@Individualist Erst mal danke für diesen Kurzbericht.
Die Analysen ergeben sich aus deiner Wortwahl und deiner mangelnden Kenntnis der Materie ergibt sich aus dem Inhalt deiner Sätze.
Um jetzt zu deiner Aussage zu kommen:
Individualist schrieb:Mit anderen Worten er saugt sich die Antworten aus den Fingern.
Das tut er eben nicht. Weil bei dieser Gruppe keine Herkunftsangabe vorliegt, wird diese bei der Analyse soweit wie möglich ausgeklammert bzw. als nicht-muslimisch betrachtet. Statistisch gesehen hätter er auch einen Durchschnittswert von diesen 4,6 Millionen als dem muslimischen Glauben zugehörig annehmen können.
Dieser Kurzbericht ist, was die Aussagefähigkeit und Auswertung der verwendeten Daten angeht, natürlich auch nicht ganz unangreifbar. So wird z.B. auf der ersten Seite geschrieben:
Von 1989 bis 2006 sind insgesamt 2,8 Millionen Spätaussiedler zugezogen. Seit den großen Zuwanderungswellen 1989 und Anfang der 1990er gab es erhebliche Probleme bei ihrer Arbeitsmarktintegration.
Noch auf derselben Seite, bei den Anmerkungen, wird die Aussagefähigkeit relativiert:
2 Spätaussiedler, die vor dem Jahr 2000 eingereist sind, sind auch in der Analyse enthalten. Allerdings kann für diese Einreisejahre nur ein geringerer Anteil erfasst werden.
Das bedeutet, ausgerechnet für den Großteil der Leute (große Zuwanderungswelle 1989 und Anfang der 90er) liegt kein aussagefähiges Datenmaterial vor. Es werden lediglich die Spätaussiedler korrekt erfasst, die ab 2000 bis 2006 eingewandert sind, also eher die Nachzügler. Hinzu kommen zum Teil die Spätaussiedler, die ab 1995 eingewandert sind, da nach 5 Jahren der Spätaussiedler-Status gelöscht. Der Erwerbsstatus wird dabei für die Jahre 2000 bis 2004 ermittelt.
Richtig interessant wird es aber erst bei Berücksichtigung der Grundgesamtheiten: Es wurden lediglich Daten von 645.455 Spätaussiedler (vermutlich von 1995 bis 2004), von 440.144 Deutschen aber von 9.402.822 Ausländern vorgenommen. Dabei wurden bei Spätaussiedlern und Migranten Vollauswertungen (d.H. alle verwertbaren Datensätze) berücksichtig, bei den Deutschen aber lediglich eine Stichprobe von 1 % gezogen.
Weiterhin wird die Vergleichbarkeit dahingehend erschwert, dass alle übrigen Ausländer nur als eine große Gruppe betrachtet werden. Dadurch werden die überaus schlechten Ergebnisse muslimischer Migranten aus dem nahen und mittleren Osten durch die erheblich besseren Ergebnisse von Ausländern aus dem europäischen Ausland und dem fernen Osten aufgefangen.
Ferner haben wir es bei diesen erwerbslosen Spätaussiedlern mit der ersten Generation zu tun, während wir bei muslimischen Migranten teilweise schon die 3. Generation berückichtigen müssen.
Die Tabelle 2 auf der dritten Seite bestätigt sogar die Aussage Sarrazins, was die Bildungsabschlüsse betrifft. Der Anteil der Ausländer ohne Berufsausbildung ist exorbitant hoch, obwohl wie oben beschrieben alle Ausländer zusammengewürfelt wurden. Es wäre sicherlich nicht schwierig gewesen, bei der Auswertung nicht nur die Spätaussiedler zu erfassen, sondern auch die türkischen Staatsbürger, da sie die größte Gruppe an Migranten bilden. Aber ob das dann noch das gewünschte Ergebnis bringen würde wäre zumindest fraglich. Die textliche Auswertung bezieht sich allerdings ausschließlich auf diejenigen mit unbekannter Ausbildung.
Gerade bei Spätaussiedlern und Migranten aus Osteuropa ist leider die Anerkennung von (Fach-)Hochschulabschlüssen sowie Ausbildungen immer noch problematisch. Das liegt unter anderem daran, dass einige Berufe, für die in ihren Heimatländern ein (Fach-)Hochschulabschluss oder Studium notwendig ist, hier als ganz normale Lehrberufe gelten. Die Abschnitte
Kaum Angestellte und
Häufig nur Hilfsarbeiter behandeln diese Problematik aber bestenfalls ungenau. Nur im Fazit wird etwas tiefer darauf eingegangen.
Auf die mangelnden Deutschkenntnisse wurde ebenfalls hingewiesen. Auch das wird bei Sarrazin als Integrationshemmnis gewertet.
Was die Arte des Beschäftigungsverhältnisses betrifft, wäre die Abbildung 3 auf der vierten Seite aussagekräftiger, wenn noch die Selbständigen hinzugezogen würden.
Alles in allem wurden die Aussagen Sarrazins durch diesen Kurzbericht eher noch bestätigt als widerlegt. Zumindest wirft er einige Fragen zur Datenerhebung und -auswertung auf.