"Russland strebt nach Kontrolle der ukrainischen Pipelines
Vermutlich hatte die Ukraine tatsächlich Schwierigkeiten, das Geld für das russische Gas aufzubringen. Naftogas Ukrainy stand in den vergangenen Jahren schon mehrmals am Rande des Bankrotts, was auch daran lag, dass die Gaspreiserhöhungen der vergangenen Jahre nur teilweise an die Verbraucher in der Ukraine weitergegeben wurden. Die Probleme wurden nun durch die Wirtschaftskrise verstärkt: Die Preise für Stahl und Eisen, die wichtigsten Exportgüter der Ukraine, sind eingebrochen, und die Währung Hrywna hat gegenüber dem Dollar deutlich an Wert verloren.
Gasprom kam dem entgegen, indem es vorschlug, die Transitgebühren für das nächste Jahr im Voraus zu zahlen und sie mit den aufgelaufenen Schulden zu verrechnen. Das hätte für den Augenblick genau gereicht. Darauf wollte sich die Ukraine aber nicht einlassen, womöglich, weil sie damit einen Trumpf aus der Hand gegeben hätte.
Im Hintergrund stehen dabei die Bestrebungen Moskaus, das Gasleitungsnetz in der Ukraine unter russische Kontrolle zu bringen. Weil das dem Kreml die Möglichkeit gäbe, in Kiew mitzuregieren, ist der Verkauf der Pipelines an ausländische Besitzer in der Ukraine per Gesetz verboten. Manche Äußerungen aus Moskau im laufenden Gasstreit lassen aber darauf schließen, dass man dort dieses Ziel noch nicht ganz aufgegeben hat - so wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, dass die Ukraine in den vergangenen Jahren zu wenig in die Leitungen investiert habe und wohl auch nicht in der Lage dazu sei."
http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EFF36F61A00D242449CECF438410A6DFD~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Archiv-Version vom 15.02.2009)