@racefan4 "imperialistische Raubzüge? Meinst Du das Bisschen Kolonien, das Deutschland besaß?"
Das bisschen Kolonien und das bisschen Völkermord, beispielsweise in Namibia. Verglichen mit dem, was Deutsche später an Verbrechen begingen, war es natürlich nur "ein bisschen" - aber ich glaube, die Herero und Nama dürften anders darüber gedacht haben.
Ich zitiere aus dem "Vernichtungsbefehl" des deutschen Oberkommandierenden Generals von Trotha. Der sagte am 2. Oktober 1904:
"Das Volk der Herero muss das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr (Kanonen) dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Herero ..."
Nein, die Vernichtung der Herero und Nama war natürlich kein Genozid, der wollte doch bloss spielen!
Tatsächlich löste Trotha seinen Vorgänger Leutwein ab, der als "Weichei" angesehen wurde, denn als im Jahre 1904 überraschend der Aufstand der Herero ausbrach, versuchte Oberst Leutwein - seiner bisherigen Linie folgend - zunächst angesichts der militärischen Kräfteverhältnisse und seines bis dahin guten Einvernehmens mit den Herero eine Verhandlungslösung zu erreichen,was ihm jedoch sowohl von den deutschen Siedlern in der Kolonie als auch in Deutschland als Schwäche ausgelegt wurde. Daher wurde das Kommando über die Schutztruppe 1904 Generalleutnant von Trotha übertragen, der - nach Eintreffen massiver Verstärkung -äußerst hart gegen die Aufständischen vorging und die totale Vernichtung der Herero betrieb. Leutwein blieb zunächst Gouverneur, überwarf sich jedoch mit von Trotha wegen dessen unmenschlicher Kriegsführung und trat 1905 vom Amt des Gouverneurs zurück.
Generalleutnant von Trotha verlieh dem Krieg neue Qualität. Hatte Leutwein noch den Eindruck erweckt, nicht mehr Blut fließen zu lassen als unbedingt notwendig,stellte von Trotha klar, dass er bis zum Äußersten gehen würde, bis zur Vernichtung des gesamten Hererovolkes: "Ich kenne genügend Stämme in Afrika. Sie gleichen sich alle in dem Gedankengut, dass sie nur der Gewalt weichen. Diese Gewalt mit krassem Terrorismus und selbst mit Grausamkeit auszuüben, war und ist meine Politik. Ich vernichte die aufständischen Stämme in Strömen von Blut und in Strömen von Geld." Ja, er war schon ein praktizierender deutscher Humanist!
Auch die Zwangsarbeit und das Verdienen von "Strömen von Geld" wurde nicht erst von der SS erfunden, denn neben Herero-Kämpfern wurden Frauen, Kinder und Greise interniert. Staatliche Stellen, wie das Militär,versorgten sich aus diesem Pool mit Arbeitskräften und vermieteten auch Zwangsarbeiter an Farmen, Baufirmen, Reedereien oder Eisenbahngesellschaften,wie die Otavi-Gesellschaft.Man holte die Gefangenen morgens zur Arbeit ab und brachte sie abends ins Lager zurück.Größere Unternehmen, wie die Schifffahrtslinie Woermann, einer der Hauptabnehmer von Zwangsarbeitern, richteten eigene halbprivate Lager ein. Die IG Farben lässt grüssen.
Da möchte natürlich die deutsche Wissenschaft nicht zurück stehen, genau wie später in Auschwitz oder Bergen-Belsen:
Der Rassenforscher Eugen Fischer erhielt durch das kaiserliche Kolonialregime die Möglichkeit, nach Beweisen für die Überlegenheit der weißen Rasse zu suchen. Fischer liess zwischen 1905 und 1908 in Lüderitzbucht Frauen umbringen , um dann Fruchtwasseruntersuchungen durchzuführen. Es gibt ein historisches Foto, das zeigt, wie deutsche Kolonial-Soldaten Totenschädel in Kisten verpacken. Ein Beitext erläutert, dass diese Hereroschädel an das Pathologische Institut zu Berlin für"wissenschaftliche Messungen" gesandt wurden. "Für das Jahr 1906 wird berichtet, dass an778 Köpfen Versuche verübt wurden. Weibliche Ovaherero-Kriegsgefangene wurden gezwungen,die Köpfe mit Glasscherben abzuschaben, um saubere Schädel für Versuchs- und Dekorationszwecke zu erhalten.
Das Ergebnis des deutschen Kolonialkrieges in Südwestafrika insgesamt ergab die offizielle Volkszählung von 1911. Von den ehemals etwa 80.000 Hereros lebten noch 15.130 und von rund 20.000 Nama noch 9.781. Mehr als 80 Prozent aller Herero und 50 Prozent aller Nama waren mit deutscher Gründlichkeit vernichtet worden.
Beschäftigung mit deutscher Kolonialgeschichte kann nicht schaden, auch wenn sie lange her ist.