Der IRAN bombardiert die PKK in den Kandil-Bergen
30.10.2007 um 15:07
Koordinierungsrat der Muslime macht PKK für Ausschreitungen verantwortlich
Moderation: Jörg Degenhardt
Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland hat nach den gewalttätigen Ausschreitungen von Türken und Kurden in Berlin zur Ruhe aufgerufen. Nur eine Minderheit habe sich an den Demonstrationen beteiligt, betonte der Sprecher der Organisation, Bekir Alboga. Die Verantwortung für die Krawalle liege bei der PKK.
Jörg Degenhardt: Junge Türken machen in Kreuzberg Jagd auf Kurden. Es geschah am Sonntag in der deutschen Hauptstadt. Nach einer angemeldeten Kundgebung zur Einigkeit und Brüderlichkeit zwischen Türken und Kurden hat es zwei spontane unangemeldete Demonstrationszüge gegeben. Bei einem sei die Situation eskaliert, so die Polizei. Es folgten mehrstündige Auseinandersetzungen. Es gab Verletzte auch auf Seiten der Polizei und Festnahmen. Hintergrund der Auseinandersetzungen ist der Konflikt in der Grenzregion der Türkei zum Irak. Ankara droht mit einem militärischen Vorgehen gegen Stellungen der Arbeiterpartei PKK im Nordirak, von woaus eben die PKK Angriffe auf die Türkei vorbereitet. - Am Telefon ist jetzt Bekir Alboga, der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland. Guten Morgen Herr Alboga!
Bekir Alboga: Schönen guten Morgen!
Degenhardt: Ist der Konflikt zwischen Kurden und Türken schon nach Deutschland übergeschwappt, oder waren das am Wochenende Ausnahmefälle, die wir da erlebt haben?
Alboga: Ich teile die Bezeichnung zwischen Kurden und Türken nicht. Es ist eine Spannung da, die vom PKK-Terrorismus gezeugt ist. Das geht auf keinen Fall um eine Spannung zwischen türkischen und kurdischen Menschen, die seit Jahrhunderten in geschwisterlichen Beziehungen und Verhältnissen gelebt haben und weiterhin noch leben, sowohl in der Türkei als auch in Deutschland. Ich kenne sehr viele sunnitisch geprägte Kurden, die in den sunnitischen Moschee-Gemeinden hier in Deutschland, die von den sunnitischen Türken unterhalten werden, das Gebet Schulter an Schulter im selben Gotteshaus verrichten. Deswegen es ist den PKK-Terroristen gelungen, selbst unter den Menschen hier in Deutschland eine Spannung zu schaffen. Deswegen kann ich nur sowohl die türkischen als auch die kurdischen Mitglieder unserer Mitmenschen hier in Deutschland um Ruhe und einen kühlen Kopf bitten.
Degenhardt: Was heißt das? Zum Beispiel auch, dass die deutschen Medien diese Auseinandersetzung nicht überbewerten sollen?
Alboga: Die deutschen Medien sollten zunächst mal den PKK-Terrorismus als solchen benennen.
Degenhardt: Machen sie das nicht?
Alboga: Meiner Meinung nach heißt "es eine Freiheitsbekämpfung" oder "ein Freiheitskampf". Das stimmt wirklich nicht. Ich kenne die Situation auch in der Türkei. Millionen von Kurden leben sehr, sehr friedlich mit Millionen von Türken. Sie sind verheiratet. Es sind feste familiäre Verhältnisse entstanden. Meiner Meinung nach gibt es in Deutschland manche Massenmedien, die das nicht deutlich als PKK-Terrorismus bezeichnen.
Degenhardt: Berlins Innensenator Körting hat gleichwohl betont, Gewalttäter würden nicht nur strafrechtlich verfolgt, sondern müssten nach dem Ausländerrecht auch mit Ausweisungen rechnen. Empfinden Sie dieses Vorgehen als angemessen?
Alboga: Wenn man sich nicht kontrolliert, sollte man diese Warnung ernst nehmen, denn wir haben überhaupt kein Interesse daran, dass Konflikte auf der ganzen Welt in Deutschland fortgesetzt werden. Ob Ausweisung, ob Abschiebung eine Lösung wäre, denke ich nicht, aber wir haben natürlich auch ein Interesse daran, dass unser friedliches Zusammenleben in Deutschland auch in Berlin bewahrt bleibt.
Degenhardt: Müssten Sie dann nicht mehr Einfluss auf beide Seiten nehmen, um gewalttätige Ausschreitungen wie vom letzten Wochenende in Berlin zu verhindern?
Alboga: Wir haben am Wochenende gesagt, wir unterstützen dieses Wochenende keinerlei Aktionen. Wir sind ja für Meinungsfreiheit, wir sind für das Recht, dass man auch demonstriert, aber bitte friedlich. Zweitens muss man ja nicht unbedingt auf dem gleichen Demonstrationsplatz demonstrieren. Man kann ja getrennt demonstrieren. Man müsste natürlich auch vorsichtig sein, dass man dem PKK-Terrorismus keinen Platz anbietet, dass dieser Terrorismus hoffähig wird, denn die PKK ist ja als terroristische Organisation, als solche auch seitens Deutschland akzeptiert. Ich kann nur sagen, natürlich kann man friedlich demonstrieren. Das ist gutes Recht für unsere Bürgerinnen und Bürger. So soll es auch sein. Freiheit muss bewahrt werden. Aber wir sollten auch schon aufpassen, dass diese Freiheit für Terrorismus nicht instrumentalisiert oder missbraucht wird.
Degenhardt: Hören denn die beiden Streitparteien auf den Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland?
Alboga: Wir haben alle Muslime vertreten beim Koordinationsrat der Muslime. Es gibt viele Muslime aus allen Ecken und Nationalitäten. Nach dem Koran sind alle Menschen zunächst mal Menschengeschwister und Kurden und Türken leben seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden im Orient zusammen. Natürlich vertreten wir alle Muslime, die sich durch uns vertreten lassen.
Degenhardt: Das Zentrum für Türkeistudien in Essen sieht negative Auswirkungen für die Integration nach den Krawallen von Kreuzberg. Teilen Sie auch diese Sorge?
Alboga: Sobald dieser Konflikt in der Türkei oder im Südosten der Türkei gelöst wird, wird sicher auch nachlassen, dass eine spontane Spannung existiert, die als eine Reaktion auf diese terroristischen Aktivitäten dort entstanden ist. Sobald die Weltgemeinschaft dafür Sorge trägt, dass dieser Terrorismus auch einigermaßen gedämpft wird und bekämpft wird, werden diese Menschen in Deutschland wieder zusammen leben. Man muss natürlich damit rechnen, es gibt Menschen, die eine bestimmte Ideologie verfolgen, die sie aber nicht aussprechen, sondern die diese Gelegenheit jetzt einfach ausnutzen. Da müssen wir aufpassen, dass auch solche spontanen Spannungen für die Ideologie nicht ausgenutzt werden.
Degenhardt: Aber Herr Alboga machen Sie es nicht ein bisschen einfach? Die Bürger in Deutschland sehen doch, was auf der Straße passiert. Da wächst doch dann auch die Sorge, dass in Zukunft hier in Deutschland Stellvertreterkriege ausgetragen werden.
Alboga: Ich habe ja deswegen gesagt, wenn wir den Terrorismus in aller Deutlichkeit Terrorismus nennen, dann werden viele kurdischstämmige Mitbürgerinnen und Mitbürger hier in Deutschland reagieren. Sie halten sich sowieso fern. Schauen Sie es ist eine kleine Minderheit von kurdischstämmigen Menschen in Berlin. Es leben bestimmt mehrere Tausend Menschen und wie viele haben an einer solchen Demonstration teilgenommen. Sie haben überhaupt kein Interesse an Spannung.
Degenhardt: Sagt Bekir Alboga, der Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland. Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.
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