Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?
07.04.2012 um 12:29
Nur so nebenbei:
Kennt jemand das Zypern-Tabu?
Ich traue mich mal und sage dass die Türkei den Zyprioten Land geklaut hat und es nicht zurückgibt!
Eine Schlagzeile "Die Türkei begeht Landraub" wirst du in Deutschen Medien auch nicht finden!
melden
Was sagt Ihr zu Günter Grass und seinem Gedicht?
07.04.2012 um 12:37
In einem Beitrag für die „Welt“ vom Samstag nennt Goldhagen den deutschen Schriftsteller Grass einen „Verfälscher seiner eigenen Nazi-Vergangenheit“, der „nicht anders als jene am Stammtisch, die kulturellen Klischees und Vorurteile seiner Zeit durchkaut“. Der Nobelpreisträger und der Ungebildete redeten „denselben Stuss“.
Die im Gedicht von Grass enthaltene „aberwitzige Behauptung“, Israel drohe mit der präventiven Vernichtung des iranischen Volkes, sei „entweder eine antisemitische Fantasie oder eine groteske zynische Erfindung, die bei vielen Deutschen ins Spiel kommt, wenn es um die Projektion des Nazismus auf die Juden und Israel geht“, schreibt Goldhagen in der „Welt“. In Deutschland und Europa sei die Auffassung weit verbreitet, Israel sei ein Nazi-ähnlicher Staat, so der in der Nähe von Boston lebende Politikwissenschaftler. „Die Perversität dieses Denkens – eine Perversion, die auf vielen Ebenen spielt – ist verblüffend.“
Schweizer Historiker Gross bezeichnet Gedicht als „Hassgesang“
Goldhagen fragt sich in dem Essay, warum Grass es versäumt zu erwähnen, „dass die iranischen Führer sich in ihrem Sprechen über Israel einer Nazi-gleichen Sprache bedienen und Metaphern benutzen wie „Krebs“ und „Seuche“, die vollständig ausgemerzt werden müsse? „Muss man darauf hinweisen, dass eine solche Sprache sich als rhetorisches Präludium des Genozids erwiesen hat?“
Der Schweizer Historiker Raphael Gross hat das Grass-Gedicht unterdessen als „Hassgesang“ bezeichnet. Dennoch sei es nicht leicht, den Schriftsteller als Antisemiten zu bezeichnen, schrieb Gross in einem Gastbeitrag in der „Berliner Zeitung“ vom Samstag. Der aus dem 19. Jahrhundert stammende Begriff des Antisemitismus sei von Anfang an äußerst unklar und eng gefasst gewesen. „Heute gibt es nur noch wenige Menschen, die ihren Judenhass offen als Antisemitismus bezeichnen würden und die, die es tun, sind meist politisch irrelevant“, schrieb Gross.
„Sie haben ein ziemlich erbärmliches Gedicht geschrieben“
Der Leiter des Leo-Baeck-Instituts in London sowie des Jüdischen Museums Frankfurt am Main verwies darauf, dass aus der NS-Zeit stammende moralische Urteilsformen weiter wirkten. „Diese schreckliche Mentalität – nicht der offene Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, diese direkt aus dem Nationalsozialismus in Deutschland zwischen 1933 und 1945 erwachsene ´Moral der Volksgemeinschaft´ ist es, deren Echo wir leider immer und gar nicht so selten hören, wenn wir der Generation von Grass nur genau zuhören“, schrieb Gross.
Der israelische Historiker Tom Segev warf Grass vor, seine Kritik an Israel sei substanzlos. Auch habe Grass keineswegs ein Tabu gebrochen, indem er das israelische Kernwaffen-Arsenal thematisiere. In Israel werde seit Monaten über einen präventiven Militärschlag diskutiert, „Grass fügt dem nichts hinzu“, schrieb Segev in der „Berliner Zeitung“. Auch Segev nahm Grass gegen den Vorwurf des Antisemitismus in Schutz. „Sie haben ein ziemlich erbärmliches Gedicht geschrieben“, wandte sich Segev direkt an Grass, „aber Sie sind nicht antisemitisch. Sie sind nicht einmal anti-israelisch.“
Hochhuth schämt sich für die „anmaßende Albernheit“ von Grass
Der Autor und Dramatiker Rolf Hochhuth schrieb in einem an Grass gewandten Beitrag für den „Münchner Merkur“ vom Samstag, er schäme sich „als Deutscher Deiner anmaßenden Albernheit, den Israelis verbieten zu wollen, ein U-Boot deutscher Produktion zu kaufen, das möglicherweise allein ihrem kleinen Staat die letzte Sicherheit geben kann, von einer engst benachbarten Atommacht buchstäblich über Nacht nicht ausgerottet zu werden!“
Aus dem Fokus. Interessante Gedankengänge
melden