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Wie kam Karl Marx auf seine Ideen?

307 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Antikommunismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie kam Karl Marx auf seine Ideen?

12.11.2007 um 11:43
Du hältst die Vorstellung, daß alle Menschen gleich sind, für einen Wahn?
Du Ärmster!
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Es reichen doch hier 5 Post in Forum um zu sehen das Menschen wohl nicht wirklich gleich sind.


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jalla ehemaliges Mitglied

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Wie kam Karl Marx auf seine Ideen?

12.11.2007 um 12:06
Du hast recht, es gibt da auch welche, die nicht nur freiwillig ihrem Herrn die Stiefel lecken, sondern ohne klare Hierarchien scheinbar gar nicht leben können.

Für die gibts in der freien Gesellschaft sicher auch ein Plätzchen, an dem sie sich wohlfühlen können ;)


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Wie kam Karl Marx auf seine Ideen?

12.11.2007 um 13:43
Kore schreibt:

<"Gleich sind Menschen vor dem Gesetz!
Frei im Geiste !
Und brüderlich im Sozialen!
So sollte es zumindest aussehen.
Die geistige Freiheit sollte aber jede andere Gleichmacherei, als die vor dem Gesetz ausschließen.">

Und das gehört nochmal gepostet, weils so richtig ist. Denn natürlich wusste auch Karl Marx dass nicht alle Menschen gleich sind. Das wäre ein völlig falsches Denken das man ihm da ünterschöbe.


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Wie kam Karl Marx auf seine Ideen?

12.11.2007 um 14:20
"Es reichen doch hier 5 Post in Forum um zu sehen das Menschen wohl nicht wirklich gleich sind."

sicherlich nicht in der Weltanschauung, aber was das übrige betrifft ja.


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12.11.2007 um 15:33
ne, glaube nicht das alle jede Fähigkeit gleich ausführen können.


Gleichheit halte ich nur vor dem Gesetz für Möglich und in den Rechten.


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12.11.2007 um 16:06
"ne, glaube nicht das alle jede Fähigkeit gleich ausführen können."

Dann bring es Ihm bei.


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toledo Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

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12.11.2007 um 18:25
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Gedanken, die durch die persönliche Situation eines Menschen angeregt wurden, als Wahnvorstellungen zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für jeden denkenden Menschen.
Von Beleidigung würde ich hier nicht sprechen. Das wird aber auch verschieden wahrgenommen. Meine Schmerzgrenze für Beleidigungen ist z.B. ziemlich hoch. Wenn mich einer als wahnsinnig bezeichnen will, dann soll er's doch machen.
Es wäre eine Erklärung für das klägliche Scheitern dieser Idee.

Nein, gescheitert ist die Umsetzung dieser Ideen, weil die späteren Stalinisten die echten Sozialisten umbrachten.
Da machst du dir das aber zu einfach. Die Stalinisten haben für die Politik gesorgt. Die Wirtschaft lief genauso, wie sie beim nächsten Sozialismusexperiment wieder laufen würde. Das liegt nicht an irgendwelchen Regierungen. Das menschliche Wesen an sich sorgt für das Scheitern der sozialistischen Wirtschaft. Es gibt keinen Anreiz, sich besonders reinzuhängen. Gibt es einen, dann ist derjenige, der das tut wieder besser gestellt wie im Kapitalismus. Dieser Kreis geht ist mit Sozialismus nicht zu durchbrechen. Mir gefällt die kapitalistische Gesellschaft auch nicht so gut, dass ich sie für erstrebenswert halte. Eine Weiterentwicklung muss aber anders ablaufen. Marx' Theorien haben vielleicht in einigen Punkten ein paar gute Ansätze, im Ganzen gesehen sind sie aber nicht tauglich.


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12.11.2007 um 18:38
@ Toledo

Könnte es darum sein, das man es auch darum die Theorien von Marx heisst? Weil man sie eben nicht vewirklichen kann? Aus der Perspektive von Marx/ Engels aber gute Ansätze, wenn man bedenkt in zu welchem Zeitpunkt sie geschrieben worden sind.


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12.11.2007 um 19:23
@toledo
Zitat von toledotoledo schrieb:Die Stalinisten haben für die Politik gesorgt. Die Wirtschaft lief genauso, wie sie beim nächsten Sozialismusexperiment wieder laufen würde.
Nein, so war das denn doch nicht....

DAS was damals von Lenin als "Kriegskommunismus" bezeichnet worden ist, war nichts anderes als der Generalwirtschaftsplan des Walter Rathenau - entworfen für das Deutsche Kaiserreich um die Blockade der Allierten zu überstehen. Also ein Notfallplan, NUR sinnvolll in einer vergleichbaren Situation, in der das damalige Russland sich auch befand. Lenin, der diesen Wirtschaftsplan in Zürich bereits kannte und studiert hatte führte ihn ein um das blockierte Sowjetexperiment zu retten. Was denn auch gelang.

Lenin wusste um die Schwächen dieser Art Wirtschaft und änderte die Wirtschaftspolitik dann auch nach dem Ende des Bürgerkrieges. ER nannte das "Neue ökonomische Politik".

Stalin, der von Wirtschaft nun gar nichts verstand, beendete das Lenin´sche Projekt, das ja Privateigentum und kleines Gewerbe sowie einen Mittelstand wieder zugelassen hatte. und drehte das Rad wieder zurück - zurück zu Rathenaus Generalwirtschftsplan - was dann eben auch eine Planwirtschaft war, die zwar im Kriege - für einige Jahrte sinnvoll - jedoch im Freiden sich als das erwies was es auch war. Das unzulänglichere Wirtschaftsmodell.

All das hat wenig mit Karl Marx und seinen Vorstellungen zu tun gehabt.


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12.11.2007 um 19:39
Da stimme ich Jafrael zu. Nicht wenige Sozialisten und Kommunisten müssen sich von ihrer absoluten Befürwortung der Planwirtschaft lösen. War für mich auch nicht so leicht, aber die Geschichte zeigt, dass die Planwirtschaft in Vergleich zu einem eher marktwirtschaftlichen System sehr schlecht abschneidet. Vielleicht, wenn die technologische Entwicklung einen gewissen Punkt erreicht hat, könnte die Sache anders aussehen, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Man sollte aber nicht vergessen, dass die NÖP für Lenin "ein taktischer Schritt rückwärts" war, also etwas, was nicht ewig von dauer sein sollte...


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13.11.2007 um 12:32
...und hier habe ich nach Jahren ENDLICH mal eine Bestätigung aus der Feder dessen gefunden, der den Rathenasuschen Generalwirtschaftsplan als "Kriegskommunismus" in Russland einführte..

Bei Klaus Gietinger (April und Mai 1997 - die linke Ost-Berliner Tageszeitung junge Welt) lesen wir z. B. folgendes Zitat von Lenin: "Solange in Deutschland die Revolution noch mit ihrer Geburt ´säumt´, ist es unsere Aufgabe, vom Staatskapitalismus der Deutschen [Kaiser Wilhelms Kriegswirtschaft 1914 - ´18] zu lernen, ihn mit aller Kraft zu übernehmen, keine diktatorische Methode zu scheuen, um diese Übernahme noch stärker zu beschleunigen, ...

Na, und det hams denn ooch jelernt!


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13.11.2007 um 12:35
Ach ja zitiert wurde diese Bestätigung aus:

Entspannen Sie sich, Frau Ditfurth!

Über das Faszinosum Menschliche Dummheit und den Versuch, den Faschismus mit faschistischen Methoden zu bekämpfen

von Klaus Schmitt

Espero & Editions Achtacht3

1998


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13.11.2007 um 12:53
@Ungläubiger
Zitat von UngläubigerUngläubiger schrieb:Man sollte aber nicht vergessen, dass die NÖP für Lenin "ein taktischer Schritt rückwärts" war, also etwas, was nicht ewig von dauer sein sollte...
Natürlich nicht. Denn auch Lenin war überzeugt dass der Kommunismus erst DANN eine Chance auf Verwirklichung hätte, wenn die Revolution auch in Deutschland Erfolg haben würde. Lt. Marx war nämlich der Kommunismus NUR in höchstentwickelten kapitalistischen Ländern erfolgreich umzusetzen und nicht in unterentwickelten Regionen.

Russland gehörte zu den letzteren. Und die Revolutionen in den industriell hoch entwickelten Ländern scheiterten. Ein Dilemma für die "gelernten" Marxisten unter den Bolschewiki.

Nicht aber für Stalin!

DER proklamierte "die Einführung des Sozialismus in einem Land"... eben mit Hilfe des Plans "Generalwirtschaftsplan" des Walter Rathenau - die Blalupause des Staatskapitalismus des Deutschen Reichs der Jahre 1914-1918.

Und letztlich alles, alles nur möglich, weil der Chef der kaiserlich-deutschen Abwehr den grandiosen Einfall hatte, das zaristische Russland mit Hilfe der linken russischen Revolutionäre aus der Schweiz aus der allierten Koalition herauszulösen...

WAS für ein Szenarium!


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13.11.2007 um 13:00
Man spricht ja unter Kennern nich umsonst vom 1. Weltkrieg als der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts"...


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14.11.2007 um 12:10
und nun extra für "JS2" mal ein paar Original-Marx-Zitate aus seinen Werken, weil er danach fragte:

Aus: Marx Engels Werke, Band 16, deutsche Ausgabe, Dietz Verlag Berlin, 1973, Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED.

"In Erwägung, daß die Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden muss; daß der Kampf für die Emanzipationder Arbeiterklasse kein Kampf für Klassenvorrechte und Monopole ist, sondern für gleiche Rechte und Pflichten und für die Vernichtung aller Klassenherrschaft; daß die ökonomische Unterwerfung des Arbeiters unter den Eneigner der Arbeitsmittel, d.h. der Lebensquellen, der Knechtschaft in allen ihren Formen zugrunde liegt - allem gesellschaftlichen Elend, aller geistigen Verkümmerung und politischen Abhängigkeit;

daß die ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse daher der große Endzweck ist (...) daß die Emanzipation der Arbeiterklasse weder eine lokale, noch eine nationale, sondern eine soziale Aufgabe ist (...) daß die gegenwärtig sich erneuernde Bewegung der Arbeiterklasse in den industriellsten Ländern Europas (...) zugleich feierliche Warnung erteilt gegen einen Rückfall in die alten Irrtümer und zur sofortigen Zusammenfassung der noch zusammenhanglosen Bewegung drängt; aus diesen Gründen haben die unterzeichneten Mitglieder des Komitees, welches am 28. September 1864 auf der öffentlichen Versammlung in St. Martin´s Hall, London, gewählt wurde, die notwendigen Schritte zur Gründung der Internationalen Arbeiter-Assoziation getan.

Geschrieben zwischen dem 21. und 27. Oktober 1864


Man sieht alleine schon an der Satzstruktur und dem Aufbau der Rede, dass sie nicht einfach zu lesen ist, daher nimmt man auch nicht gerne original Marx-Zitate, sondern fasst die darin enthaltenen Gedanken schon mal vorab zusammen...


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14.11.2007 um 12:21
und zum Vergleich, aus dem gleichen Werk mal eine Passage von Friedrich Engels:

"Die Bourgeoisie hat nun zwei Wege, sich politische Macht zu verschaffen. Da sie eine Armee von Offizieren ohne Soldaten ist und sich diese Soldaten nur aus den Arbeitern schaffen kann, so muß sie entweder sich die Allianz der Arbeiter sicherstellen oder sie muß den ihr nach oben gegenüberstehenden Mächten, namentlich dem Königtum, die politische Macht stückweise abkaufen. Die Geschichte der englischen und französischen Bourgeoisie zeigt, daß kein anderer Weg existiert."

Abschnitt über die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, 1865


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jalla ehemaliges Mitglied

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14.11.2007 um 12:59
> Man sieht alleine schon an der Satzstruktur und dem Aufbau der Rede, dass sie nicht
> einfach zu lesen ist,

Das sollte man aber weniger Marx anlasten als dem Umstand, daß die Präambel nahezu aller internationaler Vereinbarungen so geschrieben ist.

"In Anerkenntnis dessen, daß [...];
unter Berücksichtigung dessen, daß [...];
anerkennend, daß [...];
berücksichtigend, daß [...];
in der Überzeugung, daß [...];
in dem Bewußtsein, daß [...];
unterstreichend, daß [...];
in Anerkenntnis [...];
das Ziel bekräftigend, [...];
die Verpflichtungen übernehmend, [...];
erklärend, daß [...];
verabschiedet das Parlament das nachfolgende Gesetz:"

(Aus der Präambel des Gesetzes über die nationalen Minderheiten und autonomen Gemeinschaften)


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14.11.2007 um 19:49
@toledo
Zitat von toledotoledo schrieb:Die Wirtschaft lief genauso, wie sie beim nächsten Sozialismusexperiment wieder laufen würde. Das liegt nicht an irgendwelchen Regierungen.
Nein, das habe ich im Einzelnen bereits ausgeführt warum das nichts mit Sozialismus und Marxismus zu tun hatte sondern eher mit Lenins Einführung des deutsch-kaiserlichen Generalwirtschaftsplans. Nachzulesen hier und im Thread "Oktoberrevollution"...

Eine falsche Behauptung wird auch durch Wiederholung nicht stimmiger. -gg*


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14.11.2007 um 19:55
Bei Gietinger lesen wir z. B. folgendes Zitat von Lenin: "Solange in Deutschland die Revolution noch mit ihrer Geburt ´säumt´, ist es unsere Aufgabe, vom Staatskapitalismus der Deutschen [Kaiser Wilhelms Kriegswirtschaft 1914 - ´18] zu lernen, ihn mit aller Kraft zu übernehmen, keine diktatorische Methode zu scheuen, um diese Übernahme noch stärker zu beschleunigen, ... ohne dabei vor barbarischen Methoden der Kampfes gegen die Barbarei zurückzuschrecken.


Staatskapitalismus der Deutschen [Kaiser Wilhelms Kriegswirtschaft 1914 - ´18]... (sic)!

DAS war eben der Generalwirtschaftsplan des Walter Rathenau.....
und DEN hatte ich hier ja schon des öfteren vorgestellt.


(aus einem anderen Thread kopiert)

DAS was damals von Lenin als "Kriegskommunismus" bezeichnet worden ist, war nichts anderes als der Generalwirtschaftsplan des Walter Rathenau - entworfen für das Deutsche Kaiserreich um die Blockade der Allierten zu überstehen. Also ein Notfallplan, NUR sinnvolll in einer vergleichbaren Situation, in der das damalige Russland sich auch befand. Lenin, der diesen Wirtschaftsplan in Zürich bereits kannte und studiert hatte führte ihn ein um das blockierte Sowjetexperiment zu retten. Was denn auch gelang.

Lenin wusste um die Schwächen dieser Art Wirtschaft und änderte die Wirtschaftspolitik dann auch nach dem Ende des Bürgerkrieges. ER nannte das "Neue ökonomische Politik".

Stalin, der von Wirtschaft nun gar nichts verstand, beendete das Lenin´sche Projekt, das ja Privateigentum und kleines Gewerbe sowie einen Mittelstand wieder zugelassen hatte. und drehte das Rad wieder zurück - zurück zu Rathenaus Generalwirtschftsplan - was dann eben auch eine Planwirtschaft war, die zwar im Kriege - für einige Jahrte sinnvoll - jedoch im Freiden sich als das erwies was es auch war. Das unzulänglichere Wirtschaftsmodell.

.................................

So dann man mit Fug und Recht sagen kann: Die sozialistische Oktoberrevolution, ihr Sieg und das darauf folgende Wirtschaftsmodell ist AUCH das Ergebnis des Versuchsprogramms "Deutsche Weltherrschaft" der Jahre 1890-1918.


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15.11.2007 um 19:05
Die wirtschaftliche Entwicklung im deutschen Kaiserreich durch die Industriealisierung und die Folgen in der Gesellschaft


Nach dem Sieg des deutsch-französischen Krieges und der Gründung des deutschen Kaiserreiches erfuhr die deutsche Wirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern einen enormen Aufschwung und eine außerordentlich starke Umwandlung. Man könnte von einer zuvor noch nie dagewesenen wirtschaftlichen Blütezeit sprechen. Dies war zum einen bedingt durch die tiefgreifenden Veränderungen der industriellen Revolution, welche, wenn auch erst relativ spät im Vergleich zu England und anderen europäischen Ländern, schließlich auch das neu gegründete deutsche Kaiserreich erreichte. Zum anderen schuf allerdings auch erst eine politische Neuordnung durch den Zusammenschluss der deutschen Einzelstaaten zu einem gesamtdeutschen Reich die notwendigen Voraussetzungen, aus den Feudalistischen Herrschaftsstrukturen und der deutschen Kleinstaaterei auszubrechen und ein Gesamtgebilde zu konstruieren, in welchem die Industriealisierung ihren entsprechenden Nährboden finden und sich überhaupt erst einmal entwickeln konnte.

Die Entwicklung war jedoch so schnell und gewaltig vor sich gegangen, dass das deutsche Kaiserreich seinen vormaligen Rückstand binnen weniger Jahre nicht nur aufholen konnte, sondern im Vergleich zu anderen Ländern sogar weitestgehend an die Spitze gelangte und eine führende Rolle in der Weltwirtschaft einnahm. Dies lag insbesondere aber auch an den laufenden und hohen Reparationskosten der Franzosen gegenüber dem deutschen Kaiserreich. Diese enormen Geldsummen wurden von den deutschen in Industrieanlagen, Eisenbahnlinien, den Bergbau und auch in der Landwirtschaft investiert. Auch eine neue Strukturierung in Berufsgruppen wie das Dienstleistungsgewerbe, Angestellte und das Beamtentum, Verwaltung und der Aufbau eines Versicherungswesens trugen sehr schnell dazu bei, dass ein sehr hoher technischer Entwicklungsstand und ein allgemeiner Wohlstand in wenigen Jahren erreicht wurde. Ausgenommen vom Wohlstand allerdings,- und das ist die Kehrseite,- waren vor allem die einfachen Industriearbeiter, als auch die in der Landwirtschaft eigentlich tätigen, als Frohnarbeiter und das allmähliche Zurückgehen der selbstständigen Handwerksbetriebe, welche in immer größerem Umfange Abhängig von den Kapitalisten der Großindustrie wurden, um überhaupt noch Aufträge zu erhalten und so nur noch, wenn überhaupt, zu einem Großteile eine gewisse Scheinselbstständigkeit aufrecht erhalten konnten oder aufgeben mussten.

Wenn man sich verschieden Bereiche in der deutschen Binnenwirtschaft betrachtet, so ist in einem Zeitraum von 43 Jahren, zwischen 1870 und 1913 ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, dass sich mindestens verdoppelt hat, teilweise sogar vervierfacht, verfünffacht oder gar verzehnfacht hat. So waren die Ertragsquoten in der Landwirtschaft in Reichsmark umgerechnet auf das doppelte gestiegen. Von 5,7 Mrd. RM im Jahre 1870 auf 11,2 Mrd. RM im Jahre 1913. Eine Steigerung von 100 %. Im Verteidigungssektor fand zwischen 1870 und 1913 ebenfalls eine Verdoppelung von 1,6 Mrd. RM auf 3,4 Mrd. RM statt, also ebenfalls eine Steigerung von 100 %. Im Dienstleistungssektor hat sich die Wertschöpfung vervierfacht von 1,0 Mrd. RM auf 4,0 Mrd. RM. Also eine Steigerungsrate von 400%. Im Bergbau fand ebenso eine Vervierfachung in der Wertschöpfung statt. Von 0,25 Mrd. RM auf 1,93 Mrd. RM, also auch hier wurde eine Steigerungsrate von 400 % erreicht.

Im Handel,- Banken,- und Versicherungswesen fand ebenfalls eine Vervierfachung in der Wertschöpfung von 1,08 Mrd. RM auf 4,4 Mrd. RM statt, also auch eine Wertsteigerung von 400%. Eine Verfünffachung ergab sich im Wohnungswesen von 0,48 Mrd. RM auf 2,43 Mrd. RM. Also eine Steigerungsrate von 500 %.

In der Industrie ergab sich auch eine Verfünffachung in der Wertschöpfung von 3,74 Mrd. RM auf 19,90 Mrd. RM. Also ebenfalls eine Steigerung von 500%. Im Verkehrswesen ergab sich sogar eine Verzehnfachung in der Wertschöpfung von 0,28 Mrd. RM auf 3,14 Mrd. RM. Also eine Steigerung von 1000 %. Lediglich im Bereich der häuslichen Dienste ist kaum eine Veränderung, im Vergleich zu den anderen Bereichen festzustellen. Lediglich von 1.0 14 Mrd. RM auf 1.061 Mrd. RM ist die Gewinnsteigerung in 43 Jahren, zwischen 1870 und 1913 auffällig niedrig, also eher stagnierend zu bezeichnen.

Das gesamte Volkseinkommen, was 1870 erwirtschaftet wurde im Vergleich zu 1913, welches man heute als Bruttosozialprodukt bzw. Brutto-Inlandsprodukt (BIP) bezeichnen würde,- zeigt das tatsächliche Volkswirtschaftliche Wachstum in 43 Jahren an: Von 14.16 Mrd. RM auf 48.48 Mrd. RM ergibt dies in etwa eine Vervierfachung des Volkswirtschaftlich erwirtschafteten Vermögens, somit eine Steigerungsrate von etwa 400 %. Das ergibt einen Durchschnittswert von etwa 10% Wachstumsrate im Jahr.

In den USA stieg zum Vergleich die Roh-Eisenproduktion von 3,8 Mio Tonnen im Jahre 1880 auf 27,7 Mio Tonnen im Jahre 1910, also 30 Jahre später ist eine Verachtfachung zu verzeichnen, also eine Steigerungsrate von 800%. Russland im Jahre 1880 produzierte nur 0, 4 Mio t Roheisen, im Jahre 1910 jedoch 3,0 Mio t. Hier ist ebenfalls eine Verachtfachung in der Produktion zu verzeichnen, also auch eine Steigerungsrate von 800%.

An dritter Stelle folgt nun schon Deutschland mit Luxemburg, das 1880 rund 2,7 Mio t Roheisen erzeugte, dreißig Jahre später, im Jahre 1910 schon 14,7 Mio t Roheisen produzierte, was immerhin eine Verfünffachung darstellt, also eine Wachstumsrate von 500%. Belgien steigerte seine Produktion von 0,6 Mio t auf 1,8 Mio t, verdreifacht also in etwa seine Produktion und hat somit eine 300%ige Gewinnsteigerung zu verzeichnen.

Österreich-Ungarn ist bei einer Ausgangslage von 0,7 Mio t im Jahre 1880 auf 2,0 Mio t im Jahre 1910 gekommen, was etwas mehr als eine Verdopplung darstellt mit etwas über 100% Steigerungsrate.

Schließlich kommt Frankreich mit einer Ausgangsproduktion von 1,7 Mio t im Jahre 1880, das seine Produktion auf 4,0 Mio t steigern konnte, also etwa eine Verdopplung der Produktion erreichte, was immerhin noch eine Steigerung von 100% ausmacht. Schweden liegt 1880 bei einer Produktion von 0,3 Mio t Roheisen. Im Jahre 1910 bei 0,6 Mio t. Und hat somit seine Produktionskapazität ebenfalls verdoppelt und eine Steigerung von 100 % erreichen können. An letzter Stelle steht interessanterweise Großbritanien mit einer Produktion von 7,8 Mio t Roheisen im Jahre 1880 und erlangt im Jahre 1910 nur 10,1 Mio t, was zwar wesentlich mehr Roheisen in Tonnen darstellt als zB. Schweden mit nur 0,6 Mio t,- aber da hier nur eine knapp 1,3 fache Erhöhung der Produktion zu ersehen ist, was einer Steigerungsrate von 13% entspricht, tritt Großbritanien was das Wirtschaftswachstum in der Montanindustrie anbetrifft erheblich vor den anderen Ländern zurück.

Um einen Überblick auf die gesamte Weltproduktion von Roheisen und seine Entwicklung in 30 Jahren zu erhalten, so ist im Jahre 1880, also so ziemlich noch in der Mitte der industriellen Revolution eine Weltproduktion von 18,4 Mio t Roheisen zu verzeichnen, im Jahre 1910 jedoch eine Weltproduktion von 65,8 Mio t Roheisen zu verzeichnen. In 30 Jahren hat sich die Produktion von Roheisen weltweit also etwas mehr als vervierfacht, was einer prozentualen Steigerung von etwas mehr als 400% Wachstumsrate entspricht.

Dies zeigt, dass sich die industrielle Revolution besonders stark in der Stahlproduktion niederschlägt und einen wichtigen Faktor darstellt. Es zeigt auch, das Deutschland mit einer Verfünffachung seiner Produktionskapazität im Roheisensektor, was die prozentualen Steigerungsraten anbetrifft, nun weltweit an 3. Stelle steht.


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