Libyen ohne Gaddafi - Bürgerkrieg oder islamischer Gottesstaat?

Libyen ist derzeit blockiert. Die gewählte Regierung tagt im Osten. In der Mitte beherrscht der sogenannte islamische Staat IS die Hafenstadt Sirte. Und der Westen mit der Hauptstadt Tripolis wird vom islamistisch geprägten Milizenverband Fajr Libya kontrolliert. Verhandlungen mit diesem wurden bisher kategorisch ausgeschlossen. Doch nun scheinen sich die Fronten aufzuweichen. Gespräch mit Alaya Allani, Spezialist für islamistische Bewegungen an der Universität in Tunis.

In der libyschen Hafenstadt Derna sind sieben Menschen erschossen worden, die an einer Kundgebung gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» IS teilgenommen haben. Nach Angaben mehrerer Einwohner marschierten die Demonstranten nach den Freitagsgebeten zu einem Stützpunkt des Islamischen Staates.

Von dort aus sei in die Menge geschossen worden. Dutzende Menschen seien zudem verletzt worden.

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Ein Gruppe Bewaffneter hat in der libyschen Hauptstadt Tripolis das Konsulat Tunesiens angegriffen. Gemäss dem tunesischen Aussenministerium wurden dabei 10 Konsulats-Angestellte als Geiseln genommen.

Tunesien verurteilte die Attacke als Angriff auf die Souveränität.

In der libyschen Stadt Sirte bekämpfen sich laut Medienberichten Stammesangehörige und Extremisten der Terrororganisation Islamischer Staat IS.

Innerhalb von drei Tagen seien mindestens 100 Menschen getötet worden, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija unter Berufung auf offizielle Kreise. Die meisten Opfer gehörten dem Ferschan-Stamm an. Dieser habe sich geweigert, sich der Terrormiliz zu unterwerfen, hiess es.

Der Chef der international anerkannten libyschen Regierung in Tobruk, Abdullah al-Thinni, warf dem IS vor, einen Völkermord zu verüben.

Im stockenden libyschen Friedensprozess hat UNO-Vermittler Bernardino Leon den Konfliktparteien mit Sanktionen bei weiteren Störfeuern gedroht.

"Einige Personen in den beiden Lagern in Tripoli und Tobruk sabotieren die Einigung", sagte der Vermittler der Zeitung "La Repubblica". Die internationale Gemeinschaft habe aber "entschieden, dass sie das nicht zulassen kann. Wenn das weitergeht, wird es Sanktionen geben".

In der ostlibyschen Stadt Bengasi sind bei Protesten gegen die von der UNO vorgeschlagene Einheitsregierung fünf Menschen getötet worden.

30 weitere wurden nach Angaben zweier Spitäler verletzt, als die Demonstration mit Granaten angegriffen wurde. Wer die Protestierenden attackiert hat, war unklar. Mehrere hundert Menschen hatten sich an der Kundgebung beteiligt.

Viele der Flüchtlinge hätten gar nicht vor, nach Europa weiterzureisen: «Sofern die Banküberweisungen in die Heimat funktionieren, wollen viele Migranten lieber in Libyen bleiben. Denn hier lässt sich gutes Geld verdienen.»

Und die billigen und willigen Arbeitskräfte haben auch die Aufmerksamkeit der Terrormiliz geweckt: «Viele Menschen haben mir berichtet, dass auch der IS mit Migranten Geschäfte macht und sie anwirbt. Und darauf scheinen sich auch viele einzulassen.» Mit ideologischer Nähe habe dies aber wenig zu tun, die Antriebe sind monetärer Natur: «Es ist eine lukrative Möglichkeit Geld zu verdienen. Die Terrormiliz scheint einer der bestzahlenden Arbeitgeber zu sein.»

Und die finanziellen Möglichkeiten der vielleicht 2000-3000 IS-Terroristen im Land könnten alsbald anwachsen, weiss Rühl: «Der IS versucht, die Kontrolle über die Ölquellen zu gewinnen. Offensichtlich steht der Bruder eines finanzstarken Exporteuers dem sogenannten Islamischen Staat sehr nahe.»

Die Abstimmung ist mit Spannung erwartet worden. Man hat sich ein Ende des Chaos in Libyen erhofft. Aber das international anerkannte Parlament im ostlibyschen Tobruk hat die von der UNO unterstützte Regierung der nationalen Einheit abgelehnt. Wie es weitergeht, wagt niemand zu sagen.
Lachender Dritter: die Schergen des IS

US-Präsident Barack Obama hat seine nationalen Sicherheitsberater angewiesen, den Kampf gegen die Ausbreitung der Terrormiliz Islamischer Staat IS in Libyen zu verstärken.

Zuvor hatte US-Verteidigungsminister Ashton Carter gesagt, der IS errichte Trainingscamps in Libyen und bilde dort ausländische Kämpfer aus. Am Mittwoch hatte Peter Cook, ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, angekündigt, die USA würden «militärische und eine Vielzahl anderer Optionen» für Libyen prüfen.

Die USA haben in der Nacht eine Unterkunft von Terroristen in Libyen aus der Luft angegriffen. Dabei kamen mindestens 41 Menschen ums Leben. Ziel der Angriffe war ein ranghoher tunesischer Extremist, der dem Islamischen Staat nahe gestanden haben soll.

Bei einem US-Luftangriff auf ein mutmassliches Lager der Extremistenmiliz IS in Libyen sind offenbar zwei Serben ums Leben gekommen. Dies teilte der serbische Aussenminister Ivica Dacic vor den Medien in Belgrad mit.
Bei den Getöteten soll es sich um Botschaftsmitarbeiter handeln, die bereits im letzten November entführt worden waren. Die Opfer müssten aber noch identifiziert werden, so Dacic.

In der westlibyschen Stadt Sabrata sind bei einem Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat IS mehrere Personen ums Leben gekommen.

Laut dem Chef des lokalen Militärrates haben rund 200 IS-Anhänger mehrere Gebäude im Zentrum der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Lokale Kräfte hätten die Kontrolle inzwischen zurückgewonnen, meldet die libysche Nachrichtenagentur LCNA.