Fedaykin schrieb:Aber dann haben wir immer noch genug erfolgreiche Länder mit Marktwirtschaft... Nicht eines mit planwirtschaft.
Wann hat zuletzt jemand von Belang eine Planwirtschaft gefordert?
Fedaykin schrieb:Nein, aber wie erklärst du dir Länder wie Skandinavien etc. Alle Marktwirtschaftlich und ebenfalls in neiberalen Formen, nicht klassisch liberal
Was ist an den robustesten Sozialstaaten auf diesem Planeten denn bitteschön neoliberal?
Heck, Norwegen beschäftigt einen Philosophen im Staatsdienst der entscheidet wie mit dem Öl umgegangen wird...
Fedaykin schrieb:Falsch.
Also so kompliziert ist das doch nicht. Der Neoliberalismus hat seinen Ursprung hier:
Wikipedia: Colloque Walter LippmannMan sah den Schaden, den totalitäre Regime anrichteten durch die Bündelung wirtschaftlicher und politischer Macht. Man erkannte eine Schwachstelle des Liberalismus.
Die Lösung für Machtbündelung war traditionell immer Gewaltenteilung und die Idee des Neoliberalismus war es diese Gewaltenteilung zu erreichen, indem man dem Markt diese Macht überlässt um sie vor staatlicher Übernahme zu bewahren.
1948 wurde dann die
Wikipedia: Mont Pèlerin Society gegründet um diese Ideen weiter zu entwickeln und in Policy umzuwandeln.
Nach internen Querelen setzten sich die Marktradikalen durch:
Zur gleichen Zeit radikalisierte sich das neoliberale Denken. „Je weniger Staat, desto besser der Markt“, lautete das Credo der jüngeren Chicagoer Schule um Milton Friedman. Auch Hayek forderte inzwischen, dass der „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ durch keine staatliche Intervention gestört werden dürfe.
Genau diese Leute wurden dann die Berater von Thatcher und Reagan und setzten ihren Marktradikalismus in Policy um: Deregulierung, Privatisierung, Globalisierung.
Das Resultat war gesteigertes Wirtschaftswachstum. Aber auch eine vollständige Entkoppelung von Produktivität (also Sozialprodukt) und Reallöhnen. Also die Wirtschaft wuchs, aber die Arbeiter, die dieses Wachstum erarbeiteten bekamen davon nichts ab. Löhne stagnierten.
Das Kapital floss in die Taschen der wenigen Besitzer der Wertschöpfungsketten, die global agierten und anfingen mit ihrem Geld global ihre Interessen zu vertreten.
Über 40 Jahre entfaltete diese Entwicklung einen Große Wirkung auf unsere Machtgefüge. Demokratische Prozesse wurden unterminiert. Auch Marktprozesse wurden unterminiert.
Der neoliberale Marktfundamentalismus, der die freie Entfaltung guter Ideen ermöglichen sollte führte zu nichts weiter als extremen Machtanhäufungen die, die gewaltenteilende Wirkung des freien Marktes wieder zunichte machten: Oligarchisierung.
Und jetzt wundern wir uns warum wir große Pfadabhängigkeiten haben, wenn es darum geht unsere Wirtschaftszweige nachhaltig zu gestalten. Der "freie" Markt wurde von den etablierten Akteuren so verzerrt, dass sich Innovationen nicht mehr durchsetzen, selbst Lösungen für existentielle Probleme wie den Klimawandel haben in dem so verzerrten Markt keine Chance.
Wenn die guten Herren vom Walter Lippmann Kolloquium wüssten, was sie uns da für ein monumentales Ei gelegt haben...
Fedaykin schrieb:Wobei Globalisierung schon im Grunde uralt ist.
Es geht hier um die Globalisierung von Märkten, Kapitalfluss und Arbeit.
Nicht Globalisierung im Sinne von Offenheit, Bewegungsfreiheit, gemeinsamer Verantwortung und Vielfalt, sondern im Sinne von einem kapitalistischen Race to the bottom in Sachen Arbeitsrecht, Lohn und sozialer Verantwortung(z.B Umweltschutz).
Fedaykin schrieb:Das was du in den USA Neoliberalismus bezeichnet wird oder in Verbindung g gebracht wird ist eher eine Umkehr zurück zum klassischen Liberalismus.
Den Blödsinn lese ich dauernd aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der ein Zitat aus einem der klassisch Liberalen Werke hat, das Deregulierung und Privatisierung im dogmatischen Glauben an die Überlegenheit des impersonellen Marktes rechtfertigt.