Die US-Regierung pumpt 700 Milliarden Dollar in die kollabierende Finanzbranche - und will jetzt ausländische Staaten in die Pflicht nehmen. Finanzminister Paulson sagte, er werbe "aggressiv" für ähnliche Pakete.
Nach Ansicht des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz wäre eine Ausweitung des Rettungspakets eine völlig falsche Strategie. Stiglitz kritisierte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" das Verhalten der US-Regierung in der Finanzkrise scharf: Der 700-Milliarden-Dollar-Plan sei nur eine "kurzfristige Lösung", mit der die riskanten Anlagen in die Hände der Steuerzahler gelegt würden, sagte Stiglitz. Kein privater Investor wolle diese Anlagen haben, "aber dem Steuerzahler drückt man sie auf. Das ist ungeheuerlich", kritisierte er.
Der Nobelpreisträger monierte in diesem Zusammenhang, dass die US-Regierung vor kurzem nicht in der Lage gewesen sei, einige Milliarden Dollar für Kinder ohne Krankenversicherung lockerzumachen. "Ich frage mich, was ist das für eine Gesellschaft, in der wir zwar 85 Milliarden Dollar für AIG haben, aber nicht für kranke Kinder? Das macht mich wütend."
Er erwarte einen Schaden von mehr als zwei Billionen Dollar, sagte Stiglitz. "Wir sind reich und können das finanzieren. Aber unser Lebensstandard wird sinken, keine Frage." US-Regierung drängt ausländische Staaten zu Bankenhilfe Der Fehler liegt meines Erachtens zeitlich zurück in der zügellosen Geldversorgung des amerikanischen Marktes durch Herrn Greenspan in den vergangenen Jahren. Geld war so billig und musste ausgegeben werden, komme was da wolle. Dass dies auf Dauer nicht gut geht, war allen Eingeweihten klar.Irgendwann musste die Blase platzen. Die ölproduzierenden Länder waren offenbar nicht länger bereit,
ihr Öl gegen faule Dollars herzugeben. Die steigenden
Energiepreise haben dann das Fass zum überlaufen
gebracht.
Und jetzt ist das viele billige Geld, das in den amerikanischen Wohnungsbau, Firmenaufkäufe, Rüstung und Kriege u.a. geflossen ist und z.T. in vielen ausländischen Tresoren liegt, plötzlich fast nichts mehr wert. Mit einer Sparquote von nahezu Null wie in Amerika kann man eine Volkswirtschaft auf Dauer nicht sinnvoll entwickeln.
Ob die Geldschwemme einfach ein Denkfehler von Herrn Greenspan war oder politische Absicht sei dahingestellt. Denkbar wäre, dass sich die Amerikaner bei ihrer Geldschöpfung einfach einen Dreck um die übrige Welt scherten. Fix economy by inflation! Mit dem Billiggeld wurde das Wirtschaftswachstum angeheizt, auf dass man uns so gerne belehrend hingewiesen hat. Nun wird die Rechnung dafür zu einem gewichtigen Teil vom Rest der Welt bezahlt.
Vielleicht sollten man den Amerikanern eine solche egoistische Geldpolitik künftig nicht mehr durchgehen lassen. Aber wie setzt die Staatengemeinschaft so etwas durch?
So wie es aussieht haben die Amerikaner für die nächten 100 Jahre das Recht verspielt, irgendwelchen anderen Staaten irgendwelche Ratschläge hinsichtlich staatlicher Einflußnahme auf Finanzen und Wirtschaft zu geben.
Natürlich muss es den Börsenenhandel geben, um Unternehmen mit Kapital zu versorgen, um Vermögenden Anlagemöglichkeiten zu verschaffen, um mit einer guten Idee Anschubfinanzierung zu sammeln. Alles in Ordnung.
Aber Derivatehandel, Optionsgeschäfte, Leerkäufe und -verkäufe, das ist alles nicht notwendig, um große Unternehmen zu finanzieren. Das ist alles reines Spielcasino.
Und Warentermingeschäfte kann ich auch nur bei echten Saisonunternehmungen akzeptieren. Im Prinzip eigentlich nur dann, wenn der Bauer im Geld für Saatgut braucht und dafür die kommende Ernte einsetzt.
Aber nicht wenn es nur noch um Spekulation der Spekulation, der Spekulation, der Spekulation in unendlicher Potenzierung geht.
Die Börsen brechen ein, weil die Aktien von Banken und Versicherungsgesellschaften abstürzen? Wie irrsinnig ist das eigentlich, dass Banken zugleich Aktiengesellschaften sind? Käufer und Verkäufer, Spekulant und Spekulationsobjekt? Weil bei den Finanzaktiuengesellschaften ein Schneeballsystem immer schneller rotierend auseinanderfliegt, müssen gut gehende Industrieunternehmen ihren Wert verlieren?
Weil Banken sich untereinander übers Ohr hauen, müssen einfache Leute ihr Reihenhaus zwangsversteigern?
Also: abschaffen, verbieten. Am besten international, an allen staatlich lizensierten Börsen dieser Welt. Ansonsten nur in Europa.
In Europa kann man dann weiterhin Aktienanteile an Unternehmen erwerben, aber nur noch gegen sofortige Zahlung, nicht gehebelt und spekulativ auf die Zukunft. Mehr Finanzmarkt braucht es nicht. Die Spekulation beschränkt sich dann wieder auf ihren eigentlichen Kern: kaufe oder verkaufe ich Anteile von Unternehmen, weil ich glaube, dass sie in nächster gute oder schlechte Geschäfte machen. Ende Gelände.
Damit werden wir das Heuschreckenkapital nicht mehr nach Europa ziehen, aber die europäischen Börsen würden die sichersten der Welt. Man würde diejenigen Aktionäre anziehen, die langfristige Pläne haben. Für die Familie, Für die Ausbildung, Für die Altersversorgung.
Und die anderen müssen draußen bleiben und in irgendwelchen als Börsen getarnten Casinos mit größeren Gewinnmöglichkeiten, aber auch größeren Totalverlustrisiken leben.
Und ansonsten las ich gerade in einem US Forum einen grandiosen Vorschlag, wie man die wirklich Schuldigen zur Rechenschaft ziehen könnte:
Da wurde eine Reihe von prominenten Amerikanern benannt, so Kategorie Greenspan bis Bush, und vorgeschlagen, sie alle an ihren E... aufzuhängen und das live, weltweit im Pay TV zu übertragen.
Wenn jeder Erdenbürger, vom Baby bis zum Greis bereit wäre für dieses einmalige Spektakel bloß 150 $ zu bezahlen, dann wäre der Schaden den sie allein diese Woche angerichtet hätten fürs erste ausgeglichen.