@klausbaerbel
bennamucki schrieb:Völkermord ist Völkermord. Dabei ist zumindest für mich die Intention und die Intensität unerheblich.
Für dich mag ein Völkermord immer ein Völkermord sein, für mich ist es aber schon wichtig zu differenzieren.
Der Völkermord an den Juden durch die Deutschen wurde ohne jeglichen Grund durchgeführt. Es gab keine Aufstände oder marodierende Banden, die durch die Dörfer gezogen sind und wahllos Menschen abgeschlachtet haben.
Bei dem Völkermord an den Armeniern ist das aber etwas anders. Wenn du dich mit der Geschichte beschäftigt hast, wirst du bemerkt haben, dass dieser Genozid während des 1. WK stattgefunden hat. Warum zu dieser Zeit? Die Armenier wurden von diversen Staaten mit der Versprechung eines eigenen Staates dazu ermuntert Aufstände zu verüben. Dabei haben sie unter dem Deckmantel der Russen, die damals im Osten des Osmanischen Reiches eingefallen sind, osmanische Dörfer überfallen und alle Grausamkeiten, die den Türken vorgeworfen werden, wie Vergewaltigung, Massakrierung der Bewohner ohne Rücksicht auf Alte, Frauen und Kinder, durchgeführt. Gleichzeitig kämpfte das osmanische Heer an verschiedenen Fronten und konnte sich zunächst den Überfällen nicht widmen. Später, als die Russen sich durch Unruhen in ihrem eigenen Gebiet zurückziehen mussten, wurde mit einer größeren Wucht, gesteuert durch die Wut und den Hass der Menschen, zurückgeschlagen. Ich schreibe hier Osmanen, denn unter den Osmanen waren an den Massakern damals Türken, Kurden und Azeris beteiligt. Denn genau diese Menschen wurden zuvor von armenischen Banden abgeschlachtet.
Das erwähnte soll keineswegs den Völkermord relativieren. Du fragst dich vllt warum ich das dennoch als Völkermord ansehe.
Ich als türkischer Migrant stehe mit meiner Ansicht relativ allein da und werde diese Ansicht auch weiterhin aufrecht erhalten, obwohl ich früher eine andere Meinung hatte. Für mich ist das ein Völkermord, weil im Gegensatz zu den Vergehen der Armenier die Deportation und Vernichtung der Armenier staatlich angeordnet war. Viele Türken werden mich wieder verteufeln, denn die türkische Meinung ist, dass die Osmanen nur zurückgeschlagen haben. Das stimmt zwar, aber für die Handlung einiger Banden, mehr oder weniger spielt dabei keine Rolle, kann man nicht ein ganzes Volk verurteilen und in den Tod schicken.
Die Deportation allein ist für mich kein Aspekt des Völkermords. Denn man musste damals befürchten, dass die Russen irgendwann wieder ins osmanische Gebiet einfallen und die Armenier wieder osmanische Dörfer überfallen und die Menschen massakrieren würden. Daher kam der Befehl der Deportation. Was das ganze für mich zum Völkermord macht ist der Umstand, dass die Deportierten in Waggons ohne Wasser und Nahrung einpfercht und größtenteils in die mesopotamische Wüste geschickt wurden. Am Ankunftsort gab es keine Unterkünfte, keine Nahrung oder medizinische oder sanitäre Versorgung. Sie wurden sich selbst überlassen und deren Tod wurde in Kauf genommen.
Einige türkische User, die mich als Verräter auch beschimpften, führten an, dass es nicht beabsichtigt war den Tod der Menschen geplant zu haben. Sie mögen recht haben.
ABER wenn ich als staatliche Institution von Todesfällen durch Missstände, wie Überfälle von ansässigen Sippen und mangelnde Versorgung durch Lebensmittel bei den Deportationen mitbekomme, blase ich die Aktion ab und versuche etwas anderes zu machen, so dass es nicht mehr zu Todesfällen kommt. Wenn ich nix ändere, obwohl massig Menschen sterben, dann nehme ich deren Tod in Kauf. Ich habe als Staat eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber meiner Bevölkerung, ob Türke, Kurde, Armenier, Grieche, Tscherkesse oder sonstwer, ob Muslim, Christ oder Jude.
Weiterhin wird durch türkische User angeführt , dass es damals während der Deportation nicht möglich war die Menschen mit genügend Nahrungsmittel zu versorgen, oder ihnen am Ankunftsort Wohnstätten oder Nahrung zur Verfügung zu stellen, da man mitten in einem Weltkrieg war und diese Mittel keinem in der Bevölkerung zu genüge zur Verfügung stand. Dagegen habe ich nur zu sagen, wenn der Staat das nicht organisieren kann, dann darf er auch keine Deportation anordnen, bei dem hunderttausende Menschen starben.
Kommen wir zu einem anderen Punkt.
Es wird oftmals mit zweierlei Maaß gemessen auch und gerade hier auf Allmy. In einem anderen Thread, Kriegsverbrechen der Amerikaner, haben einige User den Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki damit versucht zu relativieren, weil
a) das die einzige Möglichkeit war den Krieg mit relativ wenigen Verlusten, versteht sich, dass es dabei um die amerikanischen Verluste ging, denn wie groß der Verlust von Zivilisten auf japanischer Seite war wissen wir ja mittlerweile.
b) damals der Begriff des Kriegsverbrechens völkerrechtlich noch nicht definiert worden sei und somit das kein Kriegsverbrechen gewesen sein kann und, dass es damals eine andere Wertevorstellung gab.
Das wurde durch einen Mod toleriert und gebilligt, die auch noch versuchte die Diskussion zu verwässern, in dem sie den Thread in allgemeine Kriegsverbrechen umändern wollte.
Ich weiss nicht wann der Begriff des Völkermords völkerrechtlich definiert wurde, aber wenn das nach 1917 geschen sein sollte, könnte die Türkei dann auch sagen "wisst ihr bei den Vorfällen im 1.WK gab es noch keinen völkerrechtlich definierten Begriff des Völkermordes, also war da kein Völkermord".
Zu der Zeit des Genozids an den Armeniern gab es auch eine andere Wertevorstellung und Wertewahrnehmung. Es herrschte damals die Wahrnehmung vor jemandem, der einem Mitglied Schaden zufügte das mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Ist doch heute nicht anders. Alle schimpfen mit Recht auf gewalttätige migrantische Jugendgruppen. Lass diese Jugendgruppen mal nicht nur einige Menschen zusammenschlagen und abziehen, sondern einige Dörfer überfallen und dabei Frauen und Kinder vergewaltigen und töten. Ich möchte nicht wissen, wie es den Muslimen auf deutschen Straßen ergehen würde, wenn heute schon gesteuert durch panikmache Muslima auf der Straße die Kopftüche weggerissen werden und sich Deutsche im Bus woanders hinsetzen.
Für mich bleibt ein Völkermord ein Völkermord und ein Kriegsverbrechen ein Kriegsverbrechen, egal ob schon definiert oder nicht.
Die reSChtchreibveler könT iHr behLaten, nach svay Stunden Fussball hab isch kaine LUst zu corigiren.