@tunkelich bin erstaunt und angenehm überrascht, dass wir mal in den meisten Dingen einer Meinung sind.
I.) Was Fällt ihnen als erstes zur DDR ein?
Sozialismus und Antifaschismus hoch und runtergebeten, an jeder Ecke.
Weniger Konsum, mehr Naivität, unbeschwerteres stressfreieres Leben.
Allerdings auch mehr Herzlichkeit und mehr Familien- und Nachbarn zusammenhalt. Im Westen finde ich irgendwie alles oberflächlicher, gestellter und rauher. Mache aber aus jedem System das beste draus.
II.) Verbinden sie eher positives oder negatives mit der DDR?
Beides, wobei ich das Negative eher aus den Westmedien erfahren habe.
Mich pers. hats nie betroffen.
Die Mauer möchte ich aber keinesfalls wieder!
Denn ich kann mir heute mehr leisten, als zu DDR-Zeiten, wo man für nichts und wiedernichts gebuckelt hat, Selbst wo ich arbeitslos war ging es mir wirtschaftlich besser als zu DDR-Zeiten.
Zu DDR-Zeiten hat mans allerdings auch nicht so sehr vermisst, weil mans ja (noch) nicht kannte.
III.) Haben ihnen speziell Bananen gefehlt?
Nö, meine Mutter war da immer sehr pfiffig und schnell am Laden, um die knappen und zugeteilten Südfrüchte zu erhaschen. Mangel in dem Sinne bestand für mich nie.
Früher musste man den Laden suchen wo es mal was gab, heute rennt man genauso rum, nach dem niedrigsten Preis.
Lebensmittelquali:
Man konnte zumindest noch erkennen, aus welchem Land zb. das Tomatenmark für das Ketchup kam und welchen Zustand es hatte an der Farbe, Konsistenz und Geruch.
Heutzutage frisst man mehr aufgetünchte Chemie als die Nahrung selber und hat meist nur noch das MHD als Anhaltspunkt.
Nur dachten wir in der DDR durch die Westwerbung halt, das Westprodukte einfach besser sein müssen, weil sie ja bunter verpackt waren und aus dem Westen kamen, leider ein Trugschluss, im Nachhinein.
IV.) Wie oft kamen sie mit der Reisefreiheit in Konflikt?
Nie, weil ein DDR-Bürger ganz andere Interessen hatte und sich grundsätzlich anders darauf einrichtete, halt gen DDR-Urlaub oder Osten (wenn man sichs leisten konnte). Man war viel bescheidener und Reisen in den Westen waren nie das Haupthema, meist nur für Rentner oder für die Westverwandschaft umgekehrt.
;)V.) Sahen sie die Stasi als Bedrohung?
Ich pers. nicht, man konnte damit umgehen. Und Meinungsfreiheit war auch kein besonders wichtiges Thema in der DDR, nur für bestimmte Gruppen.
Den normalen DDR-Bürger hats auch nicht wirklich interssiert. Das klingt mit der Stasi im Nachhinein alles schlimmer , als wies im ganz normalen Alltag war.
Klar gab es auch sehr extreme und grausame Fälle, will das keinesfalls runterspielen, aber wieviele DDR-Bürger betraf das derart gravierend, ausser das der Onkel (wie jeder 3. DDR-Bürger) vllt. mal bei der Stasi IM war und über alles und jeden Buch führte?
Wems interessiert mein unwichtiges Leben aufzuzeichnen... ;-)
Genauso könnte ich heute über Datenschutzmissbrauch sprechen usw.
PS:
Und meiner Meinung nach hat nur jemand das Recht die DDR scharf zu kritisieren und runterzuputzen, der sie auch aktiv und bewusst erlebt hat.
Denn meiner Erfahrung nach können sich die meisten Westdeutschen sowas überhaupt niemals wirklich vorstellen, haben halt völlig andere Erziehung, Interessen, Weltbild, Problene und Sorgen. Nicht bös gemeint, iss aber so.
Nur beide Sytseme sind halt völlig gegensätzlich.
Ich sage dann immer, wieviel nützt das westliche Wissen und Erfahrungen noch, wenn es genau umgekehrt gekommen wäre, sprich sich die Westbürger einem total anderen Gesellschaftssystem anpassen müssten und alles in Volkseigentum überginge? Dann würden nämlich viele genauso naiv dahstehen und belächelt werden.
;)Alle Menschen sind klug: Die einen vorher - die anderen nachher.
Wir haben die DDR überstanden und werden auch die BRD überstehen.