Wie kam Karl Marx auf seine Ideen?
03.11.2007 um 16:24Furunkel als Ursprung des kommunistischen Manifestes?Quelle: Sächsische Zeitung
Von Jochen Wittmann, SZ-Korrespondent in London
Ein britischer Mediziner diagnostiziert bei Marx chronische Krankheiten und stellt Verbindungen zu dessen Werk her.
An seinen Furunkeln, drohte einst Karl Marx grimmig, werde die Bourgeoisie noch kräftig zu leiden haben. Wie wahr?
Der Journalist aus Trier, Autor des „Kapitals“ und einer der wirkungsmächtigsten Denker der Deutschen litt während langer Phasen seines Lebens unter schlimmen Hautproblemen. Seine Furunkel, Karbunkel und Eiterbeulen, so seufzte er 1867 in Briefen an Friedrich Engels, würden ihm das Leben schwer machen. Jetzt ging ein britischer Dermatologe Marxens Malaise auf den Grund. Der Hautspezialist Sam Shuster veröffentlichte im „British Journal of Dermatology“ einen Aufsatz, der Zusammenhänge zwischen dem Temperament von Marx und seiner Hautkrankheit sieht.
Der Philosoph, diagnostiziert erstmals Professor Shuster, habe an „Hidradenitis Suppurativa“, dem Schweißdrüsenabzess, gelitten. Dabei handelt es sich um eine langwierige Hauterkrankung, die zu schmerzhaften, furunkelartigen Entzündungen in den Achselhöhlen und der Leistengegend führt. Behandelt wird sie heute mit Antibiotika, die gab es aber in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht.
Schwierige Charakterzüge
Kein Wunder, dass Marx unter den chronisch auftretenden Krankheiten zu leiden hatte. Sein einziger Trost, schrieb er Engels, wäre, dass die Furunkel „eine wahrhaft proletarische Krankheit“ seien.
Shuster ist überzeugt, dass die Hidradenitis schwere psychologische Effekte bei Marx auslöste. „Zusätzlich zur Verminderung der Fähigkeit zu arbeiten, die zu seiner deprimierenden Armut beitrug“, meint der Dermatologe der University of East Anglia, „hat Hidradenitis auch seine Selbstachtung vermindert.“
Die ständigen Hautprobleme hätten auch zur Verschlimmerung der schwierigen Charakterzüge des Deutschen beitragen, dessen Benehmen im zwischenmenschlichen Umgang offenbar zu wünschen übrig ließ. „Niemals habe ich einen Menschen gesehen“, berichtete Zeitgenosse Carl Schurz über Marx, „von so verletzender, unerträglicher Arroganz des Auftretens. Keiner Meinung, die von der seinen abwich, gewährte er die Ehre einer einigermaßen respektvollen Erwägung. Jeden, der ihm widersprach, behandelte er mit kaum verhüllender Verachtung.“
Der Vater des Kommunismus als eine Person, die aufgrund ihrer Eiterbeulen zum Hass auf die besitzenden Klassen angetrieben wurde? Durchaus, meint Professor Shuster. Es sei gut belegt, dass Menschen, die an Hidradenitis erkranken, unter psychologischen Problemen leiden. Und seine chronische Hautkrankheit mag sehr wohl die Schriften von Marx beeinflusst haben: Die psychische Entfremdung, die Hidradenitis auslöst, werde, so Shuster, „reflektiert durch die Entfremdung, die Marx in seinen Arbeiten entwickelt.“
Wenn er mal da nicht zu weit geht. Die Entfremdung des Arbeiters durch die Produktionsverhältnisse als ein zentrales Konzept der Marx’schen Philosophie lässt sich wohl kaum einfach mit dem Verweis auf Furunkel abtun. Das hätte ungefähr so viel Sinn, wie die Erklärung der Zivilisationskritik Nietzsches durch dessen Ruhrerkrankung oder Syphilisinfektion.
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1651812
Ein englischer Medizinprofessor mit dem Namen Shuster diagnostiziert hier interessante Thesen, wie Karl Marx zu seinen Ideen kam. Sind Sozialismus und Kommunismus nur Wahnvorstellungen, die einem psychologisch schwer angeschlagen Menschengehirn entsprungen sind? Es wäre eine Erklärung für das klägliche Scheitern dieser Idee. Was meinen denn die Allmystery-Leute dazu?