Fabs schrieb:Als würde die autokratische Türkei, in der Minderheiten schon bis zum Exodus verfolgt wurden, als es den Baathfaschismus noch gar nicht gab, aus humanitären und nicht neoosmanischen und antikurdischen Gründen intervenieren; als würden die wegen dem Wohle von Flüchtlingen und aus Opposition zu Folterkellern dort invadieren; als wären mit ihren islamofaschistischen Killerkommandos im Schlepptau nicht die "nur Alewiten" oder die "nur Kurden" bedroht.
Flüchtlinge werden in der Türkei bis zum Exodus verfolgt? An der Grenze zur Syrien hat sich regelrecht die Demografie verändert. Die Bevölkerung in einigen kleineren Städten besteht nun aus 20% bis 50% Syrern.
Und viele sind in die Großtstädte abgewandert. In Istanbul leben 500.000 syrische Flüchtlinge.
Wenn man alle syrischen Flüchtlinge in einer einzigen neuen Stadt versammeln würde, wäre diese Stadt die drittgrößte oder viertgrößte der Türkei.
Die Intervention in Idlib ist wichtig für die Türkei. Es gibt mehrere gute Gründe die dafür sprechen.
- Im Falle eines massiven Angriffs durch Assad, der Kurden oder Russland in der Region Idlib gäbe es eine neue große Flüchtlingswelle Richtung Türkei. Und da die Türkei innenpolitisch mit so vielen Flüchtlingen bereits überfordert ist genau wie Europa wird das nicht zu akzeptieren sein. Man ist nahe der absoluten Belastungsgrenze.
- Die YPG wird den Russen und Assad auch langsam zu viel. Durch die Positionierung türkischer Einheiten wird verhindert dass die YPG und PKK von Afrin aus weiter südwärts expandieren können.
Das heißt nicht dass Assad und Russland sich von den Kurden distanzieren. Assads Außernminister redet immer noch von Autonomie für die Kurden und Russland nutzt seine Zustimmung als Bestrafung und Druckmittel gegen die Kurden. Nachdem es einige Konfrontationen in letzter Zeit gab bis hin zur Tötung eines russischen Generals.
- In der Region gibt es Gruppen die in der Vergangenheit wiederholt die Seiten gewechselt haben. Im Falle eines massiven Angriffs gäbe es für diese nur ein Rückzugsgebiet, die türkische Region Antakya. Die Türkei will ein solches Szenario verhindern.
- Die Versorgung der PKK/YPG in Afrin wird über die Region Idlib abgeschnitten oder eingeschränkt.
- Afrin soll weiter unter Druck gesetzt und isoliert werden. Langfristig ist eine militärische Intervention geplant aber es kann nur Schritt für Schritt angegangen werden und hängt noch von vielen Faktoren ab. Für Afrin muss die Zustimmung Russlands geholt und die genaue Vorgehensweise gefunden werden. Ob das gelingt werden zukünftige Verhandlungen zeigen und wie sich die Lage entwickelt.
- Es besteht auch die Möglichkeit dass die USA in Idlib aktiver werden. Was gleichbedeutend mit einem Schutzkorridor für die PKK und YPG wäre. Dem kommt man lieber soweit es geht zuvor.
Die Türkei hat gute Gründe dort eine stärkere Kontrolle auszuüben. Diese Schritte sind notwendig und folgen pragmatischen und strategischen Überlegungen.
Die Sicherheit der Region Antakya muss ausgebaut werden. Die Einsickerung von Gruppen fragwürdiger Loyalität und Flüchtlingswellen gilt es zu verhindern. Und der Druck auf Afrin wird erhöht.