@niurickeine kleine stelle aus dem buch ,,Geld ohne Zinsen und Inflation" von Margrit Kennedy
und hier ein link zum buch
http://www.bagdahn.com/zinslos.htmERSTE EXPERIMENTE MIT ZINSFREIEM GELD
In den 30'er Jahren unternahmen die Anhänger der Gesell'schen Theorie - der Freiwirtschaft - einige Versuche mit zinsfreiem Geld, die die Richtigkeit ihrer Gedanken bewiesen. In Österreich, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweiz und den U.S.A. gab es Bemühungen, Freigeld einzuführen, um die Arbeitslosigkeit zu beheben (9). Am erfolgreichsten erwies sich ein Versuch in Wörgl in Österreich (10).
Wörgl, mit etwa 3000 Einwohnern, begann zwischen 1932 und 1933 sich mit dem Thema Geldreform zu befassen. Der Bürgermeister der Stadt überzeugte die Kaufleute und die Verwaltung, daß sie viel zu gewinnen, aber nichts zu verlieren hatten, wenn sie ein Geldexperiment durchfuhren würden, so wie es in Silvio Gesell's Buch "Die natürliche Wirtschaftsordnung" vorgeschlagen wurde.
Die Einwohner stimmten zu, und so gab der Stadtrat 32.000 "Freie Schillinge" (d. h. zinsfreie Schillinge) heraus, die durch den gleichen Betrag von gewöhnlichen österreichischen Schillingen in der Bank abgedeckt wurden. Die Stadt ließ eine Brücke erbauen, verbesserte Straßen und investierte mehr Geld in Öffentliche Dienste. Sie bezahlte Löhne und Material mit diesem Geld, welches die Händler und Geschäftsleute in der Stadt akzeptierten.
Die Benutzungsgebühr für dieses Geld betrug l% monatlich, also 12% im Jahr. Die Gebühr mußte von demjenigen entrichtet werden, der die Banknote am Ende des Monats besaß. Sie wurde in Form einer Marke mit dem Wert von 1 % der Banknote entrichtet, - die auf der Rückseite der Banknote aufgeklebt wurde. Ohne diese Marke war die Banknote ungültig. Die geringe Gebühr bewirkte, daß ein jeder, der Freie Schillinge als Bezahlung erhalten hatte, diese so schnell wie möglich wieder ausgab, bevor er sein gewöhnliches Geld benutzte. Die Bewohner von Wörgl bezahlten sogar ihre Steuern im voraus, um das Zahlen der Gebühr zu vermeiden. Innerhalb eines Jahres waren die 32.000 Freien Schillinge 463 Mal umgelaufen und hatten auf diese Weise Güter und Dienstleistungen im Wert von (32.000 x 463 =) 14.816.000 Schillingen geschaffen. (11)
Gerade zu jener Zeit, in der viele Länder Europas mit zunehmender Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatten, verminderte Wörgl seine Arbeitslosenquote um 25% innerhalb dieses einen Jahres. Die vom Stadtrat eingenommene Gebühr betrug insgesamt 12% von 32.000 Freien Schillingen = 3.840 Freie Schillinge. Diese wurden für öffentliche Zwecke verwendet, d.h. für das Wohl der Gemeinschaft und nicht zur Bereicherung Einzelner.
Als sich dann über 300 Gemeinden in Österreich für dieses Modell zu interessieren begannen, sah die österreichische National Bank ihr Monopol gefährdet. Sie intervenierte beim Stadtrat und verbot das Drucken dieses lokalen Geldes. Trotz eines lang anhaltenden Streites bis vor das höchste österreichische Gericht, konnte weder Wörgl noch eine andere Gemeinde in Europa dieses Experiment wiederholen.