Link: www.friedensrat.de (extern)Für alle, die den Irak nur aus der Zeitung kennen, ein paar Hintergrundinformationen:
"Den eigenständigen Staat Irak gibt es erst achtzig Jahre, ein eigentliches Nationalbewusstsein fehlt. Großbritannien schuf ihn nach dem 1. Weltkrieg und dem Zerfall des Osmanischen Reiches aus den drei Verwaltungsprovinzen Mesopotamiens. Der Sohn des saudi-arabischen Statthalters von Mekka wurde zum König Feisal gemacht. Dieses Königreich war also künstlich konstruiert aus dem nördlichen sunnitisch-kurdischen Teil um Mosul und Arbil, aus dem zentralen sunnitisch- arabischen Teil um Bagdad, und dem südlichen schiitisch-arabischen Teil um Basrah. Zur Provinz Basrah hatte auch Kuwait gehört, das jedoch von einem britischen General einem kuwaitischen Scheich zugesprochen wurde, von Anfang an gegen den Protest von König Feisal. Bereits 1958, also schon nach 47 Jahren, wurde die Monarchie von einem irakischen General gestürzt, der kurze Zeit später durch einen Flugzeugabsturz ums Leben kam, wahrscheinlich war das ein Attentat. SADDAM HUSSEIN, der an dem Umsturz beteiligt war und Vizepräsident geworden war, wurde nun der neue Staatspräsident. Die Ölquellen wurden verstaatlicht und der Reichtum Iraks begann. In den folgenden zwanzig Friedensjahren 1960 bis 1980 wurde Irak unter Saddam Hussein zu dem bestsituierten Land des vorderen Orients. [...] Die Verwaltungsorgane funktionierten bestens, Bestechungen und Korruption gab es nahezu nicht, man sprach von Irak als dem 'Preußen Arabiens'. Das Regime war säkular und gegenüber anderen Religionen absolut liberal, der Islam war niemals 'islamitisch'. Dem Volk ging es gut, wenn es nicht opponierte, man war mit dem Regime zufrieden, das ja Wohlstand gebracht hatte. Im vorderen Orient gab es nur diktatorische Regime, abgesehen von Israel. Eine gebildete und wohlhabende Mittel- und Oberschicht bildete sich. Niemand hungerte, es gab nahezu keine Arbeitslosigkeit. Das war Irak bis 1990.
[...]
Durch den achtjährigen Irak-Irankrieg hatte Irak sich mit 90 Milliarden Dollar massiv verschuldet. Wie General Colin Powell in seinem Buch 'Mein Weg' beschreibt, habe Saddam Hussein nach 1988 die Vereinigten Arabischen Emirate, insbesondere Kuwait dafür verantwortlich gemacht, dass es dem Irak nicht gelang, seinen Schuldenberg abzutragen. Verhandlungen mit den Herrschern von Kuwait, die zu viel Öl verkauften und damit einen Preisverfall herbeigeführt und die Einkünfte Iraks vermindert hätten, waren gescheitert. Außerdem war Irak wütend darüber, dass Kuwait widerrechtlich Öl im Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar aus dem Ölfeld Rumaila abgezapft habe, das an den zwischen beiden Staaten umstrittenen Grenze liegt. Man einigte sich nicht, und Irak begann mit Drohgebärden, nämlich 'Manövern', nahe der Kuwaitischen Grenze. Die US-amerikanische Botschafterin April Glaspie berichtete darüber nach Hause und erhielt die Anweisung, dem irakischen Präsidenten am 21. Juli auszurichten: 'The US has no opinion on the Arab-Arab conflicts like your border disagreements'. Diese Meinung wurde zehn Tage später bei Anhörungen im US-Kongress mit ähnlichen Worten, wenn auch einigen Vorbehalten, wiederholt. Kurz zuvor hatte Präsident George Bush an Saddam Hussein ein Telegramm gesandt und seine Hoffnung auf den weiteren Ausbau freundschaftlicher Beziehungen ausgedrückt.
Saddam Hussein glaubte daraufhin, dass Amerika auch diesmal wieder, wie beim Irak-Iran-Krieg, nicht intervenieren werde, zumal er ja mit den USA freundschaftlich verbunden war, und ließ seine Truppen zwei Tage später, am 2.August 1990, in Kuwait einfallen. Es sollte nun die 19. irakische Provinz werden. Damit hatte Saddam Hussein überreizt. Er wurde gleich am nächsten Tag mit der UN Resolution 660 von den Vereinten Nationen ultimativ aufgefordert, Kuwait wieder zu räumen, und drei Tage später verhängten die UN mit der Resolution 661 ein de facto totales Wirtschaftsembargo mit dem Verbot von Export und Import. Da die irakischen Auslandskonten sofort eingefroren wurden, war der Irak zahlungsunfähig. So konnten auch keine Medikamente, Hospitalbedarf, Lebensmittel und anderer täglicher Bedarf eingeführt werden, der nach dem Wortlaut der Resolution nicht unter die Sanktionen fiel. Saddam verlangte Verhandlungen, insbesondere mit den arabischen Ländern, doch die USA und UN lehnten ab."
Dies und mehr findet man bei
http://www.friedensrat.de/gottstein.doc