 Einwohner hatte - und das war für mich als Hamburg schon Dorf - da kam ein mal die Stunde eine Bahn und alle 40 Minuten ein Bus. Das wäre für mich ohne Auto schon kaum erträglich gewesen.

100-1000 Einwohner je nach Dorf, nächste Stadt (5.000 Einwohner) bis zu 30 km entfernt, kein Bahnhof, keine Gleise, nicht überall Handyempfang, morgens ein Schulbus, mittags ein Bus zum nächsten Bhf. Da benötigt man 1-2 Autos pro Familie, wenn einer arbeitet und der andere die Kinder hat
15.000 Einwohner ist ja schon eine relativ grosse Stadt

Ginnungagap schrieb:OK, ich fahre Diesel. Schaue aber darauf überflüssige Fahrten zu vermeiden.

Der Diesel wurde einst von den Grünen propagiert.

Ginnungagap schrieb:Ich bin jedoch der Meinung, dass die Bevölkerung die -zumindest ein wenig- bewusster konsumiert, aufgrund der abzusehenden Belastungen, welche mit der grünen Politik einhergehen dann eben genau an Stellen sparen welche wieder zu einer kompletten Kompensation der "gut gemeinten" Belastungen führen.

Discountlebensmittel werden dadurch nicht weniger konsumiert.

Gut gemeint ist eben selten gut gemacht.

Cpt.Germanica schrieb:Der Diesel wurde einst von den Grünen propagiert.

Wart mal ab, nach dem die Grünen "das Land bzw. das Ländliche" entdeckt haben, folgt die Entdeckung (der Steuereinnahmen aus) der Autoindustrie, ich denke in 2-3 Wochen liest man wie wertvoll die Autoindustrie ist, speziell ihre Steuereinnahmen, irgend so ein Schmarrn dass wenn jemand umweltfreundliche Autos bauen kann, dann nur die Deutschen.
Die Nebeneffekte bei der Elektrifizierung treiben die Innovationskraft am Standort :D

Abahatschi schrieb:Die Nebeneffekte bei der Elektrifizierung treiben die Innovationskraft am Standort :D

Autobahn mit Oberleitung :D

bgeoweh schrieb:Autobahn mit Oberleitung :D

Und Bodenkacheln wegen Energy harvesting, der Autopilot fährt extra schlangenlinien um alle zu erwischen.
Aber was machen die Leute ohne Smartphone? Nicht jeder hat eines©

bgeoweh schrieb:Autobahn mit Oberleitung :D

Jetzt muss ich an Autoscooter denken

Abahatschi schrieb:Wart mal ab, nach dem die Grünen "das Land bzw. das Ländliche" entdeckt haben, folgt die Entdeckung (der Steuereinnahmen aus) der Autoindustrie, ich denke in 2-3 Wochen liest man wie wertvoll die Autoindustrie ist, speziell ihre Steuereinnahmen, irgend so ein Schmarrn dass wenn jemand umweltfreundliche Autos bauen kann, dann nur die Deutschen.

Ich frag mich oft, ob manche Entscheidungsträger bei den Grünen überhaupt wissen, wie man auf kleinen Dörfern ohne grosse Stadt drumrum lebt. Das wirkt alles so urban gedacht

abberline schrieb:Jetzt muss ich an Autoscooter denken

SO ungefähr sieht das System auch aus:




Quelle und Informationen: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/teststrecke-bei-frankfurt-elektro-highway-im-vollbetrieb-16824051.html

abberline schrieb:Ich frag mich oft, ob manche Entscheidungsträger bei den Grünen überhaupt wissen, wie man auf kleinen Dörfern ohne grosse Stadt drumrum lebt. Das wirkt alles so urban gedacht

Ernsthaft habe ich auch Probleme mir vorzustellen, wie es in einem 500 Mann Dorf so zugeht. Wie gesagt ich fand 15000 schon provinziell. Mein Stadtteil in Hamburg hat alleine schon 25000 Bewohner, und ich lebe am Stadtrand, im "Grünen".

cejar schrieb:Ernsthaft habe ich auch Probleme mir vorzustellen, wie es in einem 500 Mann Dorf so zugeht

Was soll ich dir erklären? Wieso kannst du das nicht. Meinst du, dort wohnen so Aussätzige?