Bürgerkrieg in Syrien
06.02.2012 um 14:50Das bringt die Tagesschau dazu:
Ungeachtet aller Appelle gehen syrische Regierungstruppen weiter gewaltsam gegen Oppositionelle vor: Die Stadt Homs steht unter Dauerbeschuss, mindestens 17 Menschen sollen getötet worden sein. Experten befürchten, dass sich das Regime von Präsident Assad noch lange halten kann.
Von Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman
Homs steht unter Dauerbeschuss: Artillerie und Raketen, Explosionen und Rauch über der drittgrößten Stadt Syriens. Eine Pipeline fliegt in die Luft, es herrscht Krieg. Die Zahl der Opfer schwankt, niemand hat wirklich den Überblick. Ein Augenzeuge berichtet im arabischen Fernsehkanal Al Dschasira: "Bomben fallen auf Wohnhäuser in verschiedenen Stadtteilen, es ist der Horror." Es gebe massive Angriffe, jede Menge Bomben fielen - "und das alles in nur einer halben Stunde. Das geht so seit Sonnenaufgang", ergänzt er. Überall erschüttern nach seinen Angaben Explosionen die Häuser. "Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte er.
Die Arabische Liga nennt das Veto Russlands und Chinas gegen die Verurteilung des Assad-Regimes "eine Lizenz zum Töten". Menschen in Homs haben für das diplomatische "Njet" nur noch Zynismus übrig: "Danke Russland, danke China".
Audio: Homs unter Beschuss
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Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman
06.02.2012 11:59 | 2'38
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Assad-Regime dementiert Angriff auf Wohnviertel
Das syrische Regime hält seine Version weiter aufrecht. Furchtbar zugerichtete Leichen im arabischen Fernsehen sind für staatliche Medien nur Manipulation. Die syrische Armee schieße nicht auf Wohnhäuser.
Der morgige Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow bei Präsident Baschar al Assad wird bei dem Desaster im UN-Sicherheitsrat kaum noch etwas retten. Der Bürgerkrieg, der regional schon längst tobt, wird nicht mehr zu stoppen sein. Deserteure der sogenannten Freien Syrischen Armee, werden Zulauf bekommen und wohl auch frische Waffen aus dem Ausland.
In Baba Amro bei Homs sind die Menschen Opfer der Angriffe des Assad-Regimes.
Das Regime hat seine militärischen Mittel noch nicht ausgeschöpft. Nach Expertenmeinungen blieben drei Viertel aller Soldaten bislang in ihren Kasernen. Die Spezialeinheiten der Republikanischen Garden und der Vierten Panzerdivision stehen weiter in ihrer Treue fest zu Assad.
"Das ägyptische Modell funktioniert in Syrien nicht"
Einen Coup aus dem Inneren des System hält Schadi Amid vom renommierten Brookings-Institute in Doha deshalb für unwahrscheinlich. Deserteure unter hohen Militärs gebe es praktisch nicht. "Das ägyptische Modell funktioniert in Syrien nicht", sagt er. Assad habe zehn Jahre darauf verwandt, seine Leute in allen wichtigen Positionen unterzubringen.
"Wenn mehr Druck auf sein Regime ausgeübt wird und Sanktionen wirken - und das werden sie, wenn die Opposition sich einiger wäre - dann könnten führende Leute des Regimes ihre Position vielleicht noch einmal überdenken", fügt er hinzu.
Was nichts anderes heißt als: Eine schnelle Lösung der syrischen Tragödie ist nicht in Sicht. Von außen scheint die Gewalt kaum zu stoppen. Zwar kann das Regime den Konflikt nicht gewinnen, ihn aber auf Kosten vieler weiterer Opfer auf unbestimmte Zeit in die Länge ziehen.
Es sieht also nicht so aus,als ob Assad bald stürzen wird.
Ungeachtet aller Appelle gehen syrische Regierungstruppen weiter gewaltsam gegen Oppositionelle vor: Die Stadt Homs steht unter Dauerbeschuss, mindestens 17 Menschen sollen getötet worden sein. Experten befürchten, dass sich das Regime von Präsident Assad noch lange halten kann.
Von Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman
Homs steht unter Dauerbeschuss: Artillerie und Raketen, Explosionen und Rauch über der drittgrößten Stadt Syriens. Eine Pipeline fliegt in die Luft, es herrscht Krieg. Die Zahl der Opfer schwankt, niemand hat wirklich den Überblick. Ein Augenzeuge berichtet im arabischen Fernsehkanal Al Dschasira: "Bomben fallen auf Wohnhäuser in verschiedenen Stadtteilen, es ist der Horror." Es gebe massive Angriffe, jede Menge Bomben fielen - "und das alles in nur einer halben Stunde. Das geht so seit Sonnenaufgang", ergänzt er. Überall erschüttern nach seinen Angaben Explosionen die Häuser. "Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte er.
Die Arabische Liga nennt das Veto Russlands und Chinas gegen die Verurteilung des Assad-Regimes "eine Lizenz zum Töten". Menschen in Homs haben für das diplomatische "Njet" nur noch Zynismus übrig: "Danke Russland, danke China".
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Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Amman
06.02.2012 11:59 | 2'38
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Assad-Regime dementiert Angriff auf Wohnviertel
Das syrische Regime hält seine Version weiter aufrecht. Furchtbar zugerichtete Leichen im arabischen Fernsehen sind für staatliche Medien nur Manipulation. Die syrische Armee schieße nicht auf Wohnhäuser.
Der morgige Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow bei Präsident Baschar al Assad wird bei dem Desaster im UN-Sicherheitsrat kaum noch etwas retten. Der Bürgerkrieg, der regional schon längst tobt, wird nicht mehr zu stoppen sein. Deserteure der sogenannten Freien Syrischen Armee, werden Zulauf bekommen und wohl auch frische Waffen aus dem Ausland.
In Baba Amro bei Homs sind die Menschen Opfer der Angriffe des Assad-Regimes.
Das Regime hat seine militärischen Mittel noch nicht ausgeschöpft. Nach Expertenmeinungen blieben drei Viertel aller Soldaten bislang in ihren Kasernen. Die Spezialeinheiten der Republikanischen Garden und der Vierten Panzerdivision stehen weiter in ihrer Treue fest zu Assad.
"Das ägyptische Modell funktioniert in Syrien nicht"
Einen Coup aus dem Inneren des System hält Schadi Amid vom renommierten Brookings-Institute in Doha deshalb für unwahrscheinlich. Deserteure unter hohen Militärs gebe es praktisch nicht. "Das ägyptische Modell funktioniert in Syrien nicht", sagt er. Assad habe zehn Jahre darauf verwandt, seine Leute in allen wichtigen Positionen unterzubringen.
"Wenn mehr Druck auf sein Regime ausgeübt wird und Sanktionen wirken - und das werden sie, wenn die Opposition sich einiger wäre - dann könnten führende Leute des Regimes ihre Position vielleicht noch einmal überdenken", fügt er hinzu.
Was nichts anderes heißt als: Eine schnelle Lösung der syrischen Tragödie ist nicht in Sicht. Von außen scheint die Gewalt kaum zu stoppen. Zwar kann das Regime den Konflikt nicht gewinnen, ihn aber auf Kosten vieler weiterer Opfer auf unbestimmte Zeit in die Länge ziehen.
Es sieht also nicht so aus,als ob Assad bald stürzen wird.