@Legion4: Ich hab den Hexenwahn und die Hexenverfolgung mal aufgegriffen, weil es hier schonmal erwähnt worden ist und ich finde, dass es auch in die heutige Zeit passt - und zwar kann man die Hexen oder Hexer stellvertretend als Synonyme für alles möglich andere betrachten und auch auf Heute übertragen.
Was wollen wir mal nehmen? Die Killerspiele(r)? Einmal ertappt, solche Spiele zu besitzen, zu spielen oder mal aus reinem Interesse auf dem PC geladen - Schwupps ist man Stigmatisiert und gilt möglicherweise als potentieller Amokläufer.
Oder mal unbeabsichtigt auf einer KiPo-Seite im Internet gelandet -Schwupps, auf der schwarzen Liste des BKA als potentieller Pädo stigmatisiert und registriert.
Gleiches, wenn man unbeabsichtigt auf einer islamischen Terror-Seite gelandet ist - Schwupps, auf der schwarzen Liste des BKA als Terrorverdächtiger stigmatisiert und registriert.
Darauf - so wünschen es sich jedenfalls einige, läuft es doch letztlich hinaus. Und wer diese Überwachung und diese Kontrolle schließlich nicht will, der kann dann ebenso als Symaptisant gelten, denn wenn man nichts zu verbergen hat, dann sollte einen dieser Kontroll- und Überwachungsstaat ja auch nicht stören, oder die Lauschmikrofone und Videokameras in den eigenen vier Wänden, oder eine Zensur im Internet usw...
Und das ist noch nicht alles... Welcher Missbrauch damit betrieben werden kann, unliebsame Personen so zu brantmarken, aus der Gesellschaft auszugrenzen, oder eben auch damit Politik zu machen, wird wohl am allerdeutlichsten wenn man sich mal die Zeit des Nationalsozialismus ansieht.
Einmal stigmatisiert, als Staatsfeind, ist man im Grunde entrechtet, denn da hat kaum jemand eine Chance, sich mit rationalen Erklärungen die Schlinge vom Hals zu ziehen, die schon um einen gelegt ist und an deren Schnur noch feste gezogen wird.
Ganz ähnlich war es mit dem Hexenwahn. Da brauchte man nicht viel Fantasie, um jemanden an den Galgen zu bringen. Ein paar Gerüchte in die Welt gesetzt, und schon war jemand im Visier. Mit rationalen Erklärungen war es unmöglich, sich der vorverurteilenden Instanzen zu erwehren. Und ausserdem schürten solche Gespenster eine ungeheure Angst. Hexe, oder Hexer, das war ein Tabubereich, dem man sich am besten gar nicht annäherte, auch nicht drüber sprach, denn ansonsten konnte man möglicherweise selbst zum Hexer stigmatisiert werden. Und genau in dem Moment wird ein Thema Tabu. Weil man sich nicht mehr getraut, sich damit zu befassen, lieber einen Bogen drum machen, lieber alles hinnehmen, was um einen herum geschieht, lieber schweigen und das Unrecht nimmt seinen Lauf.
Ganz ähnlich haben die Nationalsozialisten mit diesem Schema gearbeitet um ihre Ideologie im Volke sozusagen festzusetzen. Und wer auch nur irgend etwas daran kritisierte, war gleich genauso in der Gefahr, gebrantmarkt und verurteilt zu werden.
Ein normaler Umgang, mit was auch immer, eine sachliche Auseinandersetzung mit einem Themenbereich ist, wenn es zum Tabuthema wird, nicht oder kaum mehr möglich. Und das zeigt am besten der mittelalterliche Hexenwahn.