@shiver: Wenn ich Dich beleidigt haben sollte, dann bedaure ich das, ich habe eben auch meine Meinung zu der Art von Forendiskussionen, und ich habe nur meinem Unmut Luft gegeben, dass ich Deine Art 1000 verscheidene Aspekte buntgewürfelt und ohne ersichtlichen eigenen Standpunkt zu präsentieren, nicht teile.
Aber ich will wieder Andere zu diesem Thema zu Wort kommen lassen, vielleicht belebt das die Sache ein wenig, oder beendet sie, mal sehen...
--------------------------------------------------------------------------------------------
Wer ist Gott?Schon allein aufgrund dieser Überschrift wird sich wohl so mancher zu meinem Amusement ziemlich aufregen *g*, aber nichtsdestotrotz: Jawohl, nun sage ich euch mal, was Gott ist - also passt gut auf, ein jeder schmeiße sein Kreuz von sich und folge meinen Gedanken nach...
Betrachten wir es doch mal dualistisch...:
In uralten Zeiten trafen sich einst 2 große Geister, die es noch heute in dieser Art gibt.
Der eine Geist heißt "Seligkeit".
Er kleidet sich gern in den Mantel des Vergessens und Verbergens.
In seinem Gefolge befinden sich gewissen Untergeister (also seine Kräfte und Wirkungen, sozusagen seine Handlanger), z.B. ein Engel namens "Naivität", ein dem verwandter Engel namens "Kindlichkeit", einer namens "Simplizissimus", die Engelszwillinge namens "Staunen" und "Verblüfft sein", mitsamt ihrem Bruder, dem Engel "Bewundern" u.v.a..
Der andere Geist heißt "Erkenntnis".
Er hüllt sich in kühles, gleisendes Licht und schneidet oft schmerzlich durch die Dunkelheit.
Ein Begleiter und Nachfolger im Heer des Geistes "Erkenntnis" ist dessen Diener und Engel namens "Verstand", ferner die Engelin "Entmystifizierung", eine Schwester der "geistigen Klarheit" und der "Sachlichkeit" oder auch der Engel "Skepsis", sein großer Bruder, der Engel "Unglauben" und deren Nesthäkchen, der Engel "Prüfung und Forschung".
Die Untergeister, also die Engel der beiden Großgeister sind sich recht feindlich: Wo die einen auftauchen, vernichten sie die anderen - wo Verstand auftaucht, verschwindet Naivität und wo Naivität auftaucht, geht Verstand kläglich ein oder flieht. Das gilt natürlich auch für all ihre anderen Engel: Wo Staunen oder Verblüfftsein Fuß fasst, steht es schlecht bestellt um Entmystifizierung oder Sachlichkeit und umgekehrt.
Die beiden Geister haben auch sehr unterschiedliche, entgegengesetzte Folgen:
Wenn Seligkeit seine Engel vorausschickt, nämlich beispielsweise Naivität, Kindlichkeit, Simplizissimus, und diese ausreichend wirken, entsteht ein wohlig warmes Gefühl in der Brust, man kann sich da fühlen, wie ein Kind im Arm der Mutter - geborgen, geliebt, ungefährdet, glücklich - was u.a. daran liegt, dass Seligkeit und all seine Engel den Blick verschleiern für die Härte des Lebens, für die Grausamkeit hinter den Dingen (dies ist auch der Grund dafür, dass man Seligkeit später dem Guten zuordnete... nunja).
Neben dem Vorteil der Schönheit von Seligkeit und dem Dienst seiner Engel Herrlichkeit und Überwältigtsein u.a. hat die Methode dieses Geistes den Nachteil, dass man gelegentlich an der Härte des Lebens (in unserem Spiel der Geister gehört die "Härte des Lebens" zu den meta-physikalischen Konstanten) scheitert, weil sie einen doch einholt und man ihr mit der Methode des Geistes Seligkeit nur dessen Kräfte Naivität, Kindlichkeit, Simplizissimus u.ä. entgegensetzen kann, von der sich die Härte des Lebens vielfach nicht beirren lässt und dennoch grausam zuschlägt.
Der Härte des Lebens sind die Methoden des Geistes Erkenntnis auch nur bedingt gewachsen, denn dessen Engel namens Verstand, Ergründen, Nachdenken, Wachsamkeit, Skepsis, Unglauben und Nachprüfen u.v.a. ermitteln zwar gegen die Härte des Lebens und sorgen dafür, dass man sie kommen sieht, sich auf sie vorbereiten kann und auf die Art auch oft gegen sie erfolgreich vorgehen kann ... aber ab einem gewissen Quantum Lebenshärte versagen auch die Untergeister von Erkenntnis und all dessen Engel und machen damit Platz für Naivität, Kindlichkeit, Simplizissimus und all die Engel der Seligkeit (denen in einem solchen Fall allerdings oft gehörig Arbeit bevorsteht!).
Es ist eben u.a. die Härte des Lebens so ein Entscheidungskriterium, an dem sich beide Geister messen können und miteinander stets am Kappeln sind: Mal gewinnt der eine die Oberhand, mal der andere.
Das bedeutet: An der Härte des Lebens scheiden sich die Geister.
Ja, so ist das.
* * *
Nun denn! Die beiden Geister trafen sich also vor Urzeiten, sobald ihnen ein entsprechendes Kriterium Lebensraum gab. Da es sich um Geister handelt, ist ihr Lebensraum auch auf der geistigen Ebene und konnte sich also nur in einem Ding manifestieren, das geistige Ebene bot, also das geistig tätig ist, sprich: denken konnte. Es musste also ein Mechanismus sein, der zu komplizierteren, gedanklichen Kombinationen fähig war, nicht nur zu linearer if-then-else-Reaktion eines Instinktes.
Ein solcher potenzieller Geistträger, ein solches geistfähiges Ding stieg aus der Masse der Lebewesen heraus; es kristallisierten sich unter dem Lebendigen auf dieser Erde Lebewesen heraus, deren Hirntätigkeit fähig genug war, um dem Geist Raum zu geben.
Und so verband sich der Geist mit dem Irdischen, mit der Erde, dem Staub und wurde auch im körperlichen Bereich greifbar, begreifbar, ausführbar und exekutiv, stieg aus der Latenz aus bloßem Sein endlich in die körperliche Sphäre auf zu irdischer Existenz um zu wirken!
Durch den Menschen kam der Geist zum Irdischen, das Irdische zum Geistigen - der Mensch ist das Ding, das den Geist realisiert und der Geist ist das Ding, das aus einem Lebewesen einen Menschen macht. So wurde denn der Mensch aus dem Tier, dem Irdisch-Körperlichen, dem Staub geschaffen und durch den Geist zum Menschen gemacht, zu einem Ding gemacht, das dem Geist gleich ist, weil es von diesem durchdrungen ist.
Egal wie gering nun ursprünglich die geistige Kapazität war, die unseren beiden Geistern genügen musste, um sich darin zu bewegen, darin zu sein, sich zu realisieren - und auch...
* ...egal, ob diese geistige Kapazität mit einem Ruck entstand oder als langwierige Entwicklung - ja und auch...
* ...egal, ob die beiden Geister nicht sogar eben gleichzeitig mit ihrem Lebensraum, dem geistfähigen Lebewesen, entstanden, eben durch dieses, das eine durch das andere...
... all das ist weniger wesentlich.
Nun waren die Geister da und der Mensch dachte.
Es lebte so also auf der Erde der Mensch, der aus der Erde entstiegen war, der "von der Erde genommene" und der mit dem Geist erfüllt und durchdrungen ist, aus dem heraus ein Geist real wirken kann und es wurde ihm auferlegt die Bedienung der Geister, nämlich dem zu folgen, was die Geister ihm auftragen und das zu tun, wohin die Geister ihn treiben.
So war das damals und so ist es noch heute.
Die beiden Geister arbeiteten - wie immer - Hand in Hand:
So trieb der Geist Erkenntnis und dessen Engel Ergründen, Nachdenken, Philosophie den Menschen dazu, über gewisse Dinge nachzudenken, z.B. über seine Herkunft und seinen Ursprung und auch über sein Hingehen und seine Zukunft, insbesondere sein Dahinscheiden aus dem Körperlichen.
Und der Geist Seligkeit und dessen Engel Naivität, Kindlichkeit, Simplizissimus trieben den Menschen dazu, die Welt und die Dinge zu naivisieren, damit er sie begreifen konnte, um danach wiederum mit Hilfe der "anderen" Engel, Verstand, Ergründen, Nachdenken, Philosophie besser darüber nachdenken zu können.
Die Engel des naiven Geistes, nämlich Erstaunen, Bewundern und Ehrfurcht und weitere Engel dieser Art bewegten den Menschen in erster Linie dazu, große, gewaltige Dinge (be)greifbar zu machen. Zu diesen gewaltigen Dingen gehörte der Ozean, gewaltige Wassermassen, Flut, Wolkenbrüche, der Himmel, der Wind und Sturm, das Wetter überhaupt, die Sonne, die Jahreszeiten, Erdbeben, die Geburt und Fruchtbarkeit, der Kampf, der Tod, Krankheiten und Seuchen und weitere Dinge, die mit Brachialgewalt über das Leben des Menschen hereinbrachen.
Wir finden diese Gewalten bei den Menschen kraft des Geistes Seligkeits Untergeister, der Naivität und Kindlichkeit alsbald zur Person gemacht, natürlich zur gewaltigen Person, zur übermenschlichen Person - und man nannte solche Personen "Gottheit". Und die sowieso von Anfang an an diesem Werk beteiligten Engel des großen, seligmachenden Geistes, nämlich diese wie Erstaunen, Bewundern und Ehrfurcht konnten sich nun in höchster Form ausleben und realisieren, so dass die Menschen - getrieben von diesen Untergeistern der Seligkeit - den personifizierten Gewalten, den Gottheiten, ihren Dienst des Bewunderns und der Ehrfurcht erwiesen und so in diesen Teilen mit diesen Geistern der Seligkeit eins wurden.
So breitete sich - motiviert von einigen Engeln des Geistes Seligkeit - ein Brauchtum unter den Menschen aus, der sich "Gottesdienst" und "Opfergabe" nannte und man begann zum Beispiel zu Ehren des Ozean-Gottes Wasser ins Meer zu schütten oder dem Ozean Fische zu schenken, man brachte der Fruchtbarkeit Früchte dar und trieb so mancherlei komische Sachen, währendderen man sich ganz toll und glücklich fühlte. Da man sich so als der fleißige Diener seiner Götter bzw. braves Kindchen an der Mutterbrust fühlen konnte, mitten in der Welt des Gottes, ja als ein Teil dieser Gotteswelt, frönte man so dem Geist Seligkeit, dem das sehr gut gefiel und der sich befriedigt im Kreis um seine eigene Achse drehte...
...denn inmitten des Zentrums dieser primitiven Götterwelt gab es auch noch einen höheren Aspekt der Gottheit(en), nämlich deren Geist, den Geist.
Den Geist gab es dort, als die Substanz jedes im Denken lebendigen Wesens, den Geist, die Ur-Kraft, die Ur-Gewalt, den Ur-Gott.
Und man braucht sich als Mensch nur vom Geist der Erkenntnis leiten lassen, man muss nur erkennen, dass auch des Menschen Geist aus demselben Holz geschnitzt ist wie der Götter Geist - so dass der Mensch und der Gott im Geiste keinen Unterschied zeigen, sondern die Menschen wie die Götter sind und die Götter nicht anders sind als die Menschen, weil sie einer aus dem anderen sind.
ERITUS SICUT DEUS!
Eine solche Erkenntnis zerstört natürlich die ganze Seligkeit.
Mit der Last solcher Erkenntnis verließ der Mensch die göttliche Mutterbrust, der Seligkeit Nestwärme. Vergeblich kämpfte der seligmachende Engel Vergessen gegen den erkennenden Engel Neugier: Des Menschen kluge Gedanken hinderten ihn, zurück ins kindliche Nichtwissen zu verfallen, sich zu verbinden mit den Engeln Kindlichkeit und Naivität, die vor dem Menschen flohen und ihm so den Zutritt zur Seligkeit verweigerten.
Unter den Menschen bildete sich nun ein Teil, der sich dem Geist der Erkenntnis widmete und die Philosophie ins Leben rief. Freilich störte Seligkeit und all seine Engel gelegentlich das Fortkommen auf dem Pfad der Erkenntnis, so dass so mancher kluger Gedanke kläglich durch den Simplizissimus verzerrt wurde und sich wohl aus solchen Verbindungen die wirklich allerübelsten Auswüchse des Geistes bildeten.
Während die Erkenntnis keine Schwierigkeiten damit hatte, die Seligkeit als gegeben zu akzeptieren, haderte die Seligkeit immer wieder derart stark mit der Erkenntnis giftigen Engeln, nämlich der Unannehmlichkeit, der Grausamkeit, dem Leid und dem Schmerz und verwünschte diese ihre schlimmsten Feinde in den Bereich der Nichtexistenz.
Während so also die Erkenntnis längst akzeptiert hatte, mit der Seligkeit zusammen den einen Geist der Gesamtheit zu bilden, das Alles, das Ganze, das Eine - konnte sich die Seligkeit mit den unangenehmen Engeln der Erkenntnis nicht abfinden und kreierte immer wieder fantastische Weltbilder, in denen diese keine Existenz (mehr) haben sollten.
Solche Weltbilder verzerrten meist die Erkenntnis des großen Ganzen zu einem unvollkommenen Ganzen OHNE die Engel der Unannehmlichkeiten, es kristallisierte sich so eine oberste Geisterinstanz heraus, bei der es keine Unannehmlichkeit, keine Grausamkeit, kein Leid und keinen Schmerz geben sollte. Dies entspricht jedoch in keinster Weise der Realität.
Als Beispiel dient hier gut die altpersische Religion, in der man dem großen Ganzen die Bezeichnung "Ahura Mazda" gab, welches aus einem guten Teil bestand, den man Spenta Maynu nannte und einem bösen Teil mit der Bezeichnung Angru Maynu. Die Seligkeit brauchte - in ihrer Unfähigkeit, die Existenzberechtigung von Unannehmlichkeiten zu akzeptieren - jedoch nicht lange, um das große Ganze Ahura Mazda mit seinem guten Teil Spenta Maynu zu identifizieren, dem der Teil Angru Maynu als Gegner gegenüberstehen sollte.
Auch die jüdische Religion, die diesen altpersischen Gedanken des großen Ganzen in einer Monotheisierung und Entkörperlichung der vorherrschenden Göttergestalten wieder aufnahm und auch sehr gut erkannte, dass es sich bei diesem großen Ganzen nur um einen unbegreiflichen und unbezeichenbaren, allesübergreifenden Geist ohne Bildnis und ohne Namen handeln konnte, scheiterte gleichermaßen an ihrer durch die Sehnsucht nach Seligkeit hervorgerufene Splittergruppe des Christentums, die wiederum die oberste Instanz des großen Geistes lediglich mit seinem guten Aspekt zu identifizieren versucht.
Ein solches Weltgebilde entsagt natürlich jeglicher Realität und birgt daher starke Unstimmigkeiten, Theodizee-Probleme, Widersprüche zu realen Tatsachen, die seine menschlichen Vertreter gerne mit den niedersten Engeln der Seligkeit, nämlich der Verleugnung der Erkenntnis, bekämpfen. Da die die Erkenntnis verleugnenden Engel der Seligkeit gegen bestehende Tatsachen kämpfen, fehlt solchen Weltbildern des "guten Ganzen" die reale Basis, weswegen sie keinen Bestand haben, sobald den Engeln der Erkenntnisverleugnung, Dummheit und Blindheit die Kraft ausgeht.
Es handelt sich hierbei also um einen wunderschönen, deutlichen Kampf der beiden Geister Seligkeit und Erkenntnis in seiner Reinform.
Beliebte Kampftaktik der Seligkeit ist die Darstellung solcher Weltbilder des "guten Ganzen" als zukünftig geschehen sollende Gegebenheiten, weil sie der "physikalischen Größe" und Konstante der real bestehenden Tatsachen einfach widersprechen und man sie daher in die noch nicht bestehende, aber angeblich kommen sollende Zukunftsrealität verlegt. Natürlich fordert das auch in diesem Fall wieder blanke Höchst- und Meisterleistungen der Engel des blinden Glaubens, des Dogmas und des Gehorsams, des Nur-nicht-nachdenkens, um diese Taktik der Seligkeit aufrechterhalten zu können.
Um jeglicher Frechheit und Diffamierung die Krone aufzusetzen, setzte die Seligkeit zu ihren Gunsten auch noch das Gerücht im Umlauf, es handle sich bei der Erkenntnis um die bloße Lüge an sich.
Der Engel der Seligkeit namens Simplizissimus zeichnete vereinfachende Bilder, welches sehr deutlich das Desaster des Nichtverstehens der Vertreter des Pfades der Seligkeit und die völlige Erkenntnisunfähigkeit des Engels Simplizissimus veranschaulicht.
Wie folgt spricht der Geist der Erkenntnis:
Impliziert im großen Ganzen aller Geister und Dinge, also im Alles an sich, befindet sich natürlich auch...
...alles Wissen des Seins:
Kein Wissen gibt es, was die "Gesamtheit allen Wissens" nicht wüsste, denn sie ist das Ganze an Wissen. Um jede kleinste Zelle seines allumfassenden "Körpers" weiß das große Ganze, denn jegliches Bewusstsein ist nur Teil seines Ganzen, denn es ist ein Kollektiv-Bewusstsein.
...und auch alle Macht des Seins:
Keine im Sein existente Kraft gibt es, die die "Gesamtheit aller Kräfte" nicht wirken könnte, denn sie ist das Ganze an Kraft.
Die "Gesamtheit aller Dinge" ist damit allmächtig und allwissend, denn sie ist alle Macht und sie ist alles Wissen und alles, was es sonst noch gibt, denn sie ist Alles. Die Gesamtheit aller Dinge ist alles, sie macht alles, durchwirkt alles und nichts gibt es, was nicht aus ihr wäre und was sie nicht durchdringt und belebt.
So wie jede kleinste Zelle ihren Platz im großen Ganzen findet und Teil dessen ist, so ist das große Ganze Umriss der Gesamtheit all dieser einzelnen Zellen und es spiegelt eines das andere wider. So wirkt das große Ganze durch selbst die kleinste Zelle seiner Gesamtheit und damit repräsentiert selbst die kleinste Zelle das große Ganze und besteht als ein Bildnis dessen. Jede kleinste Zelle ist eins mit dem großen Ganzen und das große Ganze ist eins mit jeder kleinsten Zelle.
So wie die Gesamtheit aller Dinge ist, so sind alle seine Einzelteile "nur" ein Werden. So wie die Gesamtheit als Fixum allen Alles' besteht, so beschreiben seine Einzelteil stets nur einen vorübergehenden Zustand. Während die Gesamtheit aller Dinge in sich und seiner Vollkommenheit ruht, sind ihre Einzelteile stets in Bewegung und von Vergänglichkeit gezeichnet, denn sie sind unvollkommen und damit bestrebt, sich zu verbessern, zu verändern.
Daraus allerdings resultieren durch die Engel der Seligkeit hervorgerufene Ansprüche, die einfach nichts und niemand erfüllen kann (was wiederum der Erkenntnis zuweilen in ach so schmerzlicher Klarheit Tür und Tor öffnet), nämlich dass die oberste Instanz alles Erdenkliche mit notfalls sogenannten "Wundern" zu bewerkstelligen hat, in allen Lebenslagen die unmöglichsten und sämtlichen naturgegebenen Abläufen widerstrebenden Geschehnisse bewirken soll u.v.m.. In heißem Gefecht streiten sich die seligmachenden Engel des Verbergens und Verleugnens von Tatsachen gegen die Engel Logik, Denken und Vernunft der Erkenntnis - es stehen sich zuweilen die beiden großen Geister in verzehrender Macht sogar höchst selbst ganz direkt gegenüber.
Wie folgt vergewaltigt der Geist der Seligkeit die Engel der Erkenntnis namens Verstand, Logik u.a., bedient sich ihrer Stimme, spricht aber in Wahrheit nur durch das aufdringliche Geschrei seines Engel Simplizissimus einerseits vom "schwere-Stein-Paradoxon" (dass Gott nicht fähig sei, einen Stein zu erschaffen, den er selbst nicht heben könnte).
...aber das zeigt doch lediglich, wie verträumt sein Blick verschwimmt für die Realität und wie niedrig die Ebene seiner Gedanken ansetzt: eine "Allmacht", die alles vollbringen kann, was man sich auszudenken imstande ist, ist fern jeglicher Realität: So etwas gibt es einfach nicht.
Wie will jemand verlangen, dass etwas geschieht, was überhaupt nicht im Bereich der Möglichkeiten ist?
Haarsträubender als jemals zuvor verbreiteten andererseits die Engel der Seligkeit, nämlich hündische Ergebenheit, Verherrlichung, Selbsterniedrigung und andere abscheuliche Ausgeburten der seligmachenden Kräfte den absoluten Unsinn, es handle sich beim großen Ganzen um eine Art gewaltige, herrschaftliche Person oder (wie auch immer, Person oder nicht), dass man das große Ganze für seine Vollkommenheit verehren und ihm huldigen sollte.
Da könnte man ja gleich einem Stein für seine Härte, dem Wasser für seine Nässe oder der Idiotie für ihre Blödheit huldigen ('tschuldigung!). Damit wären wir wieder an oben erwähnter Stelle des Wasser-ins-Meer-gießens... Zu nichts und wieder nichts wäre eine derartige Erlangung der Huldigung nutze, außer allein zur Erlangung der Seligkeit. Und wieder einmal hätten wir einen derer reinen Engel erkannt.
Was ich nun zum Ende noch nennenswert befinde, als der Seligkeit finstere Verdummungstaktik zu entlarven, wäre die Sichtweise mancher Leute, wie einem die Engel beistehen, man sie nutzen könne oder sie sich ungefragt in unser Leben oder den Ablauf der Welt einmischen etc.. Aber sicherlich kann man sich die seligmachenden Engel des Vergessens, der Verdummung, der Verblendung, der Naivität und alle weiteren dieser Sorte ... aber auch die erkenntnisgebenden Engel der Vernunft, der Logik, des Scharfsinns, der Skepsis, des Prüfens, des Erfahrens, der Nüchternheit, der geistigen Klarheit und weitere ... zunutze machen, sicherlich tauchen sie laufend immer wieder auf, meist sogar zu mehreren und höchst massiv, und bestimmen mit ungeheuerer Macht den Ablauf der Dinge - aber wer mag denn jetzt noch darunter verstehen, dass damit eine metaphysische Gestalt unsichtbar zu Werke geht?
Epilog
Niemand soll sagen, es gäbe nicht die Vollkommenheit aller Dinge, es gäbe nicht die große Allmacht, es gäbe kein Allwissen, es gäbe keinen Kampf der Geister, keine Engel, keine göttlichen Kräfte u.v.m.!
Nur weil einer durch die verdummenden Kräfte der Seligkeit irrsinnige Vorstellungen von diesen Dingen hat, sollte er nicht gleich behaupten, diese Dinge gäbe es nicht...
...das wäre doch nun wirklich wider alle Erkenntnis.
© 2000 by RAFA
Mach das Beste aus dir, etwas Besseres kannst du nicht tun.
(Ralph Waldo Emerson (1803-82), amerikanischer Philosoph u. Dichter)