@kurvenkrieger Ich weiß zwar nicht wie die Alchemisten-Kappe die über meinem Haupt schwebt aussieht, doch sie hat mir just in diesem Moment eine denkwürdige Mär zugetragen: Gott muss jeden modernen Künstler beneiden, denn während sich die Gläubigen auf Heilige Bücher berufen, berufen sich Künstler auf das Geheimnis ihrer Kunst.
kurvenkrieger schrieb:stellt dieses portrait nicht den zeitgeist dar, oder genauer: dessen geistlosigkeit?
das bildet doch, grade wenn man es deswegen abgrundtief verachtet.
vieleicht wird kunst auch mißverstanden, sie soll nicht gefallen. wollte sie auch nie.
gefallen wollen immer nur die mehr oder weniger aufgeblasenen künstler.
Vorsicht, ich bin genau. Ein Kunstwerk kann man nicht verachten, nur den Künstler und auch diesen kann man nicht verachten, nur die Vorstellung im Kopf, die man sich konstruiert hat. Verachtung ist daher relativ unzweckmässig!
kurvenkrieger schrieb:diese diskussion ist doch so alt wie die kunst selbst.
im grunde kann man dir aber bedenkenlos zustimmen, das wird sich auch nicht ändern.
Glaube nicht. Töne und Laute von Worten von heute klingen villeicht ähnlich, nicht mal gleich wie die Töne und Laute vor Jahrhunderten, aber selbst wenn sie ähnlich klingen, ihr gedanklich-gefühlsmässiger Inhalt ist verschieden. Kunst früher und Kunst heute sind verschiedene Dinge, so verschieden wie Autoreifen und Wolken. Solche Inkonsistenten und Nebellöcher im Verstand schmecken eben nicht, weil sie den rationalen Diskurs auf konservativem Niveau zerstören. Trotzdem stimmt es, "Kunst" heute ist ein idealisierter, künstlicher und nicht klar definierbarer Begriff, dessen Inhalt es von vorne herein nicht gibt, der darum unvermittelbar ist. Man muss etwas hinzu dichten damit er zu etwas wird. Jeder Kunstkritiker ist ein Kunstbegriffs-Erfinder. Damit auch immer Ideologe.
Es gibt viele Begriffe und früher waren sie anders. Und in jedem Verstand weicht der Begriff ab. Das macht das Verständnis schwierig, weil man nicht alleine aus dieser Zeit nehmen kann um zu verstehen, man muss sich die alten Zeiten vorstellen können, durch Intuition, Transzendenz, Geschichtswissen, Begriffswissen.
mitras schrieb:
Kunst, Wissenschaft und Religion haben eines gemeinsam: Sie sind Ideologien, indem sie das menschliche und sich transzendierende Bewusstsein als Kern säuberlich entfernt haben.
mitnichten, da sollte man schon etwas genauer zwischen diesen unterschiedlichen ideologien differenzieren. zumal ich bestreiten muß, daß das transzendierende bewußtsein bspw. beim taoismus entfernt wurde. ganz im gegenteil sogar, steht es da doch im zentrum der aufmerksamkeit.
Taoismus ist eine Philosophie und keine Religion, und auch Buddhismus gilt als Philosphie, auch wenn er zusätzlich als Religion gelebt wird. Mit Religionen habe ich vor allem die 3 etablierten Dogmen-Religionen gemeint, welche die Selbsterfahrung der Vorschrift beugen. Im Prinzip unterliegen die meisten Gedankengebäude ideologischen Faktoren, daraus gründen sich Weltreiche. Die Kunstszene ist da kein Einzelfall, man kann sogar für die Selbsterfahrungsspinner eine gewisse Sympathie aufbringen.