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Das die Neosalafistenbewegung hat sich selbst in Szene gesetzt. Einer radikalisierung muss vorgebeugt werden. So wie man gegen Mafiabanden oder Neonazis vorgehen sollte, auch gegen diese militanten Vereinigungen unter Salafisten und Islamisten.
"Ein ausdrücklicher Dschihadist hingegen ist der Österreicher Abu Usama al-Gharib, der früher eine Art Vertreter von al-Qaida in seinem Heimatland war und deswegen zu vier Jahren Haft verurteilt wurde. Nach seiner Freilassung im September 2011 zog er erst nach Berlin, danach nach Solingen, wo er einige Monate Prediger in der Millatu-Ibrahim-Moschee war. Später zog er nach Hessen, von wo er Ende April ausgewiesen wurde. Mittlerweile lebt er in Ägypten.
Solingen – Zentrum des salafistischen Dschihadismus
Anders als Pierre Vogel und Ibrahim Abou Nagie bekennen er und seine Weggefährten sich offen zum Dschihad, nach Einschätzung von Sicherheitsexperten gehört Solingen mittlerweile zu den Zentren des salafistischen Dschihadismus in Deutschland. "Abu Usama al-Gharib hat es geschafft, die radikalen Salafisten zu vereinen", so ein Islamwissenschaftler beim Verfassungsschutz.
Die Idee, über 20 Millionen Koran-Ausgaben in deutschen Städten zu verteilen, stammte von Ibrahim Abou Nagie. Was sich zunächst harmlos anhört, bekommt angesichts der Leute, die hinter der Aktion steckten, einen äußerst problematischen Beigeschmack. Denn auch Usama Abu Gharin bekundete seine Sympathie dafür und bot sich an, die Stände vor möglichen Angreifern zu schützen.
"Die sehen sich als eine Schutztruppe des Islam", so ein Verfassungsschützer. Bei der Aktion ging es nicht nur darum, mögliche Konvertiten zu gewinnen, sondern auch um die salafistische Szene zu vereinen. Das ist auch weitgehend geglückt, bis auf wenige salafistische Prediger, die das Verteilen von Koranen kritisierten, weil es nicht dem Verhalten des Propheten entspreche, stieß die Initiative auf weitgehende Zustimmung. "Das hat der salafistischen Szene viel Selbstbewusstsein gegeben", so ein Verfassungsschützer."
http://de.qantara.de/Auf-dem-Weg-zum-urbanen-Terrorismus/19071c20085i1p496/index.html"Salafisten und Neonazis sind auf dem Vormarsch: Was treibt junge Menschen in die Hände von Extremisten und wie groß ist die Gefahr? Das fragten wir den Islamwissenschaftler Götz Nordbruch, Mitbegründer des Vereins ufuq.de, der sich vor allem dem Studium islamischer Jugendkultur in Deutschland widmet.
NZ: Herr Nordbruch, in Deutschland gehen Neonazis und Salafisten aufeinander los – wer ist gefährlicher?
Götz Nordbruch: Die Gefahr von Rechtsaußen ist auf jeden Fall größer. Die Gewaltbereitschaft ist – wie die letzten zehn Jahre gezeigt haben – extrem ausgeprägt. Zudem reicht die Ideologie bis in die Mitte der Gesellschaft hinein. Das kann man von Islamismus und Salafismus nicht sagen.
NZ: Also stellen die Islamisten hierzulande eine Randerscheinung dar.
Nordbruch: Ja, der islamische Extremismus ist bislang ein Randphänomen. Das Gewaltpotenzial der Salafisten lässt sich bisher auch nicht mit dem der Rechtsextremisten vergleichen, wenngleich man die jüngsten Übergriffe nicht bagatellisieren darf. Für einige Jugendliche überwiegen dabei der Event-Charakter, die Action und das Abenteuer.
NZ: Wo sind Parallelen zwischen Rechtsextremismus und Islamismus?
Nordbruch: Sowohl im Rechtsextremismus als auch im Islamismus gibt es keine einheitlichen Gruppen. Was aber beide Extreme verbindet, ist das Schwarz-Weiß-Denken, die Überzeugung, dass man im Kampf gegen das Böse für das Gute steht. Auch der Wunsch nach Klarheit, Ordnung und Orientierung ist ähnlich. Wer in einer Kameradschaft aktiv ist, sucht Halt und Identität; das ist bei islamistischen Organisationen nicht anders.
NZ: Was zeichnet Salafisten aus?
Nordbruch: In ihrer Ideologie ist es die Klarheit. Sie bieten einfache Antworten und machen klare Vorschriften. Man orientiert sich ohne Diskussion an den vorgegebenen Regeln, die die Salafisten aus dem Koran und der Biografie des Propheten ableiten. Man nimmt das, was im siebten Jahrhundert von Mohammed vorgelebt wurde und überträgt es eins zu eins auf heute. Dabei stellt sich nicht mehr die Frage, warum man im Ramadan fastet – man tut es einfach. Die Mitglieder heißen Bruder und Schwester, alle sind vordergründig gleich, egal, wo sie herkommen.
NZ: Sind Konvertiten radikaler?
Nordbruch: Im salafistischen Bereich sind tatsächlich viele Konvertiten zu finden. Es liegt nahe, dass die Konversion zum Islam auch psychologische Gründe hat und diese in den eigenen Biografien zu suchen sind – mit Verunsicherung und Identitätsproblemen, die nun mit einfachen Antworten scheinbar gelöst werden. Es sind aber nicht nur bildungsferne Anhänger, die in dem Spektrum landen, sondern auch junge Menschen mit Abitur und Studium. Das ist wiederum eine Parallele zum Rechtsextremismus. "
http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nz-news/noch-sind-neonazis-gefahrlicher-als-salafisten-1.2062413"Uns interessieren aktuelle Diskussionen unter Muslimen und mit Muslimen in Deutschland: etwa wenn es um den Nahostkonflikt geht, um Zwangsheirat und Ehrenmord, um Antisemitismus, den türkischen Nationalismus, Rassismus und das Feindbild Islam oder um den Islamunterricht in staatlichen Schulen.
All diese Auseinandersetzungen sind Teil eines Prozesses, den es zu gestalten gilt – auch wenn dies für Islamisten wie für Verteidiger des christlichen Abendlandes schwer zu schlucken ist. Denn der Islam ist Alltag in Deutschland: Die Muslime stehen nicht mehr „vor Wien“, sondern sie sind längst „in Wien", Berlin und Hermannsburg zuhause."
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