Ich lese hier seit einiger Zeit mit und finde viele der Beiträge sehr interessant. Ich möchte aber gerne, wenn es denn Angebracht ist, den Blick ein wenig weiter Werfen. Die ewigen Beschuldigungen von Propaganda sind längst ausgelaugt und es hat mittlerweile wohl in das letzte Loch gepfiffen, das Kriegsstrategien ganz klare PR-Kampagnen fahren. Die PR-Kampagne der Russen ist wohl eine der genialsten Strategien die ich bisher so mitbekommen habe. Putins rechte Hand, Vladislav Surkov (Deputy Prime Minister of Russia), ist berühmt für seine ausgeklügelten Strategien. Unter anderem das finanzieren von sich befeindeten Gruppen und er schrieb ebenfalls Romane unter einem Pseudonym. --
http://grandmotherafrica.com/cloudless-sky-short-story-nathan-dubovitsky/ (Archiv-Version vom 04.02.2017) -- Hier kann man einige seiner Gedankengänge nachvollziehen.
Also, wir haben hier mit Putin und Surkov ausgeklügelte Strategen und ich denke, sie haben die USA vorgeführt, wie einen Anfänger.
Aber es geht hier ja um Syrien. Oder etwa doch nicht. Was bleibt über von Syrien, wenn wie die einzelnen Gruppierungen den großen Parteien zurechnen? Ich meine, ihr habt es ja selbst angesprochen und gesehen.
Wir sehen heute die Konsequenzen!!! Wir müssen uns das immer vor Augen halten.
Erstes Problem. Der korrupte Islam (gibt es überhaupt einen Islam)
Wir haben auf der einen Seite eine wahabitische Strömung, gegründet von Muhammad Abd al-wahhab. Sie nennen sich Salafisten und berufen sich im Namen ‚Salaf‘ auf den Ursprung zurück, auf die altvorderen. Für die Rechtsprechung im Islam gibt es bei ihnen 2 Hauptquellen.
A) Den Koran und B) Die Sunna Mohammeds (sein Leben und seine Aussagen dem nachgeeifert wird). Ihr Ziel ist das Kalifat, geleitet von demjenigen der am Gottesfürchtigsten ist.
Nun, wir haben jetzt noch die Schiiten. Mohammad starb und es folgten 4 Kalifen.
Abu Bakr, Umar, Uthmann und Ali. Schon der dritte wurde ermordet und am Ende auch Ali, der vierte Kalif. Hier begann eine Spaltung. Shiitenn wollen ein Imamat. Die eine Seite berief sich auf die genealogische Linie, als Nachfolger (also Ali) und die andere plädierte für den frömmsten unter ihnen. Gut, die Ummayaden Dynastie entstand und die genealogische Linie wurde ausgelöscht in einer Schlacht bei Kerbela, im heutigen Irak.
Im Islam, ist das einzig auf Mohammad zurückzuverfolgende Dokument nur die Gemeindeordnung von Medina und der Koran und das nach vielen westlichen Forschungsmeinungen auch nur zum Teil.
(Worte und Sätze im Koran scheinen manchmal im arabischen nicht vorhanden zu sein)
Die ersten hadithe entstanden erst im 9JH!! Mohammad starb 632!!! Wir haben eine Lücke von 300 Jahren!!!
Was will ich damit sagen. Die Wahhabiten und Schiiten Berufen ihre Rechtssprechungsquellen auf Hadithe, die 300 Jahre nach dem Tod des Religionsbegründers entstanden.
Das bedeutet MASSIG Verfälschungen und Aussagen, die Kalifen aus der Ummayaden und Abbasiden Dynastie sich auf den Leib haben maßschneidern lassen um ihre Politik religiös Legitimieren zu lassen und das Problem ist das das hinterfragen dieser Quellen im Islam im Moment nicht möglich ist da dies sofort als Apostasie angesehen wird.
Gut, wir haben nun auf der einen Seite einen korrupten Islam, mit mehr als fragewürdigen Quellen der Rechtsprechung (hadithe) und dann haben wir noch die Subjekte, die ihre eigenen Interessen verfolgt haben (kalifen und Sultane). Im nahen Osten gaben sich die Machthaber die Klinke in die Hand bis das letzte große islamische Reich zerfiel und das war das osmanische und die arabischen Nationen wurden geschaffen nach dem Sykes-Picot abkommen. Syrien und Irak, Libanon wurden in die Einflusssphären der Europäer zugeordnet und die Balkanstaaten entsagten sich dem türkischen Reich und das Osmanische Reich wurde der alte kranke Mann am Bosporus.
Wer bis hier noch dabei ist, danke
:) Was hat das nun mit Syerien zu tun. Syrien ist nicht Syrien, als Nation wie wir Deutschland kennen. Syrien ist ein unnatürliches Konstrukt, genau wie der Irak und der Libanon. Syriens Identität ist eine „imagined community“. Eine Theorie nach benedict anderson die Aufzeigt wie Identitäten sich durch Erfindung der Druckerpressen bildeten, wie überhaupt eine Nation als „Einheit“ auftritt. Es gibt da den Anspruch auf ein Territorium, eine gemeinsame (möglicherweise Erfundene) Vergangenheit, eine bindende Ideologie etc.
Syrien ist ein Kitt, zusammengehalten durch die Tribalen Strukturen der arabischen Lebensart aber beseitigt durch Araber selbst, die es als Schmach empfanden, als sie merkten wie leicht der Westen sie kolonialisierte und sie nun eine eigene Identität schaffen wollten und Rückständigkeit beseitigen wollten.
Ägypten, Syrien, Irak und Iran. Sie kamen dem Kommunismus nahe aber der Kommunismus symbiosiert nicht mit dem Islam, zudem scheiterte diese Ideologie mit der Niederlage im 6 Tage Krieg und die nächste Ideologie musste her. Da schusterten sich die Diktatoren dann billige Hefte zusammen und schmiedeten sich Verfassungen die ein wenig islamisch und nationalistisch sind, zusammen und gaben sie dem Volk aus als „das sind wir“. Die dagegen waren wurden natürlich ermordet und unterdrückt und das mit, nicht wenig, Hilfe des Westens der seine Öl-Quellen nicht in Gefahr sehen wollte und auch nicht und das ist wichtig, seine Märkte!
Im Schatten von alldiesem bildete sich ein radikaler Keim, hier und da zeigte er sich und so fusionierten Kämpfer, zu Beginn waren viele einfache Nationalisten, zu islamistischen Kämpfern, mit der Theorie des Kalifats/Imamats.
Hier schließt sich der Kreis.
Syrien ist nicht der Grund des Krieges, auch nicht Bashar al Assad oder die Proteste.
Hier treffen Weltansichten aufeinander.
Die Türkei, die ihrer ihr entrissenen Einflusssphäre nachtrauert, den Ibn-Sauds, die sich ihren Thron sichern und den Wahabismus pushen mit sehr viel Geld. Den Shiiten die extremste anti-imperialistisches Gedankengut in sich tragen und abgesehen von den islamischen Strömungen kommen die Ideologischen dazu. Auf der einen Seite ein ausbeuterischer freier Markt, die Exploration der Ressourcen unter Ausschluss der Bevölkerung, das interferieren in innere Angelegenheiten der Staaten (Suez Krise, Iran- mossadegh etc.)und die Inkompetenz der westlichen Nationen die Araber als gleichwertige Partner zu behandeln und auf der anderen Seite warteten die Russen und die Chinesen. Sie sahen zu, wie sich die USA und der Westen langsam selbst diskreditierten und füllen die Lücken nun aus, die hinterlassen worden sind.
Gut, das war ein Langer Beitrag. Wie sieht die Lösung aus?
Ich sehe da zum einen die Möglichkeit eines islamischen Staates. Demokratie ist westlich, es ist eine im mittleren Osten gescheiterte Ideologie, mit der Imperialismus verbunden wird. Dieser islamische Staat würde die Nationen vereinen und ihnen die Identität geben die, die die Araber tatsächlich vereinen könnte. Er müsste moderat sein und Sunnitische sowie Schiitische gelehrte in einer parlamentarischen Monarchie umschließen und möglicherweise im 10 JahresTakt abwechselnde Oberhäupter. (Sunniten/Shiiten) . Ich betone hier moderat, denn Minderheiten müssen mit beteiligt werden und andersdenkende ihr Leben leben dürfen. Aber das ist Scince Fiction:D (Grundlage für stabilen Frieden?)
Die andere Möglichkeit und das ist die näherliegende, ist das dieser Krieg die Umstrukturierung des mittleren Ostens bewirken wird und das könnte mit einer enormen Schwächung des politischen Islams zusammenfallen, wenn die säkularen Kräfte Gewinnen aber dazu ist der Iran und Saudi Arabien einfach eine zu starke Großmacht.
Es könnte eine Massive demographische Umwandlung geben. Die Christen in den Libanon und den Westteil Syriens und shiiten im Irak und Libanon sowie Syrien und Iran. Der Irak ist weiterhin spannend. Denn dort warten die Kurden und die Kurden und die Iraner sind keine Freunde aber im Rücken der Kurden warten auch die Türken..
Ganz schön verzwickt