Unruhen in Ägypten
17.09.2011 um 04:08http://www.tagesspiegel.de/politik/aegypten-stellt-friedensvertrag-mit-israel-infrage/4618062.html
= Daa alte Problem!!
= Daa alte Problem!!
Prominente Protest-Unterstützung in Kairo: Der Oscar-Presiträger Sean Penn hat mit Tausenden von Menschen in Ägyptens Hauptstadt demonstriert.
KAIRO taz | Schwarzen Sonntag nennt die ägyptische Protestbewegung den 9. Oktober, geschockt noch von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Seit der Revolution ist der 9. Oktober tatsächlich einer der schwärzesten Tage: mindestens 24 Tote, über 200 Verletzte, die Wiedereinführung der Ausgangssperre in Kairo, die Stürmung von weiteren zwei Fernsehsendern und einer Tageszeitung durchs Militär.Bezahlte Schläger greifen die Demo an
Nicht-religiöse Zusammenstöße waren es, die das Land erschütterten – es war der blutige Angriff des Militärs auf eine Demonstration von christlichen Kopten und Militärgegnern. Am späten Sonntagnachmittag war eine friedliche Demonstration von rund 10.000 Kopten und sie unterstützenden Muslimen vor dem Gebäude des Staatsfernsehens in Maspiro in der Kairoer Innenstadt eingetroffen.
Die Demonstration, initiiert von koptischen Jugendorganisationen, richtete sich gegen die jüngsten Angriffen auf Kirchen und gegen die Herrschaft des Militärs, zahlreiche Frauen und Kinder nahmen an ihr teil sowie Teile der aus der Revolution hervorgegangenen Jugendbewegungen. Die Demonstration war bereits zuvor auf dem Weg nach Maspiro mehrmals von der Polizei und von Unbekannten angegriffen worden, nachdem Demonstrant_innen Bilder von Armeechef Tantawi verbrannten, wie die Online-Ausgabe der staatlichen Zeitung Ahram berichtet.
Die Kopten werfen der Armee vor, sie bei Angriffen nicht zu schützen und gezielt Gewalt zwischen Muslimen und Christen zu provozieren. Die Kopten stellen über zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung. Während die koptische Kirche und ihr Papst der alten Regierung unter Mubarak und auch der jetzigen Regierung nahestehen und wiederholt dazu aufgerufen haben, von Protesten abzusehen, gehören weite Teile der jungen Kopten der Revolutionsbewegung an und kritisieren die Politik des herrschenden Militärs scharf.
Videos zeigen, wie mehrere Tausend Menschen einer Rednerin und einem Redner zuhören, klatschen, rufen, dann aprupt stoppen und sich umdrehen, als baltagiyyas, bezahlte Schläger, die Kundgebung mit Steinen angreifen. Dann knallen Schüsse, Menschen sacken zusammen, auf einmal ist überall Militär. Innerhalb weniger Minuten herrscht totales Chaos, Frauen kreischen in Panik, überall Gerenne, dann stürmen junge Männer vor und werfen Steine zurück.Staatsfernsehen ruft auf, dem Militär zu helfen
Über Stunden toben in Maspiro Straßenschlachten, die sich bald auf den Tahrir-Platz und die umliegenden Straßen ausweiten. Autos brennen, das Militär schießt scharf in die Menge, Videos zeigen mehrfach wie gepanzerte Militärfahrzeuge in die Menge rasen und Protestierende überfahren. Zwischen den Protestierenden ziehen Banden von baltagiyyas umher, die Augenzeugenberichten zufolge mutmaßliche Christen verprügeln.
Der Blogger Hani Bushra berichtet, er habe mehrfach beobachtet, wie Offiziere der Armee die Aktionen der baltagiyyas und Schlägertrupps koordinierten und diesen Anweisungen erteilten. Baltagiyyas werden als quasi para-militärische Unterstüzung in Ägypten traditionell von Politik und Sicherheitskräften eingesetzt. Der bekannte Blogger und Aktivist Hossam Hamalawy spricht von einem "Massaker" an den Protestierenden. Das Gesundheitsministerium spricht am Montag von 24 Toten, 5 davon seien auf Seiten der Sicherheitskräfte. Offiziell wird von 200 Verletzten gesprochen, die Zahlen sind jedoch vermutlich weit höher.
Derweil berichtet das Staatsfernsehen, die Kopten seien bewaffnet gewesen und hätten ohne Vorwarnung mit Maschinengewehren auf das Militär geschossen. Die Jugendorganisationen, die zur Demonstration aufgerufen haben, dementieren dies. Der staatliche Sender Nil-TV, der live berichtet, greift die Kopten scharf an und ruft die Bevölkerung auf, auf die Straßen zu gehen und "ihre Armee" zu unterstützen.http://taz.de/Gewalt-bei-Kopten-Protest-in-Kairo/!79643/
Gegen 21 Uhr stürmt das Militär zwei unabhängige Fernsehsender, TV25 und Al-Hurra, um die Berichterstattung über die Ereignisse zu unterbinden. Später in der Nacht kappt es der großen Tageszeitung Al-Shourouq Internet und Strom, vermutlich um diese am Druck von Bildern der Nacht zu hindern.
Bis zum frühen Morgen ziehen Schlägertrupps und Armee durch die Kairoer Innenstadt. Schlägertrupps, möglicherweise unterstützt von aufgebrachten Anwohnern, greifen das koptische Krankenhaus an, wohin Tote und Verletzte gebracht wurden. Die Armee verhaftet alle, die versuchen sich dem Tahrir-Platz oder Maspiro zu nähern. Das Staatsfernsehen spricht von mehreren Dutzend Verhafteten, auch hier sind die Zahlen vermutlich höher.
Gegen Mitternacht verkündet der herrschende Militärrat die Wiedereinführung der Ausgangssperre: zwischen 2 und 7 Uhr morgens ist es verboten, in der Innenstadt, in Maspiro und im Stadtteil Abbasiya auf die Straße zu gehen. Bis zum Morgen herrscht gespenstische Stille, am Montag setzt sich die Gewalt fort.
Laut dapd warfen hunderte koptische Demonstranten nach Behördenangaben vor einem Krankenhaus Steine auf Sicherheitskräfte. Die Leichen der am Sonntag getöteten Kopten seien zuvor in eine Klinik im Zentrum Kairos gebracht worden, hieß es. Über mögliche neue Verletzte oder Todesopfer war zunächst nichts bekannt.
KAIRO taz | Das ägyptische Militär weist zwei Tage nach dem tödlichen Angriff auf hauptsächlich koptische Demonstranten alle Verantwortung von sich. "Die Soldaten haben nie auf Protestierende geschossen, sie hatten nicht einmal Patronen", sagte General Ismail Osman, Mitglied des herrschenden Militärrats.Soldat brüstet sich mit Erschießung
Am Sonntag waren bei dem Angriff des Militärs auf eine Demonstration und anschließenden Straßenschlachten mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen, rund 400 wurden verletzt. Ob es, wie zuvor behauptet, auch Tote aufseiten des Militärs gab, ist unklar. Der Militärrat weigert sich, darüber Auskunft zu geben.
In einer Reaktion auf den "schwarzen Sonntag" trat am Dienstag der Finanzminister und stellvertretende Regierungschef Hazem al-Bablawy aus Protest zurück. Laut einem Pressebericht machte er in einem Schreiben an Premierminister Essam Scharaf und das Kabinett für die Vorfälle verantwortlich und forderte sie ebenfalls zum Rücktritt auf. Seitens des Militärrats lag zunächst keine Reaktion vor.
Unterdessen reichte eine Gruppe von Menschenrechtsorganisationen bei der Staatsanwaltschaft Klage gegen den Informationsminister Osama Heikal wegen Volksverhetzung ein. Dies bezieht sich auf die Berichterstattung des staatlichen Fernsehns sowie Aufrufe, bewaffnet auf die Straße zu gehen und die Armee gegen "christliche Extremisten" zu unterstützen.
Die Demokratiebewegung in Ägypten steht weiterhin unter Schock. Im Internet tauchten neue Videos auf, die zeigen, wie Soldaten von Fahrzeugen aus in fliehende Menschen feuern oder mit Panzerfahrzeugen in die Menge rasen. Auf einem Video ist zu sehen, wie ein Soldat sich brüstet, einen Demonstranten erschossen zu haben, und bejubelt wird.http://taz.de/Nach-Gewalt-gegen-Kopten-in-Kairo/!79749/
Aktivisten und die liberale Presse sehen den Tag als endgültigen Bruch zwischen Volk und Militär an. "Kann das Militär sich je wieder brüsten, während der Revolution nicht aufs eigene Volk geschossen zu haben?", fragt Karima Kamal in der englischen Onlineausgabe der Zeitung Al-Masr Al-Youm. "Oder hat das nur für Muslime gegolten?" Der Journalist Abdel-Rahman Hussein schreibt: "Ja, es gibt Diskriminierung gegenüber Christen. Aber hier geht es darum, dass die ägyptische Armee grundlos und kaltblütig Zivilisten tötet - am Tag, mitten in Kairo."
Am Montagabend marschierten Tausende zum Tahrirplatz, um dort des getöteten Aktivisten Mina Daniel zu gedenken. Auch für die nächsten Tage sind Proteste angekündigt. Staatsfernsehen und die zensierten arabischsprachigen Zeitung sprechen von Angriffen "religiöser Extremisten" auf die Armee.
Doch die denkt nicht daran, an ihrem harten Vorgehen etwas zu ändern. Am Dienstag nahmen Soldaten zwei französische Journalisten fest, die vor dem Gerichtsgebäude auf das Prozessergebnis von Maikel Nabil Sanad warteten. Der Militärkritiker wurde wegen eines Blogeintrags zu drei Jahren Haft verurteilt und ist seit fast 50 Tagen im Hungerstreik. Nun soll das Verfahren vor einem anderen Militärgericht neu aufgerollt werden.
Ägypten: Lage der Christen hat sich drastisch verschlechtertQuelle
Schwäbisch Gmünd (idea) – In Ägypten hat sich die Lage der christlichen Minderheit seit Anfang dieses Jahres drastisch verschlechtert. Das berichtete der Bischof der rund 6.000 koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian (Höxter), beim Kongress „Christenverfolgung heute“, der vom 23. bis 26. Oktober in Schwäbisch Gmünd stattfindet.
Wie zu Zeiten des im März gestürzten Machthabers Hosni Mubarak würden systematisch Verbrechen an Kopten verübt. Ziel sei es, Ägypten von den Christen zu befreien, sagte Damian vor rund 400 Kongressteilnehmern. Der Armee warf er vor, sich an antichristlichen Gewalttaten zu beteiligen. Am 9. Oktober habe das Militär friedlich demonstrierende Kopten angegriffen. Dabei seien 35 Christen getötet und mehr als 200 Menschen verletzt worden. In anderen Landesteilen würden Kirchen angezündet, Gottesdienste behindert und Mädchen entführt, ohne dass Sicherheitskräfte einschritten. Viele Christen versuchten, ins Ausland zu fliehen. Allerdings sei die Tür nach Europa „ziemlich verschlossen“. Der Bischof appellierte an die Weltöffentlichkeit, die religiöse Entwicklung in Ägypten genauso aufmerksam zu verfolgen wie die politische. Er zeigte sich überzeugt, dass die Revolution nicht weitgehend unblutig verlaufen wäre, wenn keine ausländischen Beobachter anwesend gewesen wären. Ähnliche Solidarität brauchten jetzt die Kopten. Die jetzige Regierung werde die Christen nur dann als gleichberechtigte Bürger anerkennen, wenn sie sehe, dass die weltweite Christenheit hinter ihnen stehe. Laut Damian gehören etwa 20 Prozent der rund 83 Millionen Einwohner Ägyptens der orthodoxen Kirche an. Die Mehrheit sind Muslime.
Bis zu 400.000 Christen in Nordkorea
Der Leiter des christlichen Hilfswerks Open Doors, Markus Rode (Kelkheim bei Frankfurt am Main), berichtete, dass das kommunistische Regime in Nordkorea mit dem Versuch gescheitert sei, das Christentum auszulöschen. Trotz aller staatlichen Bemühungen gebe es dort nach Schätzungen zwischen 200.000 und 400.000 Christen. Sie versammelten sich im Untergrund in rund 1.000 Hausgemeinden. 70.000 Christen seien in Arbeitslagern eingesperrt, wo sie durch Folter zur Abkehr von ihrem Glauben gedrängt würden. Schon der Besitz einer Bibel könne mit der Hinrichtung geahndet werden. Die vier staatlich genehmigten Kirchen in der Hauptstadt Pjöngjang mit teilweise gut sichtbaren Kreuzen bezeichnete Rode als Theater, in denen Schauspieler Religion vorspielten. Nordkorea hat rund 23 Millionen Einwohner. Veranstalter des Kongresses „Christenverfolgung heute – Gedenket der Märtyrer“ sind das Christliche Gästezentrum Württemberg „Schönblick“ und die Evangelische Nachrichtenagentur idea in Kooperation mit 20 Gruppierungen, die sich um verfolgte Christen kümmern.
Ritual-Alarm in Gizeh"Zuvor waren in örtlichen Medien unbestätigte Berichte aufgetaucht, wonach unbekannte Gruppen planten, am 11.11.2011 um 11 Uhr 11 in der Pyramide «jüdische- oder Freimaurerrituale» abzuhalten. Damit sollten aus der Pyramide kommende geheimnisvolle Kräfte genutzt werden, hatte es geheissen."
Gerüchte führen zur temporären Schliessung der Cheopspyramide
http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/aegypten_pyramide_schliessung_1.13289805.html (Archiv-Version vom 13.11.2011)
Ägypten über Nacktfotos empörthttp://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/aegypten_1.13345901.html (Archiv-Version vom 18.11.2011)
Bloggerin kämpft für freie Meinungsäusserung
Eine ägyptische Studentin hat mit der Veröffentlichung ihrer Nacktfotos im Internet als Ausdruck freier Meinungsäusserung für einen Eklat gesorgt. Aliaa Magda Elmahdi stellte Bilder in ihren Blog, die sie nur mit Strümpfen bekleidet zeigen und schrieb dazu, die Fotos seien «Schreie gegen eine Gesellschaft von Gewalt, Rassismus, Sexismus, sexueller Belästigung und Heuchelei».
Eine Kundgebung von koptischen Christen ist am Donnerstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo angegriffen worden. Unbekannte warfen Steine und Flaschen auf die Teilnehmer der Demonstration, wie ein Vertreter der Sicherheitskräfte sagte. Der Protest habe sich danach aufgelöst.
(afp) Bei einem Angriff auf eine Protestkundgebung koptischer Christen sind 29 Personen verletzt worden. Das berichteten staatliche Medien am Donnerstagabend unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Die Polizei sei eingeschritten, um die Demonstranten zu schützen.
Die Kundgebung richtete sich gegen die in Ägypten übliche Praxis, Zivilisten vor Militärgerichten den Prozess zu machen. Die Demonstranten hatten ausserdem Gerechtigkeit für die 25 mehrheitlich koptischen Todesopfer nach Zusammenstössen mit der Polizei Anfang Oktober gefordert
In einer im ägyptischen Fernsehen verlesenen Erklärung rief die ägyptische Regierung die Demonstranten zur «Vernunft» auf. Was auf dem Tahrir-Platz in Kairo passiere, sei gefährlich. Diese Vorgänge hätten einen direkten Einfluss auf den Kurs des Landes und die Revolution, hiess es.
Die Umstände, die zu den Ausschreitungen geführt hätten, würden untersucht und öffentlich gemacht. Am heutigen Sonntag wolle sich das Kabinett mit den Vorfällen befassen.
Zehntausende Menschen hatten seit Freitag auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos gegen die anhaltende Macht des Militärs demonstriert. Zu den Zusammenstössen gut eine Woche vor der ersten Parlamentswahl seit dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak kam es nach Augenzeugenberichten, als Polizisten ein Zeltlager auf dem Platz räumten.
Proteste gegen Militärrat
Die Nachricht von den Handgemengen am Samstag verbreitete sich rasch in der ägyptischen Hauptstadt. Noch am Abend strömten immer mehr Menschen ins Stadtzentrum und errichteten provisorische Strassensperren um den Tahrir-Platz.
Zwei Tote in Alexandria
In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria wurden zwei Demonstranten durch Schüsse getötet. Nach Angaben der Zeitung «Al Ahram» feuerten Heckenschützen auf die Protestierenden.
Augenzeugen berichteten, die Polizei habe gegen die Menge, die sich vor dem Gebäude des Sicherheitsdienstes versammelt hatte, Tränengas eingesetzt.
Das ägyptische Staatsfernsehen berichtete, dass wütende Demonstranten einen Polizeiwagen anzündeten. Mehr als 500 Personen wurden demnach verletzt, darunter rund 20 Sicherheitskräfte. Das Gesundheitsministerium sprach von 200 Verletzten. Nach Angaben des Innenministeriums wurden zudem 20 Personen festgenommen.
Während der Grosskundgebung am Freitag hatten einige Dutzend Menschen Zelte auf dem zentralen Platz aufgebaut. Mit der auf unbefristete Zeit angelegten Aktion protestierten sie gegen die vorgeschlagenen Verfassungsleitlinien der Übergangsregierung. Diese sollen unter anderem die Macht des Militärs absichern.
Rund eine Woche vor Beginn der ersten Parlamentswahl seit dem Sturz von Ex-Machthaber Husni Mubarak ist es in Ägypten zu den schwersten Zusammenstössen seit Monaten gekommen. Die Polizei ging am Sonntag mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Tausende Menschen vor, die in Kairo und in anderen Städten gegen den regierenden Militärrat unter Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi protestierten.http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/tote_und_verletzte_bei_ausschreitungen_in_aegypten_1.13371565.html (Archiv-Version vom 21.11.2011)