@shionoroWelche Konsequenzen?
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MOSKAU, 25. August (RIA Novosti). Die Liste der potentiellen westlichen Sanktionen gegen Russland sieht laut führenden US-Experten blass im Vergleich zu dem aus, womit Moskau antworten könnte.
Zugleich hofft man in Washington darauf, dass Moskau auf radikale Gegenmaßnahmen verzichten wird, um seinen Finanz- und Sicherheitsinteressen nicht zu schaden, schreibt die Tageszeitung "Nesawissimaja Gaseta" am Montag und bringt dazu mehrere Zitate aus internationalen Medien.
US-Handelsminister Carlos Gutierrez verwies in seinem "Spiegel"-Interview darauf, dass Russland seine Präsenz in der G8 und seinen Beitritt zur Welthandelsorganisation riskiere.
Auf der Liste der Drohungen Washingtons, die in den letzten Tagen offiziell und über diplomatische Kanäle formuliert wurden, stehen auch eine Verhinderung der OECD-Aufnahme Russlands, ein Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi (diese Initiative soll im September im US-Kongress behandelt werden) und ein Einfrieren des russisch-amerikanischen strategischen Dialogs.
Angela Stent, Direktorin für Russland-Studien an der Georgetown-Universität, verweist indes darauf, dass Moskau die US-Bemühungen, Iran für dessen Atomambitionen zu bestrafen, im UN-Sicherheitsrat behindern könnte.
"Dazu könnte man auch alle Programme zur Bekämpfung des Terrorismus und des illegalen Rauschgifthandels zählen sowie Syrien, Venezuela und die Hamas", betonte Prof. Stent. "Und natürlich die Energiewirtschaft. Es gibt eine Reihe von Bereichen, in denen die Russen ihre bisherige Kooperation einstellen könnten."
Die "International Herald Tribune" schreibt unter Berufung auf den namhaften Russland-Experten und führenden Berater von Präsidentschaftskandidat Barack Obama, Professor Michael McFall von der Stanford-Universität, die Expertin des Moskauer Carnegie-Zentrums Masha Lipman und den ehemaligen strategischen Berater im Nationalen Sicherheitsrat Peter Feaver über mögliche andere Hebel, die Moskau betätigen könnte.
Washington brauche von Moskau mehr, als umgekehrt, heißt es. So wäre es notwendig, die Sicherheit der sowjetischen Kernwaffen zu gewährleisten, Hilfe beim Überzeugen Irans und Nordkoreas zu holen, auf die Atom-Programme zu verzichten, u. a.
Im Westen wird das "Horror-Szenario" befürchtet, dass Moskau versuchen könnte, seine Ansprüche auf die Halbinsel Krim geltend zu machen.
Eine weitere Möglichkeit, dem Westen Probleme zu bereiten, wäre die Versorgung Syriens mit Waffen, wie das der neueste Russland-Besuch des syrischen Präsidenten Bashar Assad gezeigt hat. Die Regierungen im Westen und in Israel seien außerdem von Berichten beunruhigt, Russland liefere bereits Teile für die russischen Fla-Raketenkomplexe des Typs S-300 an Iran, das dieser gegen amerikanische und israelische Flugzeuge einsetzen könnte.
Darüber hinaus könnte Russland den USA und der Nato die Versorgung ihrer Koalition in Afghanistan erschweren. Im April hatte Moskau Frankreich und Deutschland die Genehmigung für einen Transit ihrer nichtmilitärischen Güter über das Territorium Russlands erteilt. Russlands Nato-Botschafter Dmitri Rogosin mahnte den Westen bereits, dieser sollte sich nicht selbst den Weg versperren, auf den 50 000 Soldaten in Afghanistan angewiesen sind. Außerdem könnte Moskau Druck auf Kirgisien ausüben, von dessen Territorium die US-Soldaten in Afghanistan unterstützt werden, und auf Usbekistan, das die USA bei ihrer Afghanistan-Operation aktiver nutzen möchten.
Außerdem könnte Moskau seinen Ausstieg aus den Abrüstungs- und Rüstungskontrollabkommen beschleunigen. Die Aussetzung des KSE-Vertrages durch Russland ist bereits ein Beispiel dafür.
Flynt Leverett, ehemaliges leitendes Mitglied des nationalen Sicherheitsrates der USA und leitender CIA-Analyst, stellt fest: "Je höher Russlands Haushaltsüberschuss dank den steigenden Öl-Preisen wird, desto mehr wird Moskau zu einem immer wichtigeren Käufer amerikanischer Wertpapiere. Wollen denn diejenigen, die Washington aufrufen, Ultimaten an Russland zu stellen, dass Moskau seine Dollar-Aktiva abwirft?"
In der Zeitschrift "The National Interest" verweist Leverett darauf, dass Moskau bereits Anstalten macht, den Verkauf von russischem Öl auf Rubel umzustellen, was sich negativ auf die langfristigen Perspektiven des US-Dollars auswirken würde.