Tussinelda schrieb:es gibt einen Antifa-Verein
Das wichtigste ist aber die Antifa GmbH, sozusagen die Dachorganisation. Und seit Einführung der Antifa-Karte durch HoGeSa klappt das mit dem Demogeld auch viel besser.
tudirnix schrieb:Das sagt also der Antifa-Anführer? Wer soll das sein?
Ach komm, Du weißt, dass das D.Monstrant ist.
:troll:@abberline@sacredheartVielleicht hilft Euch meine persönliche Antifa-Erfahrung:
Ich bin seit 30 Jahren Antifaschist, seit meiner Pubertät. Ich habe einen ganz guten Job und keine Probleme mit SÜ1 oder SÜ2. Ich bin nicht im Sicherheitsbereich, aber systemrelevant beschäftigt.
Die ersten 10 Jahre war ich sehr aktiv in der Szene, war bei wöchentlichen Treffen der lokalen Antifa, hab an regionalen Treffen teilgenommen etcpp. Die Antifa-Gruppen waren damals sehr hetrogen, selbst innerhalb der Gruppen gab es sehr verschiedene Meinungen und Standpunkte, die nach guter alter Tradition in niemals endenden Grundsatzdiskussionen debattiert wurden. Bei uns in der Stadt gab es alleine 4-5 Strömungen in der Gruppe: FAntifa, VegAntifa, rote und schwarze Antifa und Überlebende des Nazi Regimes.
Man war größtenteils mit sich selbst beschäftigt und hat eher reagiert als agiert.
Wir haben als Gruppe damals z.B. Spielzeug für Flüchtlingskinder gesammelt und verteilt. Deutsch- und Nachhilfeunterricht gegeben. Ich habe viele Workshops für Schüler zum Thema Faschimus und Nazinetzwerke gehalten. Andere haben dank des Kühnen-Adressbuches lokale Recherche betrieben. Viele sind nur zu den Treffen gekommen und zu den Demos.
Und ja, wir standen auch mal vor einem Asylantenheim (so hießen die Dinger früher) um die Bewohner vor dem angekündigten Naziangriff zu schützen. Zum Glück kamen die nicht.
Was es damals aber gab, waren Besuche von Nazis. Einem der Antifa Gruppe wurde nach Schulschluss aufgelauert und er wurde sehr übel zugerichtet, mir ist insgesamt 3x aufgelauert worden, einmal sehr viele Schläge gegen den Kopf mit monatelangen Kopfschmerzen, einmal mit einer gebrochenen Hand für den Fascho, weil ich mich ducken konnte und er voll gegen die Schaufensterscheibe hinter mir gehämmert hat. Beim letzten Mal hab ich in den Lauf eines Gewehres geschaut. Die 2 Typen hatten Helmut Kohl Masken auf und standen vor meiner ersten eigenen Wohnung(stür). Im Nachhinein glaube ich zwar, dass das "nur" ein Luftgewehr war, aber in dem Moment hab ich einfach nur Schiss gehabt.
Die Cops hat das alles null interessiert.
Dann kam Genua 2001 und danach hab ich mich erstmal zurückgezogen, aber das ist eine andere Geschichte.
Bis 2014 war ich mal hier und dort auf einer Demo, aber das war's dann auch schon.
Das war ne echt coole Zeit, man musste sich nicht mehr schämen deutsch zu sein, es konnte einem einfach egal sein. Deutschland Fähnchen vom Auto hat man während einer EM/WM aus sportlichen und nicht aus politischen Gründen gesammelt.
Aber dann kam Mährholz mit seinen Montagsmahnwachen, dem Antisemitismus, und seinem Versuch der Querfront. Da waren z.T. die gleichen Aktivisten an Bord wie wenig später bei PEGIDA. Ob nun Sven L. aus Halle oder Jürgen E. mit seinem Magazin.
Der andere wichtige Protagonist von damals Ken J. ist jetzt bei den Anti-Corona-Demos aktiv. Der Xavier N. findet sich ja auch dort wieder. Man könnte fast von einer Agenda ausgehen.
Seit 2014 ist Recherche und Aufklärung wieder sehr wichtig geworden, allerdings fehlt die passende Strategie. Man hat viel versucht sich lustig und die besorgten Bürger lächerlich zu machen. Hat nicht funktioniert. Bestes Beispiel dafür Demogeld, Antifa GmbH und Antifa-Mitgliedsausweis. Der Spaß ist zum Bumerang geworden. Die glauben das tatsächlich.
Stattdessen hat es diese Leute stark fundamentalisiert, so dass es gar keinen Sinn mehr macht, sie mit Worten zurück zuholen, weil sie Argumenten nicht mehr zugänglich sind, sondern einem nur das nächste Fundament hinknallen, an dem man sich abarbeiten soll. Sieht man auch hier auf Allmy in den entsprechenden Threads viel.
Ich selbst bin radikal-basisdemokratisch, absolut pazifistisch, halte unser GG für die z.Zt. beste Verfassung. Kapitalismus ist in meinen Augen scheiße, aber außer dieses System gerechter zu gestalten, gibt's nicht viele realistische Alternativen.
Und ich bin Antifaschist!
Je nach Standpunkt des Gegenübers ein Autonomer, ein Linksradikaler oder ein linker Spießer.
Ich will gar nicht abstreiten, dass es innerhalb von Antifa-Gruppen militante Strömungen gibt, die lieber agieren als reagieren, es gibt auch Antifa-Gruppen, die sich militant definieren, aber meine (lange) Erfahrung hat mir gezeigt, dass das eher eine Minderheit innerhalb der Antifa-Szene ist und die anderen da deeskalierend eingreifen.
Ok, "kein Fußbreit den Faschisten" bedeutet auch, sie nicht ungehindert demonstrieren zu lassen und dafür muss man auf die Demoroute kommen. Das gewaltfrei zu schaffen, ist schwierig geworden.
Durch den Konsens "Nie wieder Faschismus" und den Lehren aus '33 möchte man ein möglichst breites Bündnis bilden, weshalb das Distanzieren schwer fällt und möglichst öffentlich vermieden wird. Vielleicht ändert sich das ja, antisemitische Linke sind ja unterdessen endlich bei der Antifa nicht mehr erwünscht und werden regelmäßig bei Demos rausgeschmissen. Zudem gibt's einige Antifa-Recherche-Gruppen, die eben auch über eben jene antisemitischen Strömungen aufklärt.
abberline schrieb:.. der Ursprung und die Bedeutung des Logos historisch eindeutig sind. Und es wird nicht weniger totalitär, wenn empörte Erstsemester in ihrer Revoluzzer Phase das Logo verwenden und nicht wissen, was sie da tragen.
Die Bedeutung von Symbolen und Logos kann sich ändern. Früher gehörte der Palli-Lappen zum Outfit eines jeden Antifas, heute darf man sich dort damit nicht mehr blicken lassen, heute tragen Soldaten den Lappen bei Wüsteneinsätzen und man sieht ihn vereinzelt bei autonomen Nationalisten, aber die tragen auch Che Guevara Logos.
Unter dem Logo der Antifaschistischen Aktion sammeln sich die Antifaschisten, das hat nix mehr mit Kommunismus oder Anarchismus zu tun. Es gibt das Logo mit grünen Fahnen, mit 🌈-Fahnen, mit kotzenden Einhörnern drauf. Sogar mit Kaffeetassen.
Das einzige was alle eint ist das "Nie wieder!".
Abschließend noch: es gibt in fast jeder Kleinstadt mind. eine Antifa-Gruppe, wären die wirklich alle so gefährlich, wie es gerne dargestellt wird, müsste Deutschland dann nicht längst richtig brennen? Müsste man nicht viel öfter von Waffenfunden, konspirativen Gruppen etc bei der Antifa hören, mind. genauso oft wie bei den Rechtsextremen?
Man hört nix, nicht weil die besser sind, man hört nix, weil es sowas kaum gibt.
Solche Angriffe, wie auf den Gewerkschaftler in Stuttgart gehen mal gar nicht. Auch Autos anzünden ist scheiße, alleine schon aus Umweltschutzgründen. Das was beim G20 in der Elb-Chaussee passiert ist, ein No-Go (das war aber auch keine antifaschistische Aktion).
Das wird man in persönlichen Gesprächen mit Antifaschisten immer wieder hören, als Antifa wird es aber keine Distanzierung geben, eben weil es die Struktur Antifa nicht gibt, es gibt dort niemanden, der verantwortlich wäre. Da sind die Leute individuell verantwortlich für ihre Taten, erleben aber trotzdem (leider?) Solidarität. Manchmal muss man zu seinen Taten einfach stehen und eine Strafe akzeptieren.
Und ganz ehrlich, ob ich mich als Antifaschist von solchen Angriffen distanziere oder nicht, interessiert die Öffentlichkeit nicht.
Sorry, für den langen Beitrag, ich hab an 4 verschiedenen Orten vom Handy geschrieben, deshalb ist es auch nur mein Eindruck und meine Meinung zu dem Thema und ich habe deshalb nix mit Links untermauert.
Aber das musste mal raus, damit nicht alle
Groucho schrieb:über einen Kamm
geschert werden. Die Mehrheit der Menschen, die sich unter dem Antifa-Logo sammeln, ist nicht militant.