rhapsody3004 schrieb:Rassismus ist Rassismus und nur damit stelle ich die USA auf gleiche moralische Stufe wie Nazideutschland.
Erstens sind Antisemitismus und Rassismus zwei unterschiedliche Kategorien. Dem Antisemitismus ist der Vernichtungswahn eingeschrieben, dem Rassismus nicht.
Zweitens springt der Unterschied selbst deiner gleichmacherischen Logik zufolge sofort ins Auge: die amerikanische Rassentrennung und die ihr vorausgehende Sklaverei waren keine Menschenvernichtungsprogramme und das Ziel war auch nicht die Auslöschung der Schwarzen, ganz im Gegensatz zum NS-Vernichtungskrieg und seinem Ziel der vollständigen Ausrottung der Juden.
Rassismus ist also ungleich Rassismus, da sich hier völlig unterschiedliche Implikationen ergeben. Sklaven wurden in der Geschichte immer wieder befreit, auch die amerikanischen. Übrigens von Amerikanern, nicht Deutschen. Für jemanden, den man ermordet, gibt es keine Hoffnung auf Befreiung.
Dein subjektiver Bewertungsmaßstab ist auch irrelevant, da sich der von mir beschriebene Unterschied objektiv bestimmen lässt.
rhapsody3004 schrieb:Aber den heiligen Schein haben die USA auch nicht verdient und sie sollten aufpassen, bei was sie den moralischen Zeigefinger gegen Deutschland erheben.
Den moralischen Zeigefinger erhebst hier nur du, nämlich gen USA. Schon deswegen, damit dein eigener Heiligenschein umso heller erstrahlen soll. Deswegen redest du auch von Glorifizierung, wo ganz nüchtern Unterschiede betrachtet werden. Und es warst du, der hier aus heiterem Himmel die USA und Nazideutschland gleichsetzte, was schon auf einen tiefer sitzenden Komplex verweist.
rhapsody3004 schrieb:Und schlimm genug, dass die letzten Aufhebungen von Rassentrennungen bis in die 60er Jahre hinein gedauert haben. Das waren damals genauso geisteskranke Menschen, die das entschieden haben und Bürger, die das gut gefunden haben.
Ach, hier spielen die zeithistorischen Umstände also keine Rolle? Kein, "das war damals halt so"?
Es ist auch erhellend, wie mild du selbst die Nazielite beschreibst, von den Deutschen, die nur "Mitläufer" waren, ganz zu schweigen, Amerikaner aber als "geisteskrank" betitelst, obwohl die Rassentrennung in den USA von einer breit aufgestellten Bürgerrechtsbewegung beseitigt wurde, während die Deutschen bis zuletzt dafür kämpften, weitermorden zu können.
Deine blühende Fantasie, aus Afroamerikanern Juden zu machen, läuft daraufhinaus, den verhassten amerikanischen Sieger auf das Niveau der Nazis zu ziehen. Das ist Schuldabwehr, dem die Sehnsucht nach einem Schlussstrich innewohnt, die entweder über Täter-Opfer-Umkehr artikuliert wird, oder durch den Versuch, die Alliierten mit den Nazis gleichzusetzen. Denn sind die erstmal auf der gleichen Ebene angesiedelt, verliert auch der Holocaust seinen singulären Charakter, der bis heute eine vorbehaltlose Identifikation mit Deutschland verhindert.